Der ehemalige Baumarkt wird doch nicht als Unterkunft benötigt. Foto: Geisel Foto: Schwarzwälder-Bote

Gemeinderat: 250 Plätze bis Ende 2017

Von Jacqueline Geisel

Jettingen. "Wie können wir das Ganze bewältigen?" Diese zentrale Frage stellte Bürgermeister Hans Michael Burkhardt in seinem Bericht zur Flüchtlingssituation, den er dem Gemeinderat vortrug.

"Eine der schwierigsten Aufgaben für Kommune und Land in den letzten Jahren ist es, Flüchtlinge unterzubringen und zu integrieren", stellte Burkhardt seinen Ausführungen voran. Außerdem betonte er die Schwierigkeit von Schätzungen und Planungen. Die Ursachen hierfür liegen laut Burkhardt etwa in der nach wie vor unkalkulierbaren Situation an sich und dem noch offenen Thema Familiennachzug.

Nichtsdestotrotz existiert eine Prognose der Gemeindeverwaltung, wie sich die Flüchtlingssituation bis Ende 2017 entwickeln könnte. In dieser wird davon ausgegangen, dass bis zu diesem Zeitpunkt 2,6 Millionen Menschen nach Deutschland kommen. Jettingen müsste in diesem Fall Unterbringungsmöglichkeiten für etwa 250 Personen zur Verfügung stellen.

"Wenn wir auf die nächsten eineinhalb Jahre blicken, müssten wir das gut schaffen", sagte Burkhardt. Drei Gebäude dienen derzeit der kommunalen Anschlussunterbringung, zwei in der Schulstraße und eines in der Lehlesstraße, welches just in den vergangenen Tagen bezogen wurde.

Zusammengenommen ergibt dies für die kommunale Anschlussunterbringung eine Kapazität von etwa 83 Plätzen.

Bis Ende 2016 müssen 63 Menschen untergebracht werden, was bedeutet, dass für das laufende Jahr ausreichend Plätze vorhanden sind.

Für das kommende Jahr werde der in der Herrenberger Straße 26 bis 30 geplante Neubau ausreichend Unterkunftsplätze schaffen, führte Burkhardt aus. Für diesen wurde bereits ein Zuschuss in Höhe von 350 000 Euro bewilligt, was eine "gute finanzielle Basis" für dieses Bauvorhaben sei, so Burkhardt. Unter Einberechnung dieses Gebäudes stehen in Jettingen etwa 120 Plätze in der kommunalen Anschlussunterbringung zur Verfügung.

Zudem mietet der Landkreis Böblingen derzeit drei Jettinger Gebäude zur Flüchtlingsunterbringung an: das ehemalige Café Niethammer, welches momentan umgebaut wird und in der zweiten Jahreshälfte die volle Belegungszahl von etwa 110 Personen erreicht haben soll, sowie je ein Gebäude in der Schulstraße und der Unterjettinger Straße.

Die Summe der Plätze aus kommunaler Anschlussunterbringung, vorläufiger Unterbringung im ehemaligen Café Niethammer sowie den zwei weiteren, vom Landkreis angemieteten Gebäuden, entspricht den bis 2017 vermutlich benötigten 250 Plätzen.

Die angedachte Nutzung des leer stehenden Baumarktgebäudes im Oberjettinger Gewerbegebiet als Flüchtlingsunterkunft sei damit erst einmal außen vor, so der Bürgermeister. Dieser kann also nach aktuellem Stand wie geplant abgebrochen und die frei werdende Gewerbefläche neu vermarktet werden.

Nicht zu vergessen seien die rund 1200 Menschen, die im Landkreis Böblingen nach wie vor provisorisch in Turnhallen untergebracht sind und auf eine bessere Lösung warten, erinnerte Burkhardt.

Im Zusammenhang mit der Planung an Flüchtlingsunterkünften steht auch die Bedarfsplanung der Kindergärten. Derzeit werden zwei Einrichtungen baulich erweitert: Der Kindergarten Heubergring erhält ein neues Gebäude für drei zusätzliche Gruppen, der Kindergarten Breite einen Anbau für eine weitere Gruppe. Allerdings werde dies nicht ausreichen, befürchtete Burkhardt, weswegen bereits Kontakt zu den beiden evangelischen Kindergärten aufgenommen wurde. Sie sollen um je eine Gruppe erweitert werden.

Die Unterbringung von Flüchtlingskindern in den Grundschulen sowie der Gemeinschaftsschule dürfe kein Problem darstellen, so der Schultes.

Die jüngst durch Abriss frei gewordene Fläche in der Lehlesstraße soll einer städtebaulichen Untersuchung unterzogen werden. Für den Standort ist ein Mehrfamilienwohngebäude mit bezahlbarem Wohnraum geplant. Vor 2018 sei allerdings nicht mit einer Bebauung zu rechnen.

Zum Abschluss dankte Bürgermeister Hans Michael Burkhardt noch dem Jettinger Arbeitskreis Flüchtlinge für sein Engagement in Sachen Sprachkurse sowie Hausaufgaben- und Lernbegleitung:

Am Freitag, 10. Juni, veranstaltet der Arbeitskreis einen Tag der offenen Tür beim ehemaligen Café Niethammer, bei dem sich interessierte Bürger die Situation vor Ort anschauen und Fragen zur Flüchtlingssituation stellen können. Die Veranstaltung dauert von 16 bis 19 Uhr.