Der Verband IWS Immobilienwirtschaft Stuttgart will sich künftig noch breiter aufstellen. Foto: Mierendorf

Der IWS stößt mit seinem ehrenamtlichen Engagement an seine Grenzen. Jetzt überlegt er sich, ob nicht einen weiteren Mitstreiter suchen soll.  

Stuttgart - Als im Jahr 2004 der Verband Immobilienwirtschaft Stuttgart IWS ins Leben gerufen wurde, ging es den Gründern vor allem darum, das schlechte Image von Stuttgart als Investitionsstandort und die ungenügende öffentlichen Wahrnehmung der Immobilienbranche zu verbessern. Heute präsentiert sich der IWS vor allem als Sprachrohr einer Branche, deren Image zwar besser ist als noch vor zehn Jahren, deren Ruf sich in der breiten Bevölkerung aber nur langsam wandelt. Das liegt nicht nur am gesellschaftlichen Wandel, der Immobilienprojekten jeglicher Couleur spätestens seit den Auseinandersetzungen um Stuttgart 21 mit einem gewissen Argwohn gegenübersteht.

Peter Brenner, als IWS-Vorstandsvorsitzender seit sechs Jahren das Gesicht der Branche, kommt zu dem Schluss, dass das auch eine Frage der Wahrnehmung sei. Vor allem Politiker würden der Immobilienwirtschaft nicht die Bedeutung zumessen, der ihr in Anbetracht ihres Wirtschaftsfaktors zukomme. 'Wir müssen in Zukunft deutlicher machen, wie wichtig wir sind', unterstreicht er dabei die Bedeutung von Verbänden wie dem IWS. Doch dazu fehlt es dem eingetragenen Verein, der sich längst als Verband für die Metropolregion Stuttgart sieht, an Manpower. Wer die Interessen der Immobilienbranche gegenüber Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit vertreten will, muss Präsenz zeigen: bei den Verbänden, in der Kommunal- und Landespolitik, aber auch auf Bundesebene.

Er vertritt derzeit rund 175 Einzelmitglieder

Das weiß auch Brenner, doch: 'Wir stoßen bei der Verbandsarbeit immer öfter an unsere personellen Grenzen', stellt er nüchtern fest. Deshalb prüft der IWS derzeit verschiedene Optionen, seine Schlagkraft zu erhöhen. Eine Möglichkeit ist aus Sicht des Vereins eine engere Zusammenarbeit mit dem ZIA. Der Zentrale Immobilien Ausschuss mit Sitz in Berlin versteht sich 'als Interessenvertretung der gesamten Immobilienwirtschaft'. Er vertritt derzeit rund 175 Einzelmitglieder, darunter Unternehmen der Immobilien- und Finanzwelt sowie 21 Verbände mit insgesamt 37 000 Mitgliedern. Auf europäischer Ebene ist der ZIA auch in Brüssel vertreten. 'Eine Liaison mit dem ZIA soll aber nicht bedeuten, dass wir am Ende des Tages vom ZIA geschluckt werden', grenzt Brenner ab.

Der IWS werde im Kern immer eigenständig bleiben, mit eigener Satzung und eigenem Vorstand. Beim Stuttgarter Immobilienverband erhofft man sich durch eine engere Zusammenarbeit mit dem bundesweit agierenden Branchenverband vor allem organisatorische Unterstützung. 'Der Fokus unserer bisherigen Arbeit lag bislang eher bei den lokalpolitischen Themen', so Anke Stadelmeyer. Für das IWS-Vorstandsmitglied verlange gerade auch das geplante Wachstum des Verbandes in die Metropolregion hinein eine weitere Stärkung. 'Diese Expansion benötigt aber eine ganz andere Schwungkraft, um auch die entsprechende Durchdringung im Markt zu erzielen', sagt sie weiter. Gewissermaßen professionellen Schwung in den Laden soll nach dem Willen der IWS-Mitglieder jetzt ein hauptamtlicher Geschäftsführer bringen.

'Es ist ein großer Unterschied, ob Sie sich nur nach Feierabend mit einem Thema beschäftigen können oder den ganzen Tag lang mit Nachdruck', verleiht Brenner dem Ansinnen Nachdruck. Denn dem Verband brennen gleich mehrere lokale Themen auf den Nägeln, die mit Nachdruck vorangetrieben werden sollten. Vor allem für die aus Sicht des IWS 'unbefriedigende Situation' auf dem Stuttgarter Baurechtsamt müsse jetzt eine Lösung her. So beklagt die Immobilienwirtschaft seit Jahren schleppende Bauantragsverfahren und teilweise willkürliche Entscheidungen des Amtes. Die Stadt weist die Vorwürfe zurück, räumte aber Personalengpässe ein, die zwischenzeitlich behoben seien. Beim IWS sieht man noch keine Verbesserung der Situation und befürchtet schon, dass Investoren ob der langen Bearbeitungszeiten einen Bogen um die Landeshauptstadt machen könnten.

"Wir müssen miteinander reden"

'Die Erwartungshaltung der Marktteilnehmer an die Stadt ist in diesem Punkt sehr groß und die Geduld mittlerweile begrenzt', drückt sich Anke Stadelmeyer diplomatisch aus. 'Allerdings helfe es auch nicht, wenn wir übereinander schimpfen. Wir müssen miteinander reden', betont Peter Brenner die Dialogbereitschaft des IWS. Hier könnte künftig ein hauptamtlicher Geschäftsführer ergänzend zum Vorstand im Dialog mit der Stadt und der Politik viel bewirken, ist man sich beim IWS einig. Aber auch bei anderen Themen mit lokalpolitischer Bedeutung will der IWS nicht außen vor sein. Um die Situation auf dem Wohnungsmarkt der Landeshauptstadt zu verbessern, hat der IWS der Stadt jüngst ein Bündnis Wohnen angeboten. Dabei habe man 'konkrete Vorschläge' zum Thema bezahlbares Wohnen gemacht, unterstreicht Brenner die Bereitschaft der Immobilienwirtschaft, auf die Stadt zuzugehen.

Allerdings sieht der IWS bei diesem Thema auch die Stadt in der Pflicht. 'Wer preisgünstigen Wohnraum schaffen will, sollte beim Verkauf der stadteigenen Grundstücke nicht nur an den höchstmöglichen Profit denken', mahnt er. Derzeit vermisst Peter Brenner allerdings noch ein deutliches Signal der Stadt und seines Oberhauptes in Richtung IWS. 'Wir würden uns wünschen, dass der Oberbürgermeister uns mehr einbezieht und unsere Expertise stärker nutzt. Schließlich werden wir die Probleme der Stadt nur miteinander und nicht gegeneinander lösen können', ist sich Brenner sicher.