os: Beathalter Foto: Schwarzwälder-Bote

Neue Ära der Stromerzeugung begann vor 26 Jahren /Viele kleine Geldgeber wollten damals ein Zeichen setzen

Von Manfred Beathalter

Fast auf den Tag genau vor 26 Jahren, es war der 24. Mai 1990, am Himmelfahrtstag, begann in Hausen vor Wald eine neue Ära der Energieerzeugung.

Hüfingen-Hausen vor Wald. Auf dem Auenberg, einem kleinen Hügel im Westen des Hüfinger Stadtteils, wurde die 30 Meter hohe "Pionier-Windmühle Auenberg GbR" mit einem Fest eingeweiht. Nach einem Vierteljahrhundert ist sie zum Wahrzeichen von Hausen vor Wald geworden.

Es war in der Tat eine Pionierleistung: Nach langer Vorarbeit ging das erste privat finanzierte Windrad zur Stromerzeugung im Land Baden-Württemberg in Betrieb.

Zur Einweihung wurden kleine Windmühlen aus Holz verkauft, hergestellt von den Werkstätten der Paulinenpflege in Backnang. Für 20 Mark gab es eine Mühle ohne Fundament im Maßstab 1:60 zu kaufen. 30 Mark kostete zusätzlich das Fundament: Bausteine zur finanziellen Unterstützung dieses Vorhabens. "Unsere Pionier-Windmühle ist ein Mosaikstein zur Förderung einer ökologischen Energieversorgung für die Zukunft", war in einem einfachen grünen Faltblatt zur Einweihung zu lesen.

Betreiber wagten sich auf weitgehend unbekanntes Terrain

Die Pioniere von damals wagten sich auf unbekanntes Terrain. An der Spitze standen Siegfried Seilnacht, Peter Haas und andere, so auch der Architekt Hermann Sumser aus Hausen vor Wald und Dieter Schäfer aus Murrhardt, der mit seinem Unternehmen Gedea (Gesellschaft für dezentrale Energieanlagen) die Geschäftsführung der Pionierwindanlage Auenberg übernommen hatte.

Hermann Sumser kämpfte um die Baugenehmigung für die Windmühle. Die Behörden waren zumindest skeptisch. Denn die Anlage, hergestellt vom dänischen Maschinenbauer Reymo in Middelfart, hatte nur in Dänemark eine Genehmigung. Das Bauhandbuch des dänischen "Folkecenter für regenerative Energien" diente als Grundlage, in der Bundesrepublik fehlte es an Erfahrung: Das Innenministerium des Landes wurde bemüht, die Landesstelle für Baustatik musste das Projekt einer Einzelprüfung unterziehen, bevor es die Baugenehmigung gab. Landratsamt, Gemeindeverwaltungsverband und Hüfingens Gemeinderat befassten sich mit der Windmühle.

Die Initiatoren hatten anfangs nur eine blasse Ahnung davon, dass sie eine Pioniertat vollbrachten. Heute ist klar, die Windmühle auf dem Auenberg ist etwas Besonderes.

Am 1. September 1988, zwei Jahre vor Inbetriebnahme der Windmühle, wurde eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) gegründet. "Wir wollten mit dem Kopf durch die Wand und ein Zeichen setzen und unseren Beitrag leisten zum Aufbau einer ökologischen Energieversorgung"" begründet Gedea-Geschäftsführer Dieter Schäfer den Schritt. Bald hatte man rund 100 Gesellschafter auf der Liste, vor allem Privatleute, die sich mit kleinem Kapital für dezentrale Energieerzeugung einsetzten. "Jeder hat 1000 Mark eingebracht", erinnert sich Öko-Freak Siegfried Seilnacht an die Anfänge.

Die Kosten für die Windmühle lagen zwischen 250 000 und 300 000 Mark. Auch das Kraftwerk Laufenburg, der regionale Energieversorger in Donaueschingen, wollte mit einsteigen, ließ es dann aber bleiben. Wohl auch, weil er mit der Geschäftsform GbR sein Problem hatte: Der finanziell am besten gestellte Gesellschafter müsste im Falle des Falles für Schäden und Reparaturen aufkommen und die Hauptlast tragen.

Energie-Windmühle muss viele Widerstände überwinden

Die Windmühle kam dennoch in Gang, lief und lief und produziert bis heute sauberen Strom. Vor etwa zehn Jahren standen größere Reparaturen an, der Drehturm hatte sich festgefressen und konnte sich nicht mehr in den Wind drehen. Die Sanierungskosten waren für die Gesellschafter zu hoch, die Windmühle wurde an einen neuen Eigentümer aus Rottweil verkauft, die GbR löste sich auf.

Vor etwa drei Jahren stieg die Firma Lumus Energy ein und kaufte die Windmühle dem Rottweiler Familienbetrieb ab: Georg Tuma, der im Havelland zuhause ist und Windmühlen in Rostock betreibt, und Stella Thomas aus Döggingen führen die Anlage weiter.

Jetzt steht eine Reihe von Investitionen an

Eine Reihe von Investitionen steht an. Den Wirkungsgrad könnte man um 20 Prozent steigern, ist Tuma sicher. Dazu müsste die Regelungstechnik verbessert, die Rotorgeometrie verändert und sparsamere Getriebe eingebaut werden: Investitionskosten zwischen 80 000 und 100 000 Euro. Geplant war auch, die Windmühle deutlich zu erhöhen. Aber: "Wegen den Milanen ist keine weitere Genehmigung zu bekommen", sagt Tuma. So läuft die Pionier-Windmühle wohl noch ein paar Jahre weiter, wie bisher. "Schnelles Geld macht man sowieso nicht", räumen Stella Thomas und Georg Tuma ein.