Schmuck des Zaumzeugs und natürlich auch der Hinweis auf den höheren Rang des Reiters. Foto: Schwarzwälder-Bote

Kunsthandwerker Michael Mayer greift zum Schnitzmesser / Originale lagern im Safe des badischen Landesmuseums in Karlsruhe

Von Florian Hahnel

Hüfingen. Eichenholz statt Silberblech, der Durchmesser hat deutlich zugenommen: Die Hüfinger Reiterscheiben sind als Bildhauer-Kunstwerk wieder auf dem "Hohen". Gestern erfolgte die Präsentation der mit Informationstafeln ausgestatteten Hinweisstätte.

1966 stießen Arbeiter über den Dächern der Hüfinger Unterstadt und mitten im recht kräftig gewachsenen Wohngebiet Hohen auf ein alemannisches Grab. Drei der Beigaben sollten für die Geschichtsschreibung taugen, obwohl es sich nur um recht kleine Schmuckscheiben eines Pferdezaumzeugs handelt. Die Hüfinger Reiterscheiben gelten als bis dato frühester Hinweis auf die Christianisierung nördlich der Alpen.

48 Jahre nach dem Fund hat der bregstädtische Kunsthandwerker Michael Mayer zum Schnitzmesser gegriffen und dieses vier Wochen lang eingesetzt. "Heute also freuen wir uns über die Präsentation der Hinweisstätte, diese befindet sich exakt am Fundort des Grabes", informierte Bürgermeister Anton Knapp beim Ortstermin.

Um die Arbeit Michael Mayers punktgenau platzieren zu können, mussten im Wohngebiet Hohen in der Gierhalde einige Quadratmeter privater Boden verhandelt werden. Grundstückseigentümer Ekkehard Mayer gab sich der Kommune gegenüber kooperativ. Unter anderem ein Apfelbaum musste aber weichen, damit der Blick nicht an der Hinweisstätte hängen bleibt, sondern noch über die Unterstadt und bis zum Donaueschinger Schellenberg reicht.

"Wir dürfen auch betonen, dass mit dem Erstellen der Stätte öffentliche Kunst in einem normalen Wohngebiet angekommen ist. Im Altstadtbereich gibt es diese ja vergleichsweise häufig", so Knapp. Der Bürgermeister überlegt laut eigenen Angaben noch, wie sich der neue bregstädtische Fixpunkt touristisch einbinden lässt, etwas abseits liege er eben schon.

Die Hüfinger Reiterscheiben sind als Trio bekanntlich wieder komplett und als Originale im Safe des badischen Landesmuseums Karlsruhe, um die Rückgabe eines Exemplares aus privater Hand wurde längere Zeit gerungen. Die ehedem verschollene dritte Scheibe findet sich als Holznachbildung rechts an der Hinweisstätte, im Heimatmuseum sind Kopien des Halfterschmucks zu sehen.

Mayer hat die Stelzen einem bereits viergeteilten Eichenstamm entnommen. "Die Scheiben bestehen ebenfalls aus Eichenholz, dieses kommt von der Wutach", erklärt Mayer, der so oft es geht Material aus der Heimat verwendet und eben bearbeitet.

Die Informationstafeln entstammen der Ideenschmiede des Büros Roland Straub und sind ebenfalls sehr gefällig. Mit deren Optik folgten die Macher auch der Grafiklinie Hüfingens, natürlich zur Freude Anton Knapps.