In der Pfarr- und Wallfahrtskirche Jungingen werden bereits seit 1934 regelmäßig Wallfahrten gefeiert

Von Roland Beiter

Jungingen. Die Marienanbetung wird in Jungingen groß geschrieben. In der Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Silvester werden seit 1934 Marienwallfahrten gefeiert – bis zum heutigen Tag monatlich.

Der Oktober gilt als Rosenkranzmonat und ist wie der Mai als Marienmonat der Gottesmutter geweiht. Zur Oktoberwallfahrt war Vikar Cornelius Chukwu aus Burladingen nach Jungingen gekommen, um mit den gut 40 Katholiken die Messe "zu Ehren der Gottesmutter Maria" zu feiern. Der Geistliche bat um den Segen Gottes für die Menschen in Syrien und im Irak und "für uns selbst und unsere unausgesprochenen Bitten". Weil die Wallfahrtsmesse bis heute einen besonderen Stellenwert hat, war auch der katholische Kirchenchor unter der Leitung von Organist Alfred Schäfer dabei und sang Marienlieder. Sie sind seit jeher untrennbar mit den Wallfahrten verbunden und sind Ausdruck der Mariengläubigkeit der Katholiken.

Jungingen ist Zentrum der Marienverehrung

Jungingen sei geradezu prädestiniert als Wallfahrtsort, sagte Mesner Horst Bendix am Rande der Wallfahrt. Dass Jungingen zu einem Zentrum der Marienverehrung wurde, hängt zusammen mit der Stiftung des aus Gammertingen stammenden Martin Göggel aus St. Gallen, wie in einer Urkunde nachzulesen ist, die seit neuestem neben dem Gnadenaltar aufgehängt ist. Das Papier war von der Vorsitzenden des Pfarrgemeinderats, Wilma Evers, im Pfarrhaus gesichert worden. Zu lesen ist, dass vor 80 Jahren am 14. Dezember 1934, Göggel der "katholischen Pfarrkirche zu Jungingen …. dieses Ebenbild der hochgebenedeiten Gnadenmutter von Einsiedeln" gestiftet hatte, die seither den prächtigen Gnadenaltar schmückt.

Die Madonnenfigur ist wie das durch Brände und ständigen Kerzenrauch geschwärzte Original in der Schweiz schwarz eingefärbt und aus Zirbelholz geschnitten.

Als "Nebenquelle von Einsiedeln" wurde Jungingen durch die schwarze Muttergottes als Wallfahrtsort weit über das Killertal hinaus bekannt und das Pfarrhaus Zentrum für die Organisation von Wallfahrten nach Beuron und Einsiedeln.

Die Geschichte der Junginger Wallfahrten ist auch untrennbar mit zwei Ortsgeistlichen verbunden, Monsignore und Prälat Benno Kramer und Dekan und Geistlicher Rat Eugen Wessner. Während Prälat Kramer mit dem Aufbau der Wallfahrten in der Gemeinde beschäftigt war, erlebte diese unter Dekan Wessner eine Blütezeit, die bis Mitte der 1980er Jahre reichte. Aus dem Pfarrhaus in Jungingen wurden einst rund 120 Hohenzollerische Pilgerzüge nach Beuron, Einsiedeln, Altötting, Lourdes und Rom organisiert, an der fast 52 000 Pilger teilnahmen.

Bei den heutigen Messen sind ein Drittel der Gläubigen aus Jungingen, zwei Drittel kommen von auswärts, schätzt der Mesmer. Weil die Kirche als Wallfahrtsort immer geöffnet ist, kommen auch außerhalb der Gottesdienste Marienverehrer – darunter auch Nichtkirchengänger – an den Gnadenaltar, beten zur Mutter Gottes, zünden Kerzen an oder tragen ihre Sorgen und Nöte in ein ausgelegtes "Bittbuch" ein. Ein Beweis für Horst Bendix, dass die Marienverehrung auch heute noch aktuell ist.