Intensiv diskutieren Daniel Brandi, Wilfried Rösch, Jürgen Krüger, Olaf Degenkolbe, Sonja Rapp-Meinhardt und Alexander Hermann (von links) den geplanten Bau eines Schweinebungalows im Hubertusweg. Foto: Bombardi

Geplanter "Schweinebungalow": Einigen Hüfingern stinkt es schon jetzt. Landwirt verweist auf geringe Geruchsbelästigung.

Hüfingen - Ein Öko-Landwirt möchte seine Existenz sichern, einige Hüfinger fürchten Gestank zum Himmel. Gestern wurde den Behörden von Gegnern eine Unterschriftenliste übergeben, die den Bau eines sogenannten "Schweinebungalows" am Hubertusweg in Hüfingen verhindern möchten.

"Wir dachten, uns trifft der Schlag, als wir Ende September per Zufall von dem bereits vor ein paar Jahren genehmigten Bauvorentscheid erfuhren", plädiert Alexander Hermann für eine auch von der Stadt bereits in die Diskussion eingebrachte Aussiedlung dieses Betriebsteils. Innerhalb weniger Tage fand Hermann in Wilfried Rösch, Jürgen Krüger, Olaf Degenkolbe, Sonja Rapp-Meinhardt und Daniel Brandi für seine Idee, zusätzliche Gutachten einzuholen, die dem heutigen Stand entsprechen, eifrige Befürworter.

Was er in dieser Form nicht erwartete, waren innerhalb von fünf Tagen rund 400 Unterschriften gegen das geplante Bauprojekt. "Diese Unterschriftenaktion bestätigt unsere Bedenken, die wir zum jetzigen Zeitpunkt hegen", freuen sich die Inititiatoren, dass sich die Stadt Hüfingen erneut mit der Thematik beschäftigt. Heute erhält sie zeitgleich mit dem Landratsamt die Unterschriftenliste als Beleg dafür, wie wichtig den Anwohnern ihre Lebensqualität ist. "Wir wollen einen Interessenausgleich, keinen jahrelangen Zoff", bemerkt Rapp-Meinhardt, "auch sind wir jederzeit zu Gesprächen offen". Eine offizielle Einspruchsmöglichkeit gebe es erst wieder, wenn die Baugenehmigung vorliegt, bemerkt Hermann der im Namen seiner Kollegen spricht, wenn er eine für beide Seiten tragfähige Lösung ohne gerichtliche Auseinandersetzung anstrebt. "Wir sind keine Schweineverächter und haben auch nichts gegen Schweinefleisch", ergänzt Rösch: "Es geht uns nicht um die Vernichtung einer Existenz", stellt er klar.

Bürgermeister Anton Knapp signalisierte bereits, dass das Thema erneut in den Gemeinderat komme und dann auf der als Mischgebiet ausgewiesenen Fläche nicht mehr als die 60 geplanten Tiere zugelassen würden.

Der landwirtschaftliche Hof des Hüfingers liegt an der Bräunlinger Straße, in einem als Mischgebiet ausgewiesenen Bereich westlich der Kernstadt. Der zertifizierte Öko-Landwirt hatte bereits vor Jahren eine Bauvoranfrage zum Bau eines "Schweinebungalows" gestellt, unmittelbar nördlich an den jetzigen Betrieb anschließend. Zwar war dem Landwirt die Anfrage sowohl vom Hüfinger Ausschuss für Technik und Umwelt wie auch dem Baurechtsamt des Landkreises negativ beschieden worden, und auch der Widerspruch vor dem Regierungspräsidium war erfolglos geblieben, jedoch erstritt sich der Hüfinger vor dem Verwaltungsgericht letztlich das Recht, bauen zu dürfen. Unter Auflagen: So sind dort maximal 60 Schweine zulässig, eine Erweiterung wird ausgeschlossen, ein Gutachten muss die Einhaltung von Emissionswerten belegen.

Nach den derzeitigen Planungen könnte der Bau des "Schweinebungalows" im kommenden Jahr angegangen werden, erläuterte der 60-jährige Landwirt, bevor die Anzahl der Unterschriften bekannt wurde. In dem Bereich sei eine "Familienhaltung" der Tiere vorgesehen. Dies sei eine naturnahe Haltung der Schweine, bei der die Möglichkeit der Rottenbildung ebenso gewährleistet sei wie etwa die Nutzung von Wühlbereichen.

Durch die Strohhaltung sei eine Geruchsbelästigung angrenzender städtischer Bereiche kaum zu befürchten. Der landwirtschaftliche Hof sei 1832 am jetzigen Standort errichtet worden, die landwirtschaftliche Tätigkeit der Familie reiche bis zum 30-jährigen Krieg zurück, verweist der Hüfinger auf eine beeindruckende Tradition. Die geplante betriebliche Erweiterung sei in sich schlüssig, so der Öko-Landwirt, weil sie auch durch das Verfüttern eigenen Getreides einen geschlossenen Kreislauf darstelle.

Die Verwaltung habe sich eine andere städtebauliche Entwicklung in diesem Bereich gewünscht, betont Bürgermeister Anton Knapp in einer Stellungnahme. Wie bereits vor Jahren stehe sie auch weiterhin bereit, das dortige Gelände als Bauerwartungsland aufzukaufen und dem Landwirt eine Aussiedlung seines Betriebs zu ermöglichen.