Pferdemaler Klaus Philipp inmitten seiner Motive, die derzeit in Sindlingen ausgestellt sind. Foto: Bernklau Foto: Schwarzwälder-Bote

Der Pferdemaler Klaus Philipp stellt seine Bilder in Reiter-Schloss Sindlingen aus / Bis Sonntag noch zu sehen

Von Martin Bernklau

Jettingen. "Er gilt als als bester Pferdemaler der Welt." Das schrieb vor 14 Jahren der "Spiegel" über ihn. Klaus Philipp eröffnete jetzt in den überfüllten Nebenräumen des Restaurants im Schloss Sindlingen eine einwöchige Ausstellung seiner Bilder.

Gut 80 Werke hat er mitgebracht in das Pferde-Eldorado im Gäu, wo er von den Besitzern Fritz und Ilse Pape schon fast wie ein Mitglied ihrer Hoteliers- und Reiterfamilie empfangen wird. Auch vom Schlossherrn ist ein Bild zu sehen, beim wilden Reiten querfeldein.

Die zwei Tage vorher war der Maler in den niedersächsischen Norden nach Ankum und wieder zurück geeilt. Denn dort hatte er von Paul Schockemöhle und Moderatorin Judith Rakers bei einer Gala den PSI Award für sein Lebenswerk verliehen bekommen, eine Art Pulitzerpreis für Verdienste um alles, was mit Pferden und Reitsport zu tun hat.

Das erklären einem die Reiter und Pferdefreunde gern, die in hellen Scharen und teils von weit her eingeströmt sind, um dem Meister und seinem Werk zu huldigen – und sich zu treffen. Klaus Philipp sitzt noch beim Essen, da sind die Ausstellungsräume schon dicht bevölkert. Aber der inzwischen 82-Jährige lässt sich nicht drängen. Seit langem lebt und malt er in der Ruhe eines abgeschiedenen alten Hofs in der Lüneburger Heide. Zuvor aber war drei Jahrzehnte lang das Ländle seine Heimat.

Klaus Philipp ist seit Jugendjahren Reiter aus Passion. Nett übrigens, dass sein Nachname auf Griechisch Pferdefreund bedeutet. Zum Malen kam er während seiner Zeit als Chef der Berittenen Polizei in Stuttgart. Dort erlangte er eine gewisse Berühmtheit, als er 1977 während der von Krawallen begleiteten Beerdigung der RAF-Terroristen Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe auf dem Dornhaldenfriedhof einem Steinewerfer kurzerhand in den Wald entgegen sprengte und ihn zu Boden ritt. In Stuttgart, an der Freien Kunstschule, lernte er nebenbei aber auch das Malen. Schnell hatte der hochbegabte Polizeireiter mit seinen Bildern Erfolg und wurde zum Reiterkünstler schlechthin.

Längst ist er zwischen den Golfstaaten und dem reitversessenen Großbritannien eine Berühmtheit und kann für seine Bilder Preise verlangen, von denen die allermeisten Kunstmaler nur träumen. Klaus Philipp beherrscht alle Techniken. Zeichnungen mit Bleistift, Kohle oder Tusche, Pastelle mit Kreiden oder Wachsstift auf Papier oder Leinwand, Gemälde in Öl oder Acryl. Mittlerweile lässt er auch begehrte Bilder auf Leinwand reproduzieren und macht sie mit ergänzender Übermalung zu neuen, aber etwas günstiger käuflichen Werken.

Er beherrscht auch alle Stile zwischen Genremalerei der Romantik, impressionistischen und expressionistischen Bildern, die mit ihren verschwimmenden Menschen-Gesichtern in den Ateliers von Renoir, Edgar Degas, Max Liebermann oder Toulouse-Lautrec entstanden sein könnten. Nur muss ihm das Pferd ein Pferd bleiben.

Sein vielleicht begnadeter, sicher aber geschulter Blick für Anatomie und "Gesicht" eines Pferdes in Ruhe und kraftstrotzend dynamischer Bewegung lässt Abstraktion und Verfremdung der Moderne nur bis zu gewissen Graden zu.

Das teuerste Bild der Ausstellung ist ein ganz kleines und unauffälliges. Klaus Philipp erklärt gern, wie es entstanden ist. Er habe im Jahr 2001 "ein wunderhübsches kleines Mädchen" während der Pferdedressur von dessen Vater im Zirkus wahrgenommen und sofort auf ein Papier skizziert, sei nach Hause geeilt, um es dort mit Wachskreide auf die unbehandelte Rückseite einer Leinwand zu werfen.

Es ist ihm lieb und wertvoll, dieses Bild von zarter Anmut und Leichtigkeit.

Die Vernissagen-Rede hält sein Liebenzeller Verleger Hugo Matthaes, der inzwischen den 32. Kunstkalender mit Klaus-Philipp-Motiven mit großem Erfolg herausgibt. Vor dem Pferdemaler steht der etwas protzige PSI Award, ein Pferd aus Swarovsky-Kristall. Die beiden kokettieren auch mit Wilhelm Buschs Spruch vom schweren Verkaufen von Bildern.

Aber Klaus Philipp erinnert an eine Begegnung mit Konrad Kujau, dem Fälscher von Gemälden und angeblichen Hitler-Tagebüchern. Die Seele des abgebildeten Menschen könne man nicht fälschen, habe der ihm gesagt. "Das", ergänzt Klaus Philipp mit großem Ernst, "gilt auch für Pferde."