Zuletzt zweistellig gewachsen: Der Spiele- und Puzzle-Spezialist Ravensburger will an die Ergebnisse anknüpfen. Foto: Ravensburger

Der Spiele- und Puzzle-Spezialist Ravensburger ist im vergangenen Jahr zweistellig gewachsen. Renner waren vor allem 3D Puzzles und Tiere, die dank des intelligenten Vorlesestifts Tiptoi sogar sprechen können.

Stuttgart - Egal ob Kühe, Schweine, Pferde, Löwen oder Elefanten – die Plastiktiere, die seit Herbst 2013 auf dem Markt sind, haben sich zum Verkaufsschlager entwickelt. Eine Million Tierfiguren wurden bislang in Deutschland, Österreich und der Schweiz verkauft. Mit Hilfe des elektronischen Vorlesestifts Tiptoi ertönen auf Knopfdruck Tierlaute von mittlerweile insgesamt 30 Bauernhof- bzw. Savannenbewohnern und Wissenswertes über sie. Dieses Jahr sollen die Tierfiguren auch in Italien und Frankreich auf den Markt kommen, während hier zu Lande schon die Dinosaurier in den Startlöchern stehen.

Für einen weiteren Umsatzschub sorgten 3D Puzzle – allen voran das Empire State Building mit Innenbeleuchtung. Im Herbst wird auch Schloss Neuschwanstein als 3D Puzzle in die Geschäfte kommen. „Ein Motiv, das man sich wünscht“, sagt Karsten Schmidt, Vorstandschef von Ravensburger mit Blick auf Marktforschungsergebnisse.

Der klassische Puzzlefan ist weiblich

Ihm zufolge ist der klassische Puzzlefan: weiblich, zwischen 20 und 50 Jahre alt und will mit der Freizeitbeschäftigung vom Alltag abschalten und entspannen. Zur zweiten Gruppe der Puzzler zählen Leute ab etwa 60 Jahren, die quasi als Gehirnjogging puzzeln.

Innovationen sollen auch künftig Wachstumsmotor bei Ravensburger sein. 30 Prozent des Umsatzes entfallen auf Neuheiten, bei Spielwaren sind es jährlich rund 1400, bei Büchern etwa 600 Neuerscheinungen. Traditionelle Spiele werden auch um digitale Möglichkeiten erweitert. Hybridspiele heißt ein Zauberwort. Beispiel: Smart Play, hier übernimmt eine Handy-App die Spielleitung des klassischen Brettspiels. Für viele sei das Lesen der Anleitung die größte Hürde beim Spielen, die falle nun weg, so Schmidt.

Auch über Zukäufe will Ravensburger wachsen. Mit der Übernahme des US-Unternehmens Wonder Forge in Seattle will sich Ravensburger verstärkt den US-Markt erschießen. Das 2007 gegründete Spiele-Start-up – 15 Mitarbeiter, 16 Millionen Euro Umsatz – ist auf Kinderspiele und Lizenzen wie Disney, Warner Brothers oder Star Wars und damit TV- und Filmcharaktere spezialisiert. Die USA sind der weltgrößte Spielwarenmarkt. Bislang waren die Oberschwaben dort mit Puzzles im Fachhandel vertreten, mit Wonder Forge nun auch in Handelsketten wie Target, Wal-Mart oder Toys R US.

Konsumenten verhalten sich trotz Eurokrise normal

Im vergangenen Jahr hat Ravensburger beim Umsatz um 8,7 Prozent auf 358,7 Millionen Euro zugelegt. Ohne die Beteiligung an dem US-Spieleentwickler lag das Plus bei 3,9 Prozent. In diesem Jahr rechnet Schmidt, dass man „knapp über Vorjahreshöhe rauskommen wird“.

Rund 80 Prozent des Gesamtumsatzes entfallen auf den Geschäftsbereich Spiele, Puzzles, Beschäftigung (plus 11,1 Prozent auf 286,4 Millionen Euro). Der westeuropäische Spielwarenmarkt, in dem Ravensburger mehr als 70 Prozent seiner Spielwaren verkauft, blieb mit minus 0,2 Prozent nahezu stabil. Trotz all der Diskussionen um die Eurokrise hätten sich Konsumenten normal verhalten, sagt Schmidt. Der zweitgrößte Bereich Kinder- und Jugendbuch erreichte knapp 68 Millionen Euro Umsatz und damit in etwa Vorjahreshöhe. Der Gewinn nach Steuern blieb mit 33,2 (Vorjahr: 33,5) Millionen Euro nahezu konstant. Die Zahl der Mitarbeiter ist um gut 150 auf mehr als 1700 gestiegen. 925 arbeiten in Ravensburg.

Der Eigenfertigungsanteil ist auf rund 90 Prozent gestiegen – unter anderem weil Ravensburger seine 3D Kunststoffpuzzles nicht mehr in Fernost, sondern im eigenen Werk produziert. Dafür hat man viel in neue Spritzgusstechnologie investiert – ein digitales Druckverfahren für Kunststoffteile, das auch patentiert wurde. Die eigene Fertigung soll noch weiter ausgebaut werden.