Begleitendes Info-Schreiben der Post an betroffene Kunden. Foto: sb

Post-Angestellter lässt Sendungen für Jettingen in großem Stil verschwinden. Polizei ermittelt.

Jettingen - Da reibt sich der Postkunde verwundert die Augen, wenn Kondolenzschreiben vom vergangenen Jahr erst jetzt im Briefkasten landen. In der Gemeinde Jettingen waren Unregelmäßigkeiten bei der Zustellung keine Seltenheit. Ein Postangestellter bunkerte massenweise Briefe bei sich zu Hause.

Etliche Jettinger bekommen seit einigen Tagen zum Teil dicke Kuverts von der Post, darin befinden sich längst überfällige Sendungen und ein knappes Schreiben vom Kundenservice der Post aus Marburg. "Leider können wir Ihnen die beigefügten Briefsendungen erste heute zustellen", heißt es in dem Schreiben. Und weiter: "Die für Sie bestimmten Sendungen wurden während der Beförderung entwendet und nun aufgefunden."

Dass Briefe in Jettingen nicht zugestellt wurden, war in der Vergangenheit kein Einzelfall. Jetzt erhalten nach und nach die Kunden die verschollenen Sendungen zugesandt, wie beispielsweise der Jettinger Reitverein, dem dadurch in diesem Jahr eine Bierverkostung einer regionalen Brauerei entging, in dem DIN-A4-Kuvert befand sich aber auch eine Rechnung vom 14. Juni 2014.

Eine Frau aus Oberjettingen vermisste in der Vergangenheit immer wieder Schreiben von Behörden. Einen Teil bekam sie jetzt zugesandt, aber einiges fehle auch noch, vermutet sie. Ein Brief, den sie jetzt nachträglich erhielt, stammt vom März 2013.

Die Post bekam von den Unregelmäßigkeiten in der Zustellung in Jettingen erst Mitte November dieses Jahres Wind – durch Hinweise von Postkunden, die vergeblich auf Sendungen warteten.

"Ein in der Briefzustellung in unserem Zustellstützpunkt Gäufelden Beschäftigter hat über einen längeren Zeitraum Teile der zuzustellenden Briefsendungen nicht an die Kunden ausgeliefert, sondern sie mit in seine Wohnung genommen und dort im Keller aufbewahrt", teilte Postpressesprecher Hugo Gimber auf Anfrage mit.

Der interne Ermittlungsdienst sei dem Mann durch Auswertung der Beschwerden auf die Spur gekommen. Nachdem sich der Verdacht Mitte November erhärtet hatte, habe man die Polizei hinzugezogen.Bei der Durchsuchung der Wohnung des Verdächtigen seien dann mehrere tausend Briefe entdeckt worden, von denen aber nur 20 geöffnet worden seien, erklärt Gimber. Das Beschäftigungsverhältnis mit dem Mitarbeiter wurde sofort beendet, die Post hat Strafanzeige gegen den Mann erstattet.

Die Ermittlungen der Polizei seien noch nicht abgeschlossen Auch ist über das Motiv des Postangestellten noch nichts bekannt. Die Jettinger werden auch in nächster Zeit noch Sendungen mit nicht zugestellten Briefen erhalten. "Wir sortieren noch", macht Gimber klar, dass die Abarbeitung der verschollenen Briefe noch Zeit in Anspruch nehmen wird.