Liebeswirren in Schwarz-Weiß: Szene aus „Im Schatten der Frauen“ Foto: Schwarzweiss

En Mann zwischen zwei Frauen, der sich nicht entscheiden kann – davon handelt Philippe Garrels sehr französischer Schwarzweißfilm. Mit leichter Hand führt er seine Protagonisten, arbeitet wie Truffaut und Godard mit dem ­literarischen ­Voice-over, zu dem sich Jean-Louis Auberts Musik elegant fügt.

Stuttgart - Pierre kommt mit Blumen nach Haus. „Weißt du, dass Männer ihren Frauen Blumen mitbringen, wenn sie sie betrogen haben?“, fragt Manon freundlich. Seit einigen Jahren sind sie ein Paar.

Pierre ist Filmemacher, Manon assistiert ihm. „Arbeiten mit dem Mann, den du liebst, was gibt’s Schöneres!“, kommentiert sie in einer Szene. Ob Pierre in seiner Liebe zu Manon je leidenschaftlich war, ist nicht zu erfahren. Heftige Emotionen sind es jedenfalls nicht, die sein Gesicht bewegen, wenn sie miteinander arbeiten, sprechen, auch schlafen, nicht so oft, irgendwie, irgendwann – aus Gewohnheit?

Nun also kommt Pierre mit Blumen, und er hat sich tatsächlich verliebt. Jung ist Elisabeth, schön und hungrig. Mit ihr hat er viel Sex. Eigentlich täglich. Das Bett in ihrem kleinen Apartment ist der Ort, an dem sie sich einander öffnen. Denn ans Licht traut sich Pierre mit seiner Liebe nicht. Elisabeth will mehr, Pierre will beide Frauen – und hat ein sündhaft schlechtes Gewissen.

Manon, Pierre, Elisabeth: Philippe Garrel hat ihre Beziehungswirren als typische Dreiecksgeschichte gestrickt, in der die Liebe eine vierte Rolle spielt. Doch wie in allen problematischen Konstellationen wird die Liebe immer unwichtiger, je länger die Handlung andauert: Missgunst, Eifersucht, Besitzdenken verdrängen sie – Entscheidungen werden gefordert.

Was finden die Frauen an diesem Mann?

Ganz nah an den Gesichtern ist Renato Berta mit der Kamera. An Clotilde Courau als herbe Manon, eine Frau, deren Selbstwertgefühl längst nicht so stabil ist, wie sie vorgibt. An Lena Paugam als sinnliche Elisabeth, die mehr Raum in Pierres Leben will und dafür Verrat übt. An Stanislas Merhar als Pierre, dessen Unzufriedenheit mit dem eigenen Lebenskonzept ihm ins versteinerte Gesicht geschrieben ist.

Was finden diese Frauen an diesem Mann, der sich beruflich als Verlierer fühlt? Und der sich privat nicht entscheiden will, dem aber die Stärke fehlt, ein Leben mit beiden Frauen zu führen? Mit leichter Hand führt Philippe Garrel seine Protagonisten, arbeitet wie Truffaut und Godard mit dem literarischen Voice-over, zu dem sich Jean-Louis Auberts Musik elegant fügt.

Um die Sehnsucht zu lieben, durch Gefühle bewegt zu werden, geht es Garrell, aber auch um den Zwang zu halten, was nicht zu halten ist – er serviert einen unterhaltsamen, präzisen, kompromisslosen Film über Frauen und Männer in deren Schatten, über das Leben, über uns.