Sommertheater: Regisseur Paul Siemt zeigt kreative Ideen / Beeindruckende Leistungen bei einer Reise durch die Zeiten

Bange Blicke auf den schwarzblauen Himmel und Wetter-Apps begleiteten den Start zur Premiere des diesjährigen Hüfinger Sommertheaters unter freiem Himmel am Römerbad.

Hüfingen. Doch der Autor, Regisseur und künstlerische Leiter dieser langjährigen Theater-Erfolgsserie gab schließlich " grünes Licht" für die Auftaktszene. "Das Ensemble will unbedingt spielen, und wir gehen davon aus, dass es sich nur um einen Schauer handelt", verkündete Paul Siemt und behielt damit erst mal recht. Wenn auch später ausgerechnet beim kleinen Spaziergang ein zweiter Schauer folgte.

Schon der Spielbeginn verblüffte mit einer Szene, die eigentlich gar nicht zu einer Geschichte passt, die vor Christus beginnt und von Mythen, Sagen, Göttern, Römern und weiteren Menschen handelt. Ausgerechnet ein Bediensteter der städtischen Müllabfuhr sammelte vor der ausverkauften überdachten Bühne mit 350 Gästen gelbe Säcke ein, die dort herumlagen.

Das weckte bei den Zuschauern, die eh schon erwartungsvoll ihren Blick aufs Geschehen richteten, noch mehr Neugierde. Solche und viele weitere kreativen Ideen hat Regisseur Paul Siemt in diesem Stück verwirklicht, das er nicht nur seiner Schauspieltruppe auf den Leib geschrieben hat, sondern auch Hüfingen mit seiner ehemaligen Römersiedlung Brigobannis.

Die Geschichte beginnt und endet mit dem Müllmann. Dazwischen werden die Gäste mitgenommen auf eine Zeitreise, die mehr als tausend Jahre umfasst. Die Suche und Jagd nach dem Artefakt, das wichtige Schriftrollen aus der Vergangenheit enthält, springt in verschiedenen Spielszenen zwischen den Jahrhunderten hin und her.

Paul Siemt ist es erneut meisterhaft gelungen, diese Szenen authentisch und fantasievoll sowie lebendig und unterhaltsam auszustatten.

Genau diese Effekte schätzt das Publikum des Sommertheaters. So sprechen die Götter beispielsweise mal breitesten Hüfinger Dialekt, rutschen von ihrem Olymp aus den Baumwipfeln am Hang auf einer Rutsche hinunter und tanzen nach der Verwandlung in Menschen den Blues. Oder wenn das Landwirt-Ehepaar aus Hüfingen mit dem Traktor über die Wiese tuckert und die beiden Ahnungslosen in einer Mulde das begehrte Artefakt entdecken.

Die Botschaft dieses Stückes, das Siemt mit dem ihm eigenen Rezeptur aus Ernsthaftigkeit und Humor, Fantasie, Wahrheit und Realität vermischt, ist bitterernst und leider immer aktuell. Denn es geht um Glaube, Religion und Krieg und darum, dass die Menschheit es bis zum heutigen Tage nicht geschafft hat, die Gewalt gegen Andersgläubige zu stoppen.

Da helfen auch keine Götter. Diesem großen Problem der Menschen hat sich Siemt in diesem Theaterstück mit einem Augenzwinkern angenommen. Dabei versteht er es, seine Visionen der Regiearbeit auf seine über 30-köpfige Schauspieltruppe zu übertragen, die mit großem Engagement schon seit Monaten intensiv probt und für die insgesamt zwölf Aufführungen sogar teilweise ihren Urlaub in Anspruch genommen hat. Erstmals hat Siemt für dieses Projekt ein Orchester engagiert. So werden Spielszenen auch musikalisch ins rechte Licht gerückt. Kai Armbruster hat zum Drehbuch die Musik geschrieben, die von den Musikern am Saxophon, der Posaune, Violine, Cello, Schlagwerk, Harfe und am Klavier entsprechend umgesetzt werden. Diese maßgeschneiderte musikalische Verstärkung der visuellen Eindrücke und des Geschehens verleihen dem Theater einen weiteren exklusiven Glanzpunkt und machen es geradezu perfekt.

Nicht zu vergessen sind die Mitarbeiter des Bauhofs, die seit Wochen die Kulissen und Bühnenbilder rund ums Römerbad installiert haben, sowie zahlreiche Helfer für Kostüme, Maske, Frisuren, Requisiten sowie Licht und Ton und mehr. Gemeinsam haben sie zu diesem großen Erfolg des ersten Theaterabends beigetragen.