Voller Hingabe: Mezzosopranistin Irina Gulde. Begleitet wurde sie beim Konzert in der Silvesterkirche an der Orgel von Anton Roggenstein. Foto: Beyer Foto: Schwarzwälder-Bote

Musikalischer Silvesterabend in der Junginger Wallfahrtskirche / Erlös geht an den Arbeitskreis Asyl

Von Willy Beyer

Jungingen. Romantischer Jahresausklang für den guten Zweck: Der konzertante Silvesterabend in Dialogform sorgte für eine volle Wallfahrtskirche St. Silvester und bereitete dem Publikum viel Freude. Der Erlös des Benefizkonzerts mit der Sängerin Irina Gulde und dem Organisten Anton Roggenstein ist für den Arbeitskreis Asyl bestimmt.

Der betreut Asylsuchende vornehmlich im Raum Hechingen. Ursula Stobitzer ist darin schon seit langem als ehrenamtliche Mitarbeiterin tätig. Sie und Hannes Reis als Vorsitzender der Hohenzollerischen Jakobus-Gesellschaft – Ideengeber des Projekts – begrüßten die Kirchgänger mit einem Dialog zum Thema Pilgern und Asyl.

Dabei ging es um die erlebte Not Asylsuchender vor und bei der Flucht ebenso wie ihre Schwierigkeiten nach der Ankunft in Deutschland. Wie sie würden auch Pilger Länder-, Sprach- und Kulturgrenzen überschreiten, meinte Reis, wobei das Pilgern sicherer sei, weil die Pilger am Ende ein Zuhause erwarte. Ursula Stobitzer ist viel in der Welt herumgereist. Aus ihren in einem "Reisebericht" gedruckten Erlebnissen las sie eine Geschichte aus Kurdistan vor. Und auch aus dem Gedicht, das Teil ihrer 1993 uraufgeführten Kantate ist, ging es um Krieg und Hoffnung, aber auch um Umweltverschmutzung und die Ausbeutung von Menschen.

Im schönen Kontrast zu den Wortbeiträgen standen die musikalischen Ausführungen mit zu Herzen gehenden Werken von Bach, Franck, Schubert und anderen Komponisten. In den Musikbeiträgen kontrastierten die mit Orgelspiel begleiteten Arien und Lieder mit einer im französischen Stil gehaltenen und durchaus noch als zeitgenössisch zu bezeichnenden fulminanten Orgelimprovisation von Anton Roggenstein.

Am Ende stimmt die ganze Kirche das Lied "Stille Nacht an"

Bei den in Latein und Deutsch intonierten Vokalwerken arbeitete Irina Gulde formschön die stilistischen Unterschiede der aus der Wiener Klassik wie Mozarts "Halleluja" oder der Barockzeit und der Romantik stammenden Stücke heraus. Höhepunkt der Vorträge waren sicherlich Verdis "Ave Maria", Schuberts "Du bist die Ruh" und besonders Mozarts "Et incarnatus est". Ein Stück, bei dem die flexible Gewandtheit der Mezzosopranistin von höchsten Stimmlagen bis in den "tiefen Keller" deutlich wurde. Das Publikum war beeindruckt, stand am Ende auf und spendete den verdienten Applaus, um darauf mit der improvisierenden Sängerin gemeinsam in das Lied "Stille Nacht" einzustimmen.