Der Gemeinderat möchte eine Umfrage zur Nachfrage alternativer Pflegeformen starten. Foto: Hiekel Foto: Schwarzwälder-Bote

Sozialdezernent Eberhard Wiget zeigt Alternativen auf / Senioren-Wohngemeinschaften für Jungingen?

Von Julia Brenner

Jungingen. Der Bedarf an Pflegeplätzen in Jungingen ist zu gering, als dass sich ein Investor für ein Pflegeheim finden könnte. Das wurde in der Gemeinderatssitzung am Donnerstag deutlich. In Frage kommen eher alternative, neue Betreuungsformen.

Sozialdezernent Eberhard Wiget vom Landratsamt war extra nach Jungingen gekommen, nachdem das Thema Pflege in der Januarsitzung des Gemeinderates in den Fokus rückte. Die Bevölkerungskurve zeigt in Jungingen, wie auch im gesamten Kreis nach unten und die, die da sind, werden immer älter. "Wir sind auf einem absteigenden Ast", betonte Wiget. Derzeit seien in Jungingen 384 Bewohner im Alter zwischen 60 und 85 Jahren. Im Jahr 2030 sollen es dann 426 Senioren sein. "Diese Werte sind relativ verlässlich", sagte Wiget. Genauso "verlässlich" sei daher auch der ermittelte Bedarf an Pflegeplätzen für die Killertalgemeinde. Im Jahr 2020 werden dann demnach elf oder zwölf Dauer- oder Langzeitpflegeplätze nötig, ebenso wie ein Kurzzeit- und ein Tagespflegeplatz. Das sind laut Bürgermeister Harry Frick zu wenige, um den Bau eines Pflegeheims zu rechtfertigen, in dem mindestens 40 Plätze zur Verfügung stünden. Immerhin gebe es viele Pflegeeinrichtungen in den umliegenden Gemeinden Hechingen und Burladingen.

Ziemlich schnell lag daher der Fokus der Gemeinderäte auf alternativen Pflegeformen. Als solche nannte Wiget zum Beispiel ambulant betreute Wohngemeinschaften, Senioren-Wohngemeinschaften, Mehrgenerationenhäuser, Pflege im Quartier, betreutes Wohnen in Familien oder Pflege-Wohngemeinschaften.

Ob Interesse an solchen neuen Formen der Pflege besteht, möchte die Gemeinde rausfinden. "Die Nachfrage muss da sein, bevor man so ein Projekt startet", meinte Frick. Wünsche seien schnell geäußert, aber wenn es konkret werde, würden doch viele wieder abspringen.

Auf die Frage von Jürgen Kleinmann (Freie Wähler) nach einer konkreten Empfehlung für Jungingen konnte der Sozialdezernent nicht antworten.

Mit Umfrage kann Bedarf geprüft werden

Wiget empfahl eine Umfrage, um sich dem Thema zu nähern und das "Terrain zu sondieren". Fragen müsse man dabei freilich nicht unbedingt die jetzigen Senioren, sondern die 50- bis 60-Jährigen, die das Pflegeproblem in Zukunft treffen wird. Ralf Schuler (CDU) schlug vor, eine öffentliche Infoveranstaltung zu organisieren, um die verschiedenen, möglichen Modelle genauer vorzustellen und zu sehen, ob in der Bevölkerung Interesse besteht.

Laut Eberhard Wiget setzen sich derzeit vor allem die Träger für Dienstleistungen durch. Auch Vereine wie "Bürger helfen Bürgern" in Thanheim, die "SonNe Dotternhausen" und das Geislinger Soziale Netzwerk "GEBs" sind gefragt. Bei diesen Netzwerken helfen sich die Mitglieder jeweils mit kleinen Dienstleitungen aus. Durch sie entstehe eine "Versorgungsstruktur außerhalb der Pflege", meinte Wiget, der selbst Vorsitzender von "GEBs" ist.