"Bidla Buh" aus Hamburg begeisterten im Am-Vieh-Theater mit Musik-Comedy. Foto: Rademacher Foto: Schwarzwälder-Bote

"Bidla Buh" aus Hamburg wirbeln im Mundelfinger Am-Vieh-Theater

Von Christina Rademacher

Hüfingen-Mundelfingen. Da standen sie nun auf der Bühne, drei Herren mittleren Alters im Frack mit Zylinder, Rose im Knopfloch und Pomade im Haar, der Sänger mit einem Uralt-Mikrofon. Jeder hätte bei diesem Outfit 20er-Jahre-Musik à la Max Raabe erwartet.

Was dann kam, brachte das Am-Vieh Theater zum Kochen. "Bidla Buh" aus Hamburg, ein Gitarrenvirtuose, zwei Multiinstrumentalisten, ein Fundus aus allen möglichen und unmöglichen Instrumenten, jede Menge Faxen, eine eineinhalbstündige Reise durch die Musikgeschichte, eben Musik-Comedy vom Feinsten.

Mit diesem Knaller startete das Herbstprogramm von Kurt Kammerer & Co in dem Kult-Theater. Doch zunächst stand Mundelfinger Klamauk auf dem Programm. Als Ehepaar Thekla und Heinz-Rüdiger Hammel brachten Hans Kindler als resolute Dame und Kurt Kammerer als deren treu doof-naiver Ehemann die Zuschauer in der vollbesetzten Halle auf Touren. In alter Am-Vieh-Theater-Manier mit trockenen Sprüchen in Baaremer Dialekt dirigierten sie das Publikum und testeten dessen Verhalten in Grenzsituationen aus.

Er habe kein Wort verstanden, kommentierte Hans Torge-Bollert, Sänger und Trompeter des Hauptacts "Bidla Buh" den Auftritt der beiden Mundelfinger. Trocken, ohne eine Miene zu verzerren, trug er Georg Kreislers Lied "Bidla Buh" vor, das der Band ihren Namen gab und in den 14 Frauen zu Tode kommen. Gitarrist Olaf Klindtwort zupfte verstohlen seine Gitarre und Schlagzeuger Jan-Frederick Behrend zog ein Gesicht wie der Glöckner von Notre-Dame. Erst nach dem Auftritt sollten sich seine Züge wieder aufhellen. Viele Lacher erzeugte das "Fitness-Orchester", bei dem die Drei Melodicas spielten, die mit drei auf einem Tisch befestigten Blasebälgen betrieben wurden. Für jeden Ton musste eine Kniebeuge gemacht werden. Für einen Auftritt als Johnny Cash wechselte Gitarrist Olaf zum Banjo, bevor Sänger Hans-Torge seinen großen Auftritt hatte. Hintereinander spielte er, begleitet von seinen Mitmusikern, Stücke auf einem Jagdhorn, einer Posaune und acht verschiedenen Trompeten. Das breite, musikalisch hochwertige Repertoire erstreckte sich von Volksmusik, Jazz, Blues bis Hardrock. Selbst einem Instrument aus einem Gartenschlauch und einem Haushaltstrichter entlockte er Trompetentöne, die sich angenehm anhörten. Nebenbei spielte er auch Tuba, Flöte, Akkordeon, Vibraphon. Piano oder Schlagzeug.

Als Multitalent entpuppte sich auch Schlagzeuger Jan-Frederick. In höllischem Tempo bearbeitete er Vibraphon oder Glockenspiel, teilweise mit vier Schlägern, dabei wagten sich die Musiker an Stücke wie "A La Turka" von Mozart, den "Säbeltanz" von Katchaturian oder "Flight Of The Bumble Bee" vom Rimsky-Korsakoff. Gitarrist Olaf zeigte sein ganzes Können bei einer Gitarrenversion von "The Entertainer".

Als HSV-Fans eingekleidet zeigten die Allrounder, wie man die Nationalhymne auf Bierflaschen spielt, ohne falschen Ton, versteht sich. Mit ernstem Blick und keiner Regung arbeitete sich die Band im "Busen-Blues" von einer Körbchengröße zur anderen vor, während im Saal Männer wie Frauen Tränen lachten.

Ein Tango, eine eigene Version von "Aber bitte mit Sahne", das Swing-Stück "Fly Me To The Moon" oder eine sächsische und eine türkische Version von "Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt" standen auf dem abwechslungsreichen Programm, während die Musiker die Outfits wechselten und die Instrumente tauschten.

Einen Riesenapplaus erhielt Jan Frederik Behrend, als er mit einer Mini-Gitarre ein Solo-Stück auf Basis "Ein bisschen Frieden" vortrug, in dem makaberen Text wünschte er seinen Brüdern und Mitmusikern den Tod. Weitere Höhepunkte waren der Titelsong ihres aktuellen Programms, "Sekt und Frack&Rock’n Roll" oder Versionen vom "Kleinen grünen Kaktus" in der Zugabe.

Übrigens : Iris, die der Sänger Hans Tolge Bollert am Anfang des Mundelfinger Auftritts im Publikum entdeckt hatte und deren Name er in diverse Songs eingebaut hatte, wurde zum Abschied eine CD geschenkt.