Ausparken mit Hindernis: Die E-Klasse erkennt den (Schaumgummi-)Zylinder und setzt noch einmal zurück, um dran vorbeizukommen. Helmut Keller (links) und Christophe Bonnet, der den Ausparkvorgang am Handy im Griff hat, sind zufrieden. Foto: Mielcarek

Zukünftiges Daimler-Prüf- und Technologiezentrum riesige Baustelle.

Immendingen - Das zukünftige Daimler-Prüf- und Technologiezentrum bei Immendingen ist eine einzige riesige Baustelle. Aber auf einem kleinen Areal am südlichen Rand des Geländes wird schon eifrig getestet. Dort hat sich Daimler einen Parkplatz eingerichtet, auf dem Tests zum autonomen Parken stattfinden – Parken ohne Zutun des Fahrers.

Auf den ersten Blick könnte es ein ganz normaler Parkplatz sein. Überall stehen ein paar Autos rum, ordentlich in Reihe und Glied, so wie es sich gehört. Andere kurven im Schritttempo herum. Auf den zweiten Blick fällt auf, dass es sich ausschließlich um Mercedes-Modelle handelt. Könnte man unter die Motorhaube schauen, würde man feststellen, dass sie alle keinen Motor haben. Sie bilden die Kulisse für die rund zweiwöchigen Testreihen zum autonomen Parken, die Daimler hier vier bis fünf Mal im Jahr veranstaltet.

Autonomes Parken heißt, dass das Auto auf Kommano das Einparken alleine übernimmt. Der Fahrer wird zum Beifahrer – oder zum Rumsteher außerhalb des Fahrzeugs und gibt die Kommandos dann per Handy-App, praktisch bei engen Parkplätzen oder Garagen, wenn der Fahrer vorher aussteigen kann.

"Ein ideales Gelände" finde Daimler in Immendingen vor, sagt Helmut Keller, Leiter des Teams Entwicklung Parksysteme. Alle denkbaren Parksituationen könnten dauerhaft simuliert werden: Ein- und Ausparken am Berg, Längsein- und -ausparken, Querein- und -ausparken, Ein- und Ausparken in einer Garage, an niedrigen und hohen Bordsteinen oder beweglichen Hindernissen. Tests könnten unter immer gleichen Bedingungen wiederholt werden und seien so vergleichbar.

Und die Gedanken gehen schon weiter: Ein Parkhaus für Testzwecke könnte auf dem Daimler-Gelände gebaut werden, stellt Helmut Keller in den Raum. Angedacht ist dieses Projekt für Immendingen schon, entschieden noch nicht. In ein paar Jahrzehnten schicke man sein Auto vielleicht allein ins Parkhaus, wo es sich selbstständig einen Parkplatz sucht. Nach dem Stadtbummel könne man sich am Eingang des Parkhauses wieder abholen lassen, malt Pressesprecher Oliver Wihofszki eine Zukunftsvision. "Dann ist es gut, wenn wir für die Entwicklung hier schon alle baulichen Voraussetzungen haben."

Autonomes Parken an sich ist nicht neu, wird aber ständig weiterentwickelt – nicht nur bei Daimler. Es wird benutzerfreundlicher, genauer, sicherer. Und jede noch so kleine Änderung in der Software zieht Unmengen Tests nach sich. Ein etwa 15-köpfiges Team von Helmut Keller ist gerade in Immendingen, testet täglich zehn Stunden. Aktuell geht es darum, einen Parkassistenten, der schon in der E-Klasse mitfährt, auf eine andere Fahrzeug-Serie anzupassen. Welche das ist, verrät Helmut Keller nicht.

Entwickler Christophe Bonnet, führt die App vor, mit der das Auto über das Handy eingeparkt werden kann. „Das ist keine Fernsteuerung“, betont er. Der "Fahrer" mit dem Handy kann mit einer kreisenden Bewegung auf dem Display nur den Parkvorgang vorantreiben, stoppt der Finger, bleibt auch das Auto stehen. Das Einparken selber übernimmt das Fahrzeug.

Die E-Klasse parkt sauber längs in die recht breite Lücke zwischen zwei Fahrzeugen ein, allerdings nicht ganz mittig. Bonnet schaut nicht ganz zufrieden. "Eigentlich sollte der Wagen in der Mitte stehen", sagt er. "Aber eine gewisse Toleranz ist in Ordnung. Ein nochmaliges Zurücksetzen würde womöglich den fließenden Verkehr behindern." Aus den Augenwinkeln beobachtet er eine S-Klasse, die schon zum zweiten Mal an einer Parklücke vorbeifährt. Absicht der Fahrer? Oder ein Defizit im Programm? Die Tests werden es zeigen.