Eine Einfahrt zum zum Universitätsklinikum Mannheim. Fast täglich gibt es neue Vorwürfe gegen das Krankenhaus. Foto: dpa

Im Hygieneskandal an der Mannheimer Uniklinik kommen täglich neue Vorwürfe ans Licht. Die Akten der Staatsanwälte werden immer dicker. Jetzt meldet sich auch Berlin zu Wort.

Mannheim - Der Hygieneskandal in der Mannheimer Uniklinik beschäftigt auch den Patientenbeauftragten der Bundesregierung. „Wer sich auf den OP-Tisch legt, sollte das im höchsten Vertrauen auf die Patientensicherheit tun können“, erklärte Karl-Josef Laumann (CDU) am Mittwoch auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa. „Dafür hat der Gesetzgeber strengste Regeln erlassen. Wer sich nicht daran hält, muss zur Verantwortung gezogen werden.“ Der Mannheimer Fall müsse gründlich aufgearbeitet werden, damit er sich nicht wiederhole. „Krankenhäuser dürfen nicht das ökonomische Interesse über die Sicherheit der Patienten stellen.“

Bei einer Überprüfung in der Klinik waren Hygienemängel festgestellt worden. Seither ist das Klinikum in der Defensive. Inzwischen werden die Vorwürfe immer lauter. Wegen neuer Anzeigen und Hinweisen weitet die Staatsanwaltschaft ihr Ermittlungsverfahren ständig aus. Nach einem Bericht des „Mannheimer Morgens“ (Mittwoch) gibt es nun anonyme Sabotage-Vorwürfe von Mitarbeitern. Danach wurde sterilisiertes OP-Besteck gezielt verunreinigt. Mit einer Nadel soll in Schutzhüllen für OP-Besteck gestochen worden sein - damit sei dieses nicht mehr steril gewesen.

Der Mannheimer Staatsanwaltschaft liegt bislang keine Anzeige dazu vor. Sie prüfe aber die Vorwürfe, sagte ein Behördensprecher am Mittwoch. Sie würden in das Ermittlungsverfahren integriert. Das Klinikum erklärte dazu auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa: „Wir kommentieren Gerüchte nicht, sondern gehen davon aus, dass unsere Mitarbeiter ihre Arbeit sorgfältig machen.“

Dem Zeitungsbericht zufolge sollen Klinikumsmitarbeiter die Vorwürfe dem Betriebsrat gemeldet haben. Dieser war am Mittwoch auf dpa-Anfrage zunächst nicht zu erreichen. Der Staatsanwaltschaft liegen in dem Gesamtverfahren mehrere Anzeigen und Hinweise vor. Genaue Zahlen und Details wollte der Sprecher nicht nennen.

Der Aufsichtsrat des Klinikums hatte angekündigt, die Ursachen für die Hygienemängel mit Hilfe einer Expertenkommission aufzuarbeiten. Das Präsidium will kommende Woche darüber entscheiden, wer darin vertreten sein soll. Der Kommission sollen voraussichtlich Klinikumsmitarbeiter, ein externer Hygiene-Experte und ein Fachmann für Organisationsfragen angehören.