Der kunterbunte Umzug der kleinen Narren war bei bestem Wetter eine wahre Freude. Und machte auch mehr Spaß. Foto: Lendle

Schmotziger: Probleme mit dem Narrenbaum. Gelungenes Debüt für Michael Kollmeier.

Hüfingen - Die Hüfinger Fasnet präsentierte sich am Donnerstag von ihrer schönsten Seite. Unterstützt von Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen zeigten sich die Narren bereits früh am Morgen in fröhlicher Feierlaune.

Der Umstand, erst ein halbes Jahr im Amt zu weilen und nun schon wieder abgesetzt zu werden, rüttelte nicht an dem Vorsatz von Bürgermeister Michael Kollmeier, die Hüfinger Fasnet kennenzulernen und schon gar nicht an seiner Bereitschaft überall mitzufeiern und mittendrin zu sein. Dass er seines Zepters beraubt wurde, sah er schon deshalb gelassen, weil "Doch dä Vetter Horst seiht des isch Routine, noch d’Fasnet derfscht jedes Jahr wieder inne".

Schon auf dem Rathausbalkon, als er des großen Amtsschlüssels beraubt wurde, meisterte er seine Sache perfekt. Nicht nur dass er eine bemerkenswerte Anzahl heimatlicher Fasnetsprüchle im Hüfinger Dialekt fließend in die Narrenmenge auf den Vorplatz hinunter rief, nein, er konnte sogar alle Strophen des "Dante Mine Lieds" in perfekter Stimmlage mitsingen. Somit ist der neue Schultes auch in der Hüfinger Fasnet gut angekommen. Mit pfiffigen Reimen aus der eigenen Feder – selbstverständlich auf Hüfingerisch – sammelte er bei den Narren viele Sympathien. Dazu erklärte er: Ertragen kanscht des Schultes Dichterei am besten mit gnueg Bier und Wei.

Beim anschließenden Stelldichein im Bürgerhaus Krone, wo stets durch spontane Beiträge einfallsreicher Narren und musikalische Unterhaltung der Lehrerband die Stimmung bestens ist, hat der Schultes durch seinen Gesang die Feierlaune sogar noch angeheizt. Auch am Nachmittag weilte Kollmeier unterm Volk und verteilte an seine neuen Freunde gerne ein Schnäpschen. Kunterbunt und mit vielen Kindern aus Kindergärten und Schule sowie aus Mariahof startete der Umzug der kleinen Narren.

Von der Stadtmusik, den Narrenräten, Hansel und Gretle angeführt, wurden die fantasievollen Kostüme und Ideen der Kinder von den Schaulustigen am Straßenrand bewundert. Die Wesen aus dem Dschungel, wilde Tiere, Wanderer, Sportler, Muskeltiere und andere Fabelwesen hatten ihren Spaß an dem Schaulaufen durch die gut gelaunte Menge. Der imposante Wagen mit hohem Aufbau von Mariahof zum Thema "Mine Craft" und moderne Medien kam trotz starker Windböen gut und wohlbehalten ans Ziel.

Ganz so gut ging es dem großen Narrenbaum vor dem Rathaus allerdings nicht. Zwar hatten die große Anzahl von Zimmermännern auch bei Gegenwind keine Probleme, den geschmückten Baum mit vereinten Kräften in die richtige Position zu hieven, was auch gebührend gefeiert wurde. Doch der Schreck kam eine halbe Stunde später mit einer aufbrausenden Windböe. Diese erfasste die bunt geschmückte Spitze des Baumes und knickte sie ab. Sie fiel auf den Rathausplatz nieder, der allerdings nicht mehr arg bevölkert war. So wurde niemand verletzt. Doch auch ohne Spitze am Narrenbaum genießen die Narren die Hüfinger Fasnet.

Hüfingen (aw/bo). Bei schönstem Sonnenschein konnten die Boschenstecher Sumpfohren ihr traditionelles Boschenkarrenrennen starten. Dabei geht es darum, mit dem Boschenkarren schnellst möglich einen Parcours zu bewältigen. Gelagert auf dem Karren sind dabei Holzstücke, die die Sumpfohrener Boschen darstellen sollen. Boschen sind Torfstücke, die früher in Sumpfohren zum Heizen genutzt wurden. Hierbei erlebte der ein oder andere große oder kleinere Narr eine waghalsige Tour, welche vom Publikum mit viel Applaus belohnt wurde.

Ende der Kinderbefreiung

Gestern erlebten die Narren aus Hausen vor Wald ein Novum: Sie konnten sich sich zur besten Mittagsessenszeit erstmals im Bürgerhaus mit Speis und Trank versorgen. Mittelfristig hoffen sie wieder an ihren angestammten Platz im Gasthaus Adler zurückzukehren, doch die neue Speisestätte erwies sich als probate Alternative. Von ein wenig Wehmut begleitet die Befreiung der Kindergartenkinder, die sich ab spätestens 2019 bekanntlich eine neue Bleibe suchen müssen. In Feierlaune zeigten sich die Narrenzunft der Reeti-Wölfe mitsamt der Zunftkapelle, die in den kommenden Tagen das Verwaltungszepter übernehmen.

Kinderherzen erobert

Gestern pflegte der Narrenverein Kehrwieder in Mundelfingen die Tradition und stürmte nach dem Antrommeln den Kindergarten. Narrenvater Gebhard Welte und seine unbekannte Hexenbraut waren in der Bildungseinrichtung die Garanten für gute Stimmung mit der sie im Nu die Herzen der Kinder eroberten.

Derweil traf sich der Elferrat in privaten Gefilden zum morgendlichen Stand-up, dem er sich erst während der Schülerbefreiung und beim Rathaussturm anschloss. Dort warteten die Schmotzige-Dunschdig-Hexen und wie sie alle heißen mit einem pompösen Programm auf. Buntes Treiben bei frühlingshaften Temperaturen führte zu fortgeschrittener Nachmittagsstunde in die Vereinsräume im Rathauskeller, in dem seit Jahren der erste Hochtag der Fasnet ausklingt.

Premiere für Bergesel

Frühmorgens am Schmutzige Dunnschdig, noch bevor die ersten Hähne krähen, drängte es die Musiker der Musikkapelle Fürstenberg auf die Dorfstraßen und Gassen. Ihrem musikalischen Weckruf folgten mit fortgeschrittener Dauer immer mehr Einwohner, die sich entweder unters Narrenvolk mischten oder zur Arbeit gehen mussen.

Erstmals waren in diesem Jahr auch die vor wenigen Wochen aus der Taufe gehobenen Bergesel auf Tour. Aktuell gibt es neun von ihnen, die an die Zeiten erinnern wollen, als sie das Wasser mangels Brunnen auf die einst bewohnte Bergkuppe transportierten, um die Einwohner mit dem lebensnotwendigen Nass zu versorgen.

Letzte Aktion

Erstmals in ihrer 30-jährigen Geschichte beteiligte sich die Zunftkapelle aus Behla ohne ihren Vorsitzenden Egon Bäurer am Schmotzige Dunschdig. Doch auch ohne Kapitän wagten sie die Fahrt ins Blaue und stürmten gemeinsam mit den Wetti der einheimischen Zunft die Schule und das Rathaus. Es dürfte die letzte Befreiung gewesen sein, da die Schule bald endgültig ihre Pforten schließen wird.

Für Ersatz ist gesorgt. Demnächst erfreuen sich die Wetti an der Wiedereröffnung des Kindergartens. Am Nachmittag stand das noch Wettklöpfen auf dem Programm.