Studenten auf dem Weg in die Hörsäle am Vaihinger Campus: Allein an der Uni Stuttgart sind zum Wintersemester 2013/14 rund 25.000 Studenten eingeschrieben. Foto: Leif Piechowski

Zum Vorlesungsstart in dieser Woche haben viele Studenten noch keine Bleibe gefunden. So dramatisch wie in anderen Städten im Südwesten sei die Lage in Stuttgart noch nicht, sagen die Studentenwerke. Doch auch sie haben mit der immer weiter wachsenden Zahl an Studenten zu kämpfen.

Stuttgart - Marion B. (Name geändert) hat das, was viele in diesen Tagen dringend brauchen: Sie vermietet eine Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung nahe des Möhringer Bahnhofs. Mit dem Zusatz „Gerne auch an Studenten“ inserierte sie Mitte September in einem Internetportal und konnte den Ansturm kaum fassen. „Die Leute rannten mir die Bude ein“, sagt sie. Innerhalb von zwei Stunden telefonierte sie mit 50 Interessenten. Zehn lud sie zum Bewerbungsgespräch ein. Dann ging das Hauen und Stechen erst richtig los: „Einige boten Unsummen für ein Zimmer.“ Im Schnitt liegt der Preis für ein Zimmer bei rund 300 Euro. Andere erzählten, wie sie bei Wohnungsbesichtigungen Schlage stehen und sich gegen 200 Konkurrenten behaupten mussten.

Wohnraum in Stuttgart ist knapp – vor allem zum Semesterbeginn. Und er wird immer knapper. Schließlich steigt die Zahl der Studenten bundesweit – auch in der Landeshauptstadt. Allein an der Universität Stuttgart sind es zum Vorlesungsbeginn in dieser Woche 25 000, davon 5500 Erstsemester, rund 300 mehr als im Vorjahr. „Wir hatten in diesem Jahr 20 000 Bewerber. Das ist Rekord“, sagt Hans-Herwig Geyer, Leiter der Abteilung Kommunikation. Auch die Universität Hohenheim musste 10 000 Bewerber abweisen. 2611 Studenten haben sich zum Wintersemester neu eingeschrieben.

Von 7700 Bewerbern haben 795 einen Platz an der Hochschule für Technik (HfT) ergattert. An der staatlichen Akademie der Bildenden Künste fangen 210 neue Studenten an, an der Hochschule der Medien (HdM) sind es 759. Insgesamt studieren an allen genannten Hochschulen zum Wintersemester 2013/14 rund 43 600 Menschen.

Nicht alle kommen nach Stuttgart

Die Studentenwerke sehen bislang keinen Grund zur Panik. Zwar sind alle 6340 Zimmer in Stuttgart bereits belegt, die Warteliste sei aber erfahrungsgemäß zum Ende des Jahres abgebaut. So dramatisch wie in anderen südwestdeutschen Städten sei die Lage noch lange nicht, heißt es. „Viele Erstsemester bewerben sich bei mehreren Universitäten und Studentenwerken, doch nicht alle kommen nach Stuttgart“, sagt Bettina Schiess vom Studentenwerk Stuttgart.

Außerdem stammen viele der Stuttgarter Studenten aus der Region. „Viele wohnen noch bei den Eltern und pendeln lieber, als sich auf die frustrierende Suche zu begeben“, sagt Benjamin Maschler, Vorstandsvorsitzender der Studentenvertretung der Uni Stuttgart. Das sei nicht immer vorteilhaft: „Schließlich geht es im Studium auch darum Kontakte zu knüpfen. Pendler finden weniger Anschluss.“

Damit sich die Wohn-Situation nicht verschlechtert, müsse man umdenken, da sind sich die Studentenwerke Stuttgart und Tübingen/Hohenheim einig. So werben sie bereits seit den Sommermonaten in Zeitungsanzeigen dafür, dass private Vermieter ihre Wohnungen auch Studenten zur Verfügung stellen. „Viele zögern bei der Idee. Doch ohne private Angebote geht es einfach nicht“, sagt Schiess. Die Scheu vor den Studenten abbauen soll auch eine Kooperation mit dem Stuttgarter Haus- und Grundbesitzerverein. Interessierte Vermieter können sich hier kostenlos zum Thema beraten lassen. „Die Resonanz war gut“, sagt Bettina Schiess.

„Um Wohnraum muss man sich als Student früh kümmern und am besten auf allen Kanälen“

In Hohenheim stehen derzeit 800 Bewerber auf der Warteliste für einen Wohnheimplatz. Rund ein Drittel springt laut Studentenwerk aufgrund von Mehrfachbewerbungen in der Regel ab. „Für alle Fälle haben wir eine Notunterkunft in den Gemeinschaftsräumen des Wohnheims Egilolfstraße eingerichtet“, sagt Nicole Hoppe vom Studentenwerk Tübingen/Hohenheim. 15 Studenten finden dort Platz.

„Grundsätzlich gilt: Um Wohnraum muss man sich als Student früh kümmern und am besten auf allen Kanälen“, sagt Nicole Hoppe. Neben dem Studentenwerk bieten die Privatzimmervermittlungen der Studentenvertretungen Zimmer an. Wer in der Nähe der jeweiligen Uni ist, sollte sich die Aushänge anschauen. Freie Zimmer werden auch auf Internetportalen wie WG-Gesucht angeboten. Wer gerne ins Wohnheim möchte, zum Wintersemester aber nicht zum Zuge gekommen ist, kann sein Glück zum Sommersemester versuchen: „Da gibt es kaum Erstsemester. Außerdem ziehen zwischendurch auch wieder Studenten aus.“

Doch nicht jeder hat die Chance, sich rechtzeitig zu kümmern. So zum Beispiel Simon Krüger aus Bremen. Als er die Zusage der HdM erhält, ist er noch im Ausland. „Ich konnte mich erst im September um alles kümmern, da war es allerdings schon zu spät fürs Wohnheim“, sagt er. Die ersten zwei Wochen verbrachte er deshalb in seinem Auto auf dem Campus in Vaihingen. Mittlerweile hat er eine Zwischenlösung gefunden. „Für drei Monate bin ich untergebracht, dann geht die Suche von vorne los“, sagt er.