Freibad: Alternativprogramm wird gut angenommen – ein Schwimmbecken kann es aber nicht ersetzen

Von Natascha Kübler

Letzte Woche hatte es endlich Freibadwetter. So wurde beim alternativen Kinderprogramm im Jungiger Freibad mehr gespritzt als – wie angedacht – gemalt. Das Angebot kommt indes gut an, auch wenn es ein Schwimmbecken nicht ersetzen kann.

Jungingen. "Hihi", kichert ein schelmisch dreinblickendes Mädchen mit Wasserschlauch in der Hand. Keines der Kinder im Junginger Freibad kann ihr an diesem Freitag entkommen: Im Nu hat sie jeden nass gespritzt, der ihr zu Nahe kommt. Da es aber 30 Grad hat, stört das auch niemand – unter Gekreische und Gekicher wird einfach mit Gießkannen "zurückgeschossen".

Noch hat das eigentliche Kinderprogramm – Holzlatten bemalen – noch gar nicht begonnen. Die Kinder haben einfach zu viel Spaß an den Wasserspielen. Am besten kommt die ganz normale Dusche neben dem Becken an und der dort angebrachte Gartenschlauch. Um diese "Füllstation" drängeln sich die Kinder: Und während die Gießkannen frisch aufgefüllt werden, spritzen die Kinder, was das Zeug hält. Aber auch die Baumdusche direkt gegenüber macht den Kids sichtlich Spaß sowie der Sandkasten (bis vor Kurzem noch das Planschbecken).

Als dann Grundschulleiter Tobias Lillge und Kai Heinzelmann vom Haus Nazareth die Holzlatten auf die Wiese legen, eilen die Kinder doch herbei. Bunte Holzbretter sollen an den Zaun um das gesperrte Becken kommen, "damit es nicht so nach Baustelle aussieht", erklärt Azubi Heinzelmann. Ob sie das leere Becken hinter Holzbrettern verstecken wollen? Schulleiter Lillge formuliert es so: "Der Anblick soll farbenfroh werden." Für den Schulleiter ist das Freibad-Kinderprogramm keine Arbeitszeit, es sei gewissermaßen sein Privatvergnügen.

Die Grundschule fühle sich seit jeher verbunden mit dem Freibad, meint Lillge. "Je beschäftigter Kinder in der Freizeit sind, umso ausgeglichener sind sie auch in der Schule", berichtet der Schulleiter. Die schlimme Nachricht, dass das Freibad nicht öffnen wird, hatte sich in der Schule schnell verbreitet. "Die Enttäuschung der Kinder war groß", schildert Lillge. Deshalb sei man mit dem Bürgermeisteramt ins Gespräch gekommen und habe sich etwas überlegt. "Wir sahen uns in der Verantwortung, etwas für die Kinder zu machen."

Kinder machen ihr eigenes Programm

Und so stehen Lillge und Heinzelmann jetzt mittwochs oder freitags im Freibad parat, um den Kindern etwas anzubieten. Viel machen müssen sie allerdings nicht, die Kinder unterhalten sich weitestgehend alleine. "Wir müssen nicht zwei Stunden Animationsprogramm machen", weiß der Schulleiter, "die Kinder sind selbstständig."

So werden den Kindern einfach Farbe und Holzlatten vorgesetzt. Und ganz von selbst legen die Kinder los. Die Jungs malen mit Blau und Grün und schreiben Freibad auf die Latten, die Mädels ihre eigenen Namen in Rot und Orange. "Geht so" antworten die Jungs auf die Frage, wie es ihnen gefällt, die Mädchen sind eindeutig eifriger am Werk.

Ob die Kinder das Schwimmbecken jetzt gar nicht mehr vermissen? "Doch" – aber das Alternativprogramm ist viel besser als nichts. Sogar bei extrem schlechtem Wetter wird das Programm angenommen, erzählt Ursula Köbele vom Bäderbetrieb. Beim ersten Angebot der Gemeinde war extrem schlechtes Wetter und trotzdem waren 13 Kinder da. "Hier ist immer Action", freut sich Köbele. Nach der schlimmen Ernüchterung sei es ein besonders schöner Anblick, jetzt doch Kinder im Freibad zu sehen.

Dem pflichtet auch Bürgermeister Harry Frick bei, der vorbeigekommen ist, um zu schauen, ob das Ganze auch gut läuft. "Es ist ein tolles Programm", lobt er.

Weitere Informationen: Im Wechsel bieten Gemeinde und Haus Nazareth/Grundschule ein Kinderprogramm im Freibad an. Termine und Infos sind auf der Gemeindehomepage zu finden: http://www.gemeinde-jungingen.de