Mit solch einem großen und schweren Gerät hat Baggerführer Helmut Blatter aktiven Naturschutz betrieben und die seichten Tümpel mit dem Nachwuchs der Kreuzkröte vor dem Austrocknen bewahrt. Schaufelweise hat er das Wasser nachgefüllt. Von links Hildegard und Otto Körner, Helmut Blatter mit Wolfram Jäggle. Fotos: Lendle Foto: Schwarzwälder-Bote

Natur: Artenschutzprojekt am Riedsee langfristig geplant / Vandalismus setzt Projekt derzeit auf Eis

Die kleine Kreuzkröte hat Glück. Zumindest am Riedsee hat sie nun die Möglichkeit, sich wieder zu vermehren.

Hüfingen. Und das hat sie bitter nötig, denn diese Krötenart steht auf der Roten Liste ganz oben und ist vom Aussterben bedroht, auch in der Region. Ihr bevorzugter Lebensraum sind warme Flachwasserzonen an Flussufern und überschwemmte Mulden in angrenzenden Wiesen. Durch die Begradigung der Flüsse und Bachläufe wurde ihr allerdings dieser Lebensraum genommen.

Dank umsichtiger Menschen wurde am Riedsee im Zuge der Ausgleichsmaßnahmen durch den Kiesabbau der Firma Jäggle in den vergangen zwei Jahren das Projekt Kreuzkröte auf den Weg gebracht, das man dank der Unterstützung mehrer hilfreicher Menschen als geglückt betrachten kann.

Besonders engagierte sich dabei der langjährige Baggerführer Helmut Blatter. Denn bei den teilweise zufällig, aber auch durch Menschen entstandenen Flachwasserzonen für die Krötenpopulation sorgte er mit seinem schweren Gerät und einem feinen Händchen dafür, dass die vielen kleinen Nachkömmlinge ständig genug Wasser haben und die Zonen nicht austrocknen. So hat er in den vielen heißen Tagen des Sommers auf der Baar mit der Schaufel seines 40-Tonners die Tümpel mit frischem Wasser versorgt.

Der behutsame und feinfühlige Beitrag des naturverbundenen Helmut Blatter hat sich gelohnt: Das Projekt, das von Stefan Hafner in der ökologischen Baubegleitung sowie von Otto und Hildegard Körner ehrenamtlich begleitet wird, ist bereits an verschiedenen Stellen erfolgreich.

Denn in eigens für sie geschaffenen Flachwasserzonen und Tümpeln kann die Kreuzkröte in ihren Laichschnüren bis zu 4000 Eier ablegen und das bis zu viermal im Jahr. Otto und Hildegard Körner können nun zusammen mit Wolfram Jäggle beobachten, wie die ersten kleinen Kröten der letzten Laichablage ihre Kinderstube verlassen und an Land krabbeln. Acht Flachwasserzonen wurden als Artenschutzprojekt "Kreuzkröte" geschaffen, zwei davon wurden bisher gut angenommen. Über diese erfolgreichen Maßnahmen freuen sich alle Beteiligten. Von dem unzähligen wuseligen Nachwuchs kommt allerdings nur ein geringer Teil durch. Die Austrocknung der Tümpel und viele natürliche Feinde machen der kleinen Kreuzkröte zu schaffen.

"Maximal zehn Weibchen haben wir bisher angetroffen. Ohne sie gäbe es keine Population am Riedsee. Deshalb ist das Projekt für unsere Region von großer Bedeutung, denn im gesamten Kreisgebiet gibt es nur bis zu vier Stellen, wo die Kreuzkröte vorkommt", sagt Hildgegard Körner, die als Sprecherin des Arbeitskreises im Landesnaturschutzverband Bescheid weiß.

Das Artenschutzprojekt Kreuzkröte am Riedsee soll keine Eintagsfliege bleiben, sondern in Zukunft dafür sorgen, dass genügend Flachwasserzonen und Tümpel als natürlicher Lebensraum zur Verfügung stehen.

Hüfingen. Unbekannte haben den Bagger am Riedsee in der Nacht zum Montag in Brand gesetzt. Die Naturschutzverbände LNV (Landesnaturschutzverband), der Naturschutzbund (NABU), der Bund Umwelt und Naturschutz (BUND) und der Fischereiverband Hüfingen distanzieren sich von dieser Tat.

