Die vereinten Chöre Liederkranz Oberjettingen und Kirchenchor Jettingen sangen unter der Leitung von Michael Stadtherr. Foto: Kosowska-Németh Foto: Schwarzwälder-Bote

Liederkranz Oberjettingen und Kirchenchor Jettingen geben ein begeisterndes Konzert in der Michaelskirche

Von Maria Kosowska-Németh

Unterjettingen. Am Sonntagabend bildete die Unterjettinger Michaelskirche einen anziehenden Anlaufpunkt für Chormusikliebhaber. Rasch hatten die Besucher den großen Raum, samt geräumiger Galerie prall gefüllt. Auf der farbig beleuchteten Altarbühne standen die vereinte Chöre Liederkranz Oberjettingen und Kirchenchor Jettingen unter der Leitung von Michael Stadtherr aus Herrenberg.

Die gesamte Programmgestaltung- und Vorbereitung lag in den Händen von Raphael Layher, dem künstlerischen Betreuer der beiden Gesangsensembles. Er übernahm im Konzert die Harmonium- Begleitung der Messe in C-Dur von Josef Gabriel Rheinberger (1839-1901) sowie die Aufführung zweier solistischer Orgelstücke von demselben Komponisten. Rheinberger war ein klassisch veranlagter, zu seiner Zeit hochgeschätzter Musiker und seine zum Teil vergessenen oder vernachlässigten Werke erleben eine verdiente Renaissance, besonders in dem Kirchenmusikleben.

Durch die raffinierte Registrierung verdeutlichte Layher sowohl den meditativen Charakter der friedlichen Zusammenklänge der Orgelsonate Nr. 4 als auch die düstere Ausdruckskraft der Fuga cromatica. Auf dem Fundament der majestätischen Pedalstimme der Kirchenorgel ließ der Musiker die kunstvolle, auf dem absteigenden Thema beruhende Musikarchitektur zu voller Pracht erblühen.

Bescheiden einfach in seinem Ausdruck erklang dagegen das intellektuelle Wunderwerk "Spiegel im Spiegel" für Violine und Klavier vom estnischen Komponisten Arvo Pärt (geboren 1935). Das im rätselhaften Titel enthaltene geniale Formprinzip der kreuzenden Melodie-Wege war schwierig zu verfolgen, jedoch die stoische, vibratolose Tongebung von Anne-Ruth Layher und kontrastierend dazu tröpfelnde Figuren des E-Klaviers (Raphael Layher) fanden ein positives Publikumsecho.

Im Zentrum des Programms stand die monumentale Messe mit ihren liturgisch vorgeschriebenen sechs Teilen. Aus Kostengründen wurde die große Orchester-Partitur durch Klavierauszug ersetzt, diese Stimme realisierte Layher zusammen mit Ulrich Feige am Kontrabass auf seinem instandgesetzten, über 100 Jahre alten Harmonium. Auf dieser instrumentalen Plattform agierten erfolgreich sowohl Chor als auch die choreigenen Solisten Christa Feige (Sopran), Anne-Ruth Layher (Alt), Edgar Gugel (Tenor) und Wilhelm Haag (Bass).

In der Konfrontation mit dem monumentalen Werk zeigten sich alle Beteiligten der Aufgabe ganz und gar gewachsen. Kühn und selbstsicher präsentierten sie ihre Stimmen und meistens blieben sie auch im direkten Augenkontakt mit dem Dirigenten. Lediglich die dynamischen Abstufungen fielen ein wenig blass aus, da hätte der sonst zuverlässige Stadtherr wesentlich mehr von dem willigen Chorkörper verlangen dürfen.

Zum Schluss präsentierte der Gesamtklangkörper nach zwei traditionellen Lieder a Capella (beachtenswert das kleine Terzett Feige, Layher & Layher) den bekannten Schlager "Du erinnerst mich an Liebe", der zunächst im leisen Summen, dann im frenetischen Applaus unterging.