Irmgard Singer gab aktuelle Einblicke in die Arbeit des Franziska-von-Hohenheim-Stifts. Foto: Geisel Foto: Schwarzwälder-Bote

Gemeinderat: Rat tagt im Franziska-von-Hohenheim-Stift / Altersdurchschnitt der Bewohner liegt bei 86 Jahren

Jettingen. Der jährliche Besuch stand ins Haus: Im Juli 2015 beschloss der Gemeinderat, jedes Jahr in einem örtlichen Unternehmen vorbeizuschauen. Nun war dies das Franziska-von-Hohenheim-Stift.

Mit etwa 50 Mitarbeitern zählt das Franziska-von-Hohenheim-Stift zu Jettingens größeren Unternehmen. Das Gebäude im Heubergring ist Gemeindeeigentum, betrieben wird die Altenpflegeeinrichtung seit ihrer Inbetriebnahme vor 16 Jahren vom Böblinger Kreisverband des DRK. Einen Einblick in den Betrieb des Pflegeheims erhielten die Gemeinderäte direkt vor Ort von Leiterin Irmgard Singer, welche den Job schon von 2001 bis 2006 inne hatte und vor etwa eineinhalb Jahren wieder aufnahm.

"Wir bemühen uns sehr, es jedem recht zu machen, aber wir sind ein Heim und kein Zuhause und können dieses auch nicht ersetzen", stellte Singer nach einem kurzen Einblick in den Aufnahmeprozess fest. Das Personal sei oftmals der Sündenbock für nicht aufgearbeitete, private und familiäre Konflikte. Umso wichtiger, dass das Pflegeheim "personell gut ausgestattet ist", wie Singer den Personalstand mit gut 50 Mitarbeitern und zwei Nachtwachen beurteilte. "Sie können auf ihre Mitarbeiter sehr stolz sein."

Auch das Haus selbst lobte die Leiterin in den höchsten Tönen: "Es war damals eine gute Entscheidung, das Haus so großzügig zu bauen". Doppelzimmer mit 38 Quadratmetern seien das Paradies, der Garten ähnle eher einer Parkanlage. Die Integration der Diakoniestation Oberes Gäu, welche ihr Büro im selben Gebäude hat, sei ebenfalls von Vorteil. Baulich naheliegend ist außerdem das Haus Albblick, deren Bewohner immer herzlich zu Festen und anderen Aktionen des Franziska-von-Hohenheim-Stifts eingeladen seien.

Im Jettinger Pflegeheim gebe es auch viel Leben. Die durchschnittlich 86 Jahre alten Bewohner feiern Sommer- und Herbstfeste, backen gemeinsam, bekommen Besuch von Therapiehunden, singen und basteln gemeinsam, wie eine Bilderpräsentation zeigte. Als nächstes steht der Künstlermarkt an. Am 19. November verkaufen Hobbykünstler aus der Umgebung von 14 bis 17 Uhr ihr Selbstgemachtes im Franziska-von-Hohenheim-Stift.

Zum Schluss gab es noch ein paar Zahlen für die Gemeinderäte: 357 Bewohner hat das Heim seit seiner Eröffnung aufgenommen, 235 hiervon sind verstorben. 17 der derzeitigen Bewohner sind über 90 Jahre alt, und die meisten Heimbewohner sind Frauen. Getreu dem Motto "ambulant vor stationär" kämen die Leute heutzutage in höherem Alter ins Heim. Meist seien große Einschnitte wie ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall der Grund, ein Heim zu suchen.

Die Preise für ein Einzelzimmer – die Pflegeversicherung bereits abgezogen – liegen bei monatlich gut 2 000 Euro für Pflegestufe eins, rund 2 360 für Pflegestufe zwei und rund 2 800 Euro für Pflegestufe drei sowie Härtefälle. Außerdem bietet das Franziska-von-Hohenheim-Stift eingestreute Tagespflege an, bei der die Betreuten eine flexible Anzahl an Wochen vorbeikommen und in den Alltag im Heim integriert werden.

Bürgermeister Hans Michael Burkhardt bedankte sich im Namen des gesamten Gemeinderates bei Singer für ihren ausführlichen Bericht. Im nächsten Jahr sei eine neue Brandmeldeanlange für das Heim eingeplant. Außerdem seien Jettingen sowie das Obere Gäu in Sachen Betreuungsplätze gut aufgestellt, wie der Bürgermeister erläuterte. Auch seniorengerechte Wohnungen stünden ausreichend zur Verfügung, fast doppelt so viele wie rechnerisch notwendig wären.