Wo derzeit in Oberjettingen noch ein unschönes Gebäudeensemble steht, sollen im kommenden Jahr Wohnungen für Flüchtlinge errichtet werden. Foto: Priestersbach Foto: Schwarzwälder-Bote

Gemeinderat: Jettingen plant Bau von Mehrfamilienhaus für Anschlussunterbringung in Herrenberger Straße

Von Uwe Priestersbach

Jettingen. Nachdem die Gemeinde Jettingen kurz vor Weihnachten das Gebäude 30 in der Herrenberger Straße in Oberjettingen erworben hat, soll in diesem Bereich (Herrenberger Straße 26 bis 30) ein Mehrfamilienhaus für die Anschlussunterbringung von Flüchtlingen erstellt werden.

Der Gemeinderat gab jetzt zwar grünes Licht für das Vorhaben. Doch für die eine oder andere kritische Anmerkung sorgte der Umstand, dass ursprünglich der Eindruck entstanden war, dass es sich hier um sozialen Wohnungsbau im klassischen Sinne handeln soll. Da jedoch Zuschüsse aus den Landesförderprogramm "Wohnraum für Flüchtlinge" beantragt werden sollen, wäre bei positivem Bescheid eben auch nur eine Belegung des Wohnraums für die Anschlussunterbringung von Flüchtlingen möglich – zumindest in den ersten zehn Jahren.

Wie Bürgermeister Hans-Michael Burkhardt anmerkte, wolle man dieses Gebäude-Ensemble abreißen, "weil es nicht sanierungsfähig ist". Zudem sei es keine Frage, dass an diesem Standort etwas passieren müsse. "Wenn man da nicht schnell den Förderantrag stellt, besteht die Gefahr, dass die Töpfe leer sind."

Architekt Michael Schrottwieser sprach mit Blick auf die aktuelle Bausubstanz der drei Gebäude von einer unschönen Situation, wusste aber auch um die Brisanz des Vorhabens. Laut dem geltenden Bebauungsplan ist der Bau eines Mehrfamilienhauses auf dem 580 Quadratmeter großen Areal möglich, und der Architekt stellte jetzt einen Vorentwurf im Gemeinderat vor, der die Schaffung von sechs bis sieben Wohnungen mit einer Gesamtwohnfläche von 480 Quadratmetern ermöglicht. Die Baukosten werden vom Planer mit rund 1,13 Millionen Euro beziffert, wobei das Förderprogramm eine 25-prozentige Bezuschussung der Investitionskosten vorsieht.

"Das ist derzeit ja kein Schmuckstück und so lässt sich dieser Bereich an besten nutzen", erklärte SPD-Rat Wilhelm Kern. Allerdings machte er deutlich, dass man beim Wohnungsbau trotz der aktuellen Flüchtlingssituation "unsere Leute nicht vergessen darf".

Für Klaus Brösamle von den Freien Wählern war in diesem Zusammenhang klar, "dass sich die Bevölkerung unter sozialem Wohnungsbau etwas anderes vorstellt". Und er mahnte: "Da müssen wir mit offenen Karten spielen."

Wie sein Fraktionskollege Wolfgang Siebenrock anmerkte, müsse man sich schon überlegen, "ob wir den sozialen Wohnungsbau wegen der Förderung hintanstellen".

Andreas Proß (FW) könnte sich an dieser Stelle eher das Thema "seniorengerechtes Wohnen" vorstellen. Für ihn stellte sich da schon die Frage, ob man nicht an anderer Stelle ein günstigeres Gebäude für die Flüchtlinge erstellen könne. Wie Hans-Martin Haag (CDU) befürchtete, "schüren wir Neid in der Bevölkerung, wenn wir einen Neubau für Flüchtlinge errichten". Deshalb forderte er auch, "bald etwas für den sozialen Wohnungsbau zu tun".

Gemeinde verfügt über 72 Wohnungen

Bürgermeister Hans-Michael Burkhardt machte deutlich, dass in nächster Zeit noch mehr Flüchtlinge kommen werden. Aktuell verfüge die Gemeinde über 72 Wohnungen, doch sei es unrealistisch, dass die Kommune in der momentanen Situation auch noch zusätzlich in den sozialen Wohnungsbau einsteigen könne. Mit Blick auf die Baukosten unterstrich der Rathauschef: "Es sind ganz normale Wohnungen". Gleichzeitig riet er dringend dazu, das Förderprogramm des Landes in Anspruch zu nehmen – denn "es nicht zu tun, wäre etwas fahrlässig".

In der anschließenden Abstimmung wurde bei zwei Gegenstimmen beschlossen, einen Zuschussantrag nach dem Landesförderprogramm "Wohnraum für Flüchtlinge" einzureichen – und auf Grundlage der Planung einen Bauantrag zu erstellen. Die bestehenden Gebäude sollen noch im ersten Halbjahr abgerissen werden; Baubeginn ist dann Anfang nächsten Jahres vorgesehen.