Singen macht Freude, das will Gabriela Czimer (links) in ihren Singkreisen und Kursen vermitteln. Seminare hält sie unter anderem auch auf einer Albhütte ab, Auftritte dagegen sind nicht geplant. Foto: Privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Gesang: Gabriela Czimer vermittelt Spaß am Singen ohne Leistungsdruck

Die Urmenschen am Lagerfeuer sangen ohne Noten, ohne Dirigent, sie wollten nicht auftreten, einfach nur ihre Stimme in Gemeinschaft erklingen lassen. Genau diese Einstellung zum Singen will auch Gabriela Czimer vermitteln.

Jungingen. Vielleicht muss man gar nicht bis in die Steinzeit zurückgehen. Bis vor einigen Jahrzehnten war diese Form des gemeinsamen Singens weit verbreitet. Man musste dazu nicht in einen Chor. Man sang bei Festen und sonstigen Treffen,

Gesang war Teil des Alltags, und unter anderem auch deshalb nennt Gabriela Czimer ihre Seminare "Singen ohne Grenzen". Veranstaltungsort ist unter anderem regelmäßig das Bildungshaus St. Luzen. Außerdem gibt es noch den "Scheunenchor", der seit Jahren regelmäßig in ihrem Haus in Jungingen zusammenkommt. Diesen Chor hat außer den Sängern selbst noch kaum jemand gehört. Er ist bislang nur ein einziges Mal aufgetreten – bei der Amnesty-Ausstellung im Hechinger Rathaus.

Die Zuhörer waren begeistert, aber weitere Auftritte sind nicht geplant. "Eine unserer Sängerinnen hatte vor dem Auftritt Schlafstörungen. Sonst schläft sie nach dem Singen wunderbar ein", erzählt Gabriela Czimer. Auch die anderen seien nicht wild auf Auftritte. Und eigentlich singe der Mensch ursprünglich nur deshalb, um sich wohl zu fühlen. Das Programm des Chors wäre auch etwas gewöhnungsbedürftig. Es sind Gesänge aus vielen Ländern, oft nur zwei Liedzeilen, die sich dann wiederholen. Mehrstimmig.

Man sitzt im Kreis, hört sich gegenseitig zu, passt sich den anderen Sängern an. Die Gruppe singt beispielsweise ein Kurzlied aus Afrika, das dort in manchen Regionen zur Begrüßung genau in solchen Wiederholungen gesungen wird.

Was Gabriele Czimer wichtig ist: "Jeder kann singen, aber aus dem Herzen". Sie hat eine Sängerin, die schon 70 Jahre alt ist. "Die hatte ein Singtrauma seit dem Schulunterricht. Alle haben ihr gesagt, sie kann nicht singen", so die Kursleiterin. Bis vor einigen Jahren habe die Frau das auch geglaubt. Mittlerweile singe sie bei ihr mit. "Es geht doch nicht nur um Leistung, es geht um Freude", sagt sie. Deshalb liegen bei ihr keine Noten aus. Alles wird aus dem Gehör heraus gelernt, "uns ist wichtig, dass wir ins Gefühl kommen", sagt sie.

Vor sieben Jahren ist sie in ein Bauernhaus nach Jungingen gezogen, davor sang sie in einem Tübinger Frauenchor, der auf "Zigeunerlieder" spezialisiert war und viele Auftritte hatte. "Das Singen fehlte mir hier", erzählt sie, also lud sie Leute zum Singen in ihre Scheune ein. Mittlerweile ist das eine feste Gruppe von etwa 15 Sängern.

Die gelernte Sozialpädagogin absolvierte auch eine Fortbildung zum "heilsamen Singen", und gibt seither Seminare. Dabei gehe es ihr nicht um die Behandlung von Krankheiten, betont sie, "aber jeder spürt, wie wohl das Singen tut", sagt sie. Und wer sich wohl fühle, gehe gesünder durchs Leben.

Sie hat nichts gegen traditionelle Chöre, die Konzerte geben. Ihr eigener Stil habe sich davon aber entfernt, meint sie. Bei ihr wird im Kreis gesungen, wie am Lagerfeuer. Man schaut sich an, stimmt sich mit Gesten und den Augen ab. "Das geht prima ohne Dirigent", sagt sie. "Tief einatmen, dann geht es los". Neben dem Scheunenchor hat sie mittlerweile eine Singgruppe, die sich aus ihren Seminaren gebildet hat. "Die haben sich gewünscht, sich weiter zu treffen", sagt sie. Jetzt kommen alle einmal im Monat zusammen. Sie bietet auch Wochenendseminare auf einer Hütte auf der Alb an. Eines sogar mit Schwerpunkt Jodeln. "Hört sich vielleicht lustig an, kommt aber sehr gut an", erzählt sie.

Weitere Informationen: singenohnegrenzen@gmail.com