Die Polizei geht von vorsätzlicher Brandstiftung aus. Am Tatort wurde Brandbeschleuniger gefunden, darüber hinaus hatten Unbekannte die Worte "Bio tot" auf den Bagger gesprüht, sagt Michael Aschenbrenner vom Polizeipräsidium Tuttlingen.

Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen aufgenommen. Hildegard Körner vom Landesnaturschutzverband ist entsetzt. "Ich kann die Tat nicht nachvollziehen", sagt sie. Die Ausgleichsmaßnahme zur Renaturierung sei intensiv mit Naturschutzverbänden und dem Fischereiverband abgestimmt worden. Regelmäßig sei sie vor Ort gewesen, wurde von Spaziergängern angesprochen oder habe selbst den Austausch gesucht. "Ich habe nie eine negative Rückmeldung bekommen." Zusammen mit dem Landratsamt, der Betreiberfirma Jäggle, dem Fischereiverband, dem Umweltbüro des GVV Donaueschingen, dem Planungsbüro und der ökologischen Baubegleitung hätten Treffen und Besprechungen stattgefunden, um bei der anstehenden Renaturierung einen hochwertigen Lebensraum zu schaffen.

"Die Ergebnisse flossen in die Genehmigungen des Landratsamtes ein, in deren Rahmen die Arbeiten nun umgesetzt werden." Daher seien die verbalen Anschuldigungen der Vandalen, die eine Biotopzerstörung vorgeben, falsch.Dies sagt auch die Fischervereinigung. "Wie stark vermuten lässt, richtet sich die Tat gegen die Arbeiten der Firma Jäggle und das zuständige Landratsamt mit dem Hintergrund einer scheinbaren Biotopszerstörung", sagt Fabian Mattner von der Vereinigung.

Der natürlich hohe Erdwall habe keinen attraktiven Lebensraum geboten. Seine Absenken hingegen fördere eine Ansiedlung von Pflanzen, biete Rückzugsmöglichkeiten für Amphibien, Fische, Insekten und Wasservögel. "Dank der Firma Jäggle existiert überhaupt das Naherholungsgebiet am Riedsee mit vielfältigen Biotopen", so Mattner.

"Wer diese Maßnahmen nicht verstehen oder nachvollziehen kann, hat entweder das Gesamtkonzept nicht verstanden oder eine stark eingeschränkte fachliche Expertise." Schon als die Arbeiten vor gut 20 Jahren begonnen hatten, sei klar gewesen, dass der aktuelle Bauabschnitt am Riedsee als General-Naturschutzausgleich für die vorhergegangenen Abschnitte gedacht ist, sagt Körner.Der entstandene Sachschaden könne noch nicht beziffert werden, heißt es seitens der Polizei. Es könne aber von Glück gesprochen werden, dass weitreichende ökologische Schäden ausblieben, Betriebsstoffe des Baggers sind nicht in den See gelangt. "Im Tümpel sind Rußflecken und Schlieren", sagt Körner. Die Kaulquappen hatten den Vorfall überlebt. Doch: Die Zerstörung des Baggers verhindert nun, dass die Ausgleichsmaßnahme zeitnah fortgesetzt wird. "Sachbeschädigung wird von den Naturschutz- und Fischereiverbänden grundsätzlich als Mittel der Auseinandersetzung abgelehnt und verurteilt", so Körner.

Die Kreuzkröte lebt bevorzugt in flachen und warmen Tümpeln mit niedriger Vegetation. Die Besonderheit dieser acht Zentimeter großen Kröte ist die: Sie hüpft nicht, sondern huscht wie eine Maus auf dem Boden, in den sie sich blitzschnell eingraben kann. Die Paarungszeit der Amphibien beginnt im wärmer werdenden April und dauert bis in den Sommer hinein. Das Weibchen legt in den flachen Wasserpfützen und Tümpeln ihre bis zu 4000 Eier an Laichschnüren ab. Wenn die Lachen nicht frühzeitig austrocknen, schlüpfen die Larven nach sechs bis sieben Wochen.