Über die Junginger Firma, die zuletzt Welch Allyn hieß, hat Ludwig Bosch viele Monate geforscht. Der Vortrag, den er darüber halten wollte, wurde aber verhindert. Foto: Stopper Foto: Schwarzwälder-Bote

Vortrag des Junginger Heimatforschers soll durch massiven Druck verhindert worden sein

Von Klaus Stopper

Jungingen. Bosch und Speidel, dieser Name zählte einst zu jenen Junginger Firmen, die sich mit ihrer Findigkeit am Weltmarkt etablieren konnten. Dass er über diese Firma keinen Vortrag halten soll, ärgert den Junginger Heimatforscher Ludwig Bosch nun gewaltig.

Der Vortrag war schon länger für den vergangenen Samstag angekündigt. Immerhin war der Junginger Betrieb, der zuletzt zu Welch Allyn gehörte, in diesem Jahr endgültig geschlossen worden. Ein guter Anlass für einen Rückblick. Aber dann sei er von Seiten der Familie des vorigen Eigentümers massiv gedrängt worden, diesen Vortrag nicht zu halten, berichtet Ludwig Bosch. Zumindest habe man den Text vorher lesen wollen. "Aber ich lasse mich nicht zensieren", so Bosch.

Als ihm dann auch noch Jungingens Bürgermeister Harry Frick "empfohlen" habe, auf den Vortrag zu verzichten, haber er eingelenkt. "Ich will mich nicht rumstreiten", erklärt er. Trotzdem, dass er ziemlich sauer ist, damit hält er nicht hinter dem Berg. "Ich habe da ein halbes Jahr Arbeit reingesteckt", berichtet er. Viele Gespräche mit ehemaligen Beschäftigten habe er geführt. Und das alles habe er eigentlich nur auf Anregung von Bürgermeister Harry Frick gemacht, der die Firmengeschichte gerne aufgearbeitet gesehen hätte.

Was Ludwig Bosch ebenso wurmt: Er versteht überhaupt nicht, weshalb sein Vortrag mit so massiven Mitteln gestoppt wurde. "Das wäre ein ganz objektiver Bericht über fast 100 Jahre Firmengeschichte gewesen", erklärt er. Über manche Unternehmer, die in dieser Zeit gewirkt haben, seien ihm zwar im Zuge seiner Recherchen schon eigentümliche Geschichten geschildert worden, "aber das hätte in einem öffentlichen Vortrag natürlich keinen Platz gefunden", versichert er.

Die Firmengeschichte hätte ja auch schon genug hergegeben. Angefangen in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, als die beiden Junginger Waagenbauer Franz-Josef und Albert Bosch in Straßburg ihre Firma für Blutdruckmessgeräte aufgeben mussten, weil die das Elsass an die Franzosen fiel. Sie gingen zurück nach Jungingen, machten dort weiter und ihre 1921 gegründete Firma Bosch und Speidel lief prächtig. Bald lieferten sie ihre Geräte weltweit aus. Auch Karl Keller stieg ein. Die Firmenchefs wurden vermögend, und auch Jungingen profitierte.

1965 trennten sich die drei Firmenchefs. Daraus entwickelte sich die Firma Boso, die bis heute erfolgreich produziert, und die Firma Speidel und Keller, die ebenfalls bestens lief. 1992 verkaufte Blasius Speidel diese Firma dann an den US-Hersteller Welch Allyn, der hier erheblich investierte und modernisierte, lange gutes Geld verdiente bis im Jahr 2012 überraschend das Aus für das Junginger Werk verkündet wurde.

Dass Bosch über die alten Junginger Unternehmer einige Anekdötchen auf Lager gehabt hätte, dass er auch Konflikte im Verlauf der Firmengeschichte geschildert hätte, all das verhehlt Bosch nicht. Es seien eben sehr eigenwillige Persönlichkeiten gewesen. Aber er habe dennoch Respekt vor diesen Männern und ihrer Lebensleistung, die Arbeitsplätze und Wohlstand nach Jungingen gebracht hätten.

Und diesen Respekt hätte sich Ludwig Bosch auch für seine Arbeit als Heimatforscher gewünscht. Dass es daran gefehlt habe, "das wurmt mich jetzt halt ungemein", gibt er unumwunden zu.