Mario Isele (links) von der Kirchlichen Verrechnungsstelle in Stühlingen wird am Donnerstag im Hüfinger Gemeinderat die Zahlen und die Auswertung der Fragebogenaktion präsentieren. Am Freitag hatte hierzu Fürstenbergs Ortsvorsteher Gerhard Hogg (rechts) zu einer Bürgerversammlung eingeladen. Foto: Filipp

Eltern äußern in der Bürgerversammlung zur Schließung in Fürstenberg ihre Bedenken. Tenor: "Ohne wäre ich nicht hergezogen."

Hüfingen - Die Trägerschaft von Kindergärten in konfessioneller Hand hat zwei Seiten. Eine davon ist, dass in Deutschland und nicht zuletzt auch in Hüfingen die öffentliche Hand gut 95 Prozent der Betriebskosten übernimmt, die Entscheidungskompetenzen dennoch bescheiden sind.

Vertraglich zwischen Stadtverwaltung und Kirche vereinbart, beruht dies auf dem so genannten Subsidiaritätsprinzip: Staatliche Bildungs- und Erziehungsaufträge können damit vom Land an die Kommunen und von diesen an soziale Träger delegiert werden. Ursprung hat dieser Gedanke dabei in der katholischen Soziallehre.

In Hüfingen vertreten viele Eltern die Annahme, dass Kirchen somit als soziale Organisationen diese Einrichtungen auch aus Mitteln der Kirchensteuer bestreiten. Meist ist es aber nur der Grund und Boden nebst Gebäuden, den das Ordinariat beisteuert. Ein wichtiger Aspekt, denn vor zwei Jahren hatte die Stadt Hüfingen nach der Ankündigung der Kirche in Behla zu schließen nur noch zusehen können.

Damit sich dies in Fürstenberg nicht wiederholt, hatte die Ortsverwaltung eine Bürgerversammlung einberufen (wir berichteten). Dabei bekundete eine Mutter, dass sie nie in den Hüfinger Teilort gezogen wäre, wenn dort ein Kindergarten fehlen würde.

Bei stabilen Kinderzahlen scheint so manchem am Ort die Schließung nicht so ganz nachvollziehbar zu sein. Erst recht, wenn nach der Schließung in Behla ein Kindergartenoptimierungsausschuss für die Ortsteile gebildet wurde, von dem sich die Eltern auch die Berücksichtigung ihrer Anregungen erhofft haben.

Mario Isele von der Kirchlichen Verrechnungsstelle in Stühlingen machte den Eltern in der Versammlung jedoch eine ganz andere Rechnung auf, wie er in einer Präsentation auf 20 Folien verdeutlichte. Isele stützt die von der Kirche empfohlene Schließung mit der Auswertung der im Oktober verteilten 127 Fragebögen, von denen 92 ausgefüllt zurück kamen.

Heraus kam, dass sich die meisten Eltern eine Regelgruppe mit Altermischung für ihre Kinder zwischen zwei und sechs Jahren wünschen. Für eine Betreuung ganztags einschließlich Mittagessen gab es kaum Interesse, ebenso für die Kinderkrippe unter drei Jahren mit verlängerten Öffnungszeiten oder eine Gruppe mit verlängerten Öffnungszeiten für Kinder ab drei Jahren. Der Ausschuss setzte die Ergebnisse in seiner Sitzung im November vergangenen Jahres als Maxime um, eine altersgemischte Gruppe mit verlängerten Öffnungszeiten in einem Ortsteil zu befürworten. Behla sei durch die zentrale Lage hier ideal.

Bernd Pantenberg, zuständig für die katholischen Tageseinrichtungen innerhalb des Caritasverbandes, nahm danach die Einrichtungen in Behla, Hausen vor Wald und Sumpfohren unter die Lupe. In der Sitzung im Dezember wurde der Beschluss gefasst, die vor zwei Jahren geschlossene Einrichtung in Behla zu reaktivieren. So ließe sich derzeit eine Schließung in Mundelfingen umgehen, der Kindergarten in Hausen vor Wald könne als Reserve für die Mundelfinger betrachtet werden und der erst vor wenigen Jahren gebaute Kindergarten in Sumpfohren hatte damals noch Zuschüsse erhalten, die eine Schließung derzeit ohne Rückerstattungen nicht sinnvoll machen.

Derzeit stehen den 292 verfügbaren Plätzen in Hüfingen 258 Belegungen gegenüber. Nach neun Meldungen im laufenden Kindergartenjahr geht man für 2015/2016 in Fürstenberg von elf Kindern aus, 2016/2017 sogar von 14. Die Zahl der Kinder in Mundelfingen wird den kommenden Jahren von derzeit 20 auf 27 und 29 steigen, Sumpfohren von derzeit acht auf elf zulegen und in Behla wird ein Bedarf in den kommenden beiden Jahren von neun und elf Plätzen prognostiziert. Damit stünden in Hüfingen insgesamt 2017 noch 28 freie Plätze zur Verfügung. In Hüfingens Ortsteilen sind derzeit 2014 von 100 Plätzen 70 belegt. Die größte Differenz ergibt sich in Sumpfohren, wo von 25 acht Plätze belegt sind. In Behla besteht ein Bedarf von zehn Plätzen, aber keine Möglichkeit vor Ort.

Mit der Öffnung der Einrichtung in Behla stellt sich jedoch zwangsläufig auch die Frage, wo im Jahr 2016/2017 bei einem möglichen Bedarf von elf Kindern noch weitere Kinder aus anderen Ortsteilen unterkommen sollen. Über die weitere Entwicklung wird am Donnerstag der Gemeinderat Hüfingen entscheiden. Dem Gemeinderat wird jedenfalls eine gehörige Portion Weitsicht abverlangt, die richtigen Weichen zu stellen. Dies auch, weil in den einzelnen Eirichtungen auch investiert werden muss. Gravierendster Punkt ist der zweite Fluchtweg aus dem Dachgeschoß in Sumpfohren. Ein Umstand, dem bis heute offensichtlich keine große Bedeutung geschenkt wurde. Dort befindet sich aber der Kleingruppenraum.

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Das Subsidiaritätsprinzip ordnet im Sinne einer christlichen Weltanschauung Zuständigkeiten und klärt, ob staatliche Aufgaben durch lokale Akteure wie Städte oder Gemeinden übernommenwerden können, bevor größere Einheiten wie die Länder oder der Bund diese schultern.

Christliche Grundsätze: Angesichts des NS-Totalitarismus und der Entchristlichung und des "Verfalls abendländischer Gesittung" (Adenauer-Stiftung) enwickelte sich von den Unionsparteien getragen nach dem Zweiten Weltkrieg der Gedanke einer christlich-humanistischen Erneuerung. Die CSU forderte deshalb in ihrem Zehn-Punkte-Appell vom Dezember 1945 die Reform des Erziehungswesens im Geiste der "Demokratie und christlichen Grundsätze".

Im Kindergartenoptimierungsausschss sind vertreten: Stadträte Christine Harms Höfler, Markus Leichenauer, Adolf Baumann und Ortschaftsrat Jürgen Gut. Aus dem Pfarrgemeinderat sind dies Anette Happe und Klemens Krause-Sittnick. Ebenso die Elternvertreter Christoph Martin (Behla), Monika Cotte (Fürstenberg), Michael Jäckle (Sumpfohren), Michael Happle (Hausen vor Wald) sowie Schriftführer Horst Vetter oder Sonja Gaiselmann und der Vorsitzende Mario Isele von der Kirchlichen Verrechnungstelle.