Was wäre, wenn... – Vijay Varma in „Monsoon Shootout“ Foto: Festival

Um die Situation der Unberührbaren im indischen das Kastenwesen, unglaublich harte Arbeit und Gewissensfragen eines Polizisten drehen sich die Filme bei Indischen Filmfestival Stuttgart.

Um die Situation der Unberührbaren im indischen das Kastenwesen, unglaublich harte Arbeit und Gewissensfragen eines Polizisten drehen sich die Filme bei Indischen Filmfestival Stuttgart.

Stuttgart - „In den Städten spielt das Kastensystem keine so große Rolle mehr, aber auf dem Land werden Unberührbare stärker diskriminiert denn je“, sagt Regisseur Nagraj Manjule im Metropol-Kino. Er beantwortet Fragen zu seinem aufwühlenden Film „Fandry“, in dem er auf tragische Weise die schwierige Situation derer ganz unten vorführt, die unter dem Begriff Paria bekannt sind und sich heute selbst Dalit nennen.

Der halbwüchsige Jabya ist heimlich in seine Mitschülerin Shalu verliebt, die aus einer höheren Kaste stammt – und leidet darunter, dass seine Familie Unberührbarer für andere im Dorf immer den Dreck wegmachen muss und dafür auch noch ausgelacht wird. Die Asche eines schwarzen Sperlings soll helfen, das Mädchen in ihn verliebt zu machen. „Bevor Menschen alle Hoffnung verlieren, flüchten sie in Mythen“, sagt der Regisseur, der im Film selbst die Rolle eines aufbegehrenden Außenseiters spielt. Dem Stuttgarter Publikum hat er einen tiefen Einblick in eine sehr fremde Welt gewährt.

Zwischen Leben und Tod

Der junge Polizist Adi steht im strömenden Monsun und muss sich entscheiden, vor seinem Lauf ein Schlächter, der sich nach dem indischen Gott „Shiva“ nennt und für den „Slum-Lord“ mit dem Hackebeil Investoren blutig abschreckt. Sein über die Maßen pragmatischer Chef würde abdrücken, ohne mit der Wimper zu zucken – Adi aber hat Skrupel.

Ein „Was wäre, wenn“ inszeniert Regisseur Amit Kumar in rasanten Schnittfolgen und spielt in seinem harten Thriller „Monsoon Shootout“ mit einer Zeitschleife drei Möglichkeiten durch, wie Adi handeln könnte – mal gesetzeskonform, mal weniger, mal menschlich, mal weniger. Eine keimende Liebe, Shivas Familie, eine Hure, zynische Polizisten – die dramatische Handlung hat viele Ebenen und berührt Grundfragen des Menschseins, die weit über Indien hinaus gestellt werden.

Spielen in der Ödnis

Ein härteres Los ist kaum vorstellbar: Jedes Jahr ziehen tausende Familien in die Salzwüste Rann von Kachch, wo sie den Lehmboden aufgraben, Felder anlegen und wässern, auf die Wirkung der Sonne warten, Salz abbauen. Die wacklige Hütte der Familie ist die einzige Erhebung in der vegetationsloser Ödnis. Farida Pacha und Lutz Konermann („Dharavi, Slum For Sale“) lassen Menschen und Bilder für sich sprechen, reflektieren nüchtern die Trostlosigkeit der Umstände und die Gleichmut der hart schuftenden Protagonisten – die Kinder spielen im Schlamm, als säßen sie im schönsten Garten.