ISS-Astronaut Alexander Gerst Foto: NASA TV

Seit fast einem halben Jahr befindet sich der deutsche Geophysiker Alexander Gerst als Astronaut auf der ISS im Weltall. Am 10. November kehrt er zurück. Sorgen macht er sich keine.

Weßling - Kurz vor seiner Rückkehr zur Erde macht sich der deutsche Astronaut Alexander Gerst (38) keine Illusionen über sein Berufsrisiko. „Das ist natürlich ein Risiko, das wir in Kauf nehmen“, sagte er am Donnerstag bei seiner letzten Pressekonferenz live von der Internationalen Raumstation ISS wenige Tage vor seinem Rückflug.

Die Explosion der US-Rakete in dieser Woche sei für ihn und seine Kollegen „keine sehr große Überraschung“ gewesen. Ihm sei bewusst, dass solche Zwischenfälle immer wieder passieren können. Er sei darauf „auch mental vorbereitet“ und habe trainiert, was im Notfall zu tun sei. „Wir hätten so etwas überleben können.“

Gerst, der seit fast einem halben Jahr im Weltall ist, soll trotz der Explosion einer US-Rakete beim Start zur ISS wie geplant am frühen Morgen des 10. November zur Erde zurückkehren. Derzeit arbeiten außer Gerst noch drei Russen und zwei US-Amerikaner auf dem Außenposten der Menschheit in rund 400 Kilometern Höhe.

"Das war eine tolle Arbeit hier oben"

Der deutsche Astronaut zog eine sehr positive Bilanz seiner Zeit im All. „Definitiv hat sich die Schinderei gelohnt“, sagte er. Die Experimente seien sehr erfreulich verlaufen. „Das war eine tolle Arbeit hier oben.“

Er habe in seiner Zeit dort auch gelernt, die Dinge mit anderen Augen zu sehen. Wenn man die Erde einmal aus der Ferne betrachtet habe, ändere sich die Perspektive. Das Weltall bestehe nun einmal aus „einem schwarzen Nichts, ein paar Sternen und ganz wenigen Planeten“, sagte er. „Das ist eine Perspektive, die wir alle realisieren sollten.“

Der Geophysiker Gerst ist überzeugt, dass die Menschen es auch deutlich länger im All aushalten könnten. „Man gewöhnt sich daran, dass die Dinge schweben“, sagte er. „Wir Menschen sind so anpassungsfähig, dass wir auch länger im Weltraum leben könnten.“ Einsamkeit habe er auf der ISS nie erlebt. „Das ist wie eine Familie“, sagte er über sein Team. Er komme sich vor, wie auf einem Campingausflug. Außerdem sei die Erde ja immer in seinem Blickfeld gewesen. „Man fühlt sich nicht weit weg.“

Trotzdem freue er sich auf Zuhause, seine Familie, seine Freunde, Pizza und Burger, Grillpartys mit Bier - das Grün der Natur und einen Herbstwald. Seiner Nachfolgerin, der früheren italienischen Kampfpilotin Samantha Cristoforetti, die Ende November zur ISS fliegen soll, riet er, kurz vor dem Start „das Leben zu genießen“ und Zeit mit ihrer Familie zu verbringen.