Kinder gestalten eigene Märchenwelt

Hüfingen. "Kinder brauchen Märchen und lieben sie auch", davon ist Elke Menner aus Hüfingen überzeugt. Sie spricht aus Erfahrung, denn die fünffache Mutter und mehrfache Großmutter hat diese Erkenntnis nicht nur durch ihre eigenen Kinder gewonnen, sondern auch in ihrer jahrelangen pädagogischen Arbeit als Erzieherin und Kindergartenleiterin.

"Ich bin so groß geworden, dass ich immer etwas für andere Menschen tun möchte, ob für Kinder oder Erwachsene", sagt Elke Menner. Nach Eintritt in den Ruhestand strotzt sie nur so vor Aktivitäten. Sie ist ein Glücksfall für Hüfingen, denn ihr Haus in der Pfarrhausgasse – es ist das ehemalige Messnerhaus, in dem sie schon lange lebt, – gestaltete sie vor einigen Jahren zum Märchenhaus um. Seither zieht es große und kleine Besucher gleichermaßen aus der gesamten Region an.

Am 20. Mai 2008 begrüßte Elke Menner ihre erste Besuchergruppe im märchenhaft eingerichteten Altstadthaus. Vor kurzem konnte sie aus einer Gruppe von Schülern aus der Friedensschule Schwenningen den zehntausendsten Gast begrüßen. Das weiß die Märchenerzählerin so genau, weil sie akribisch Buch darüber führt.

Werbung brauchte Elke Menner für ihr Märchenhaus keine machen, es hat sich einfach herumgesprochen. "Unsere Zeit ist so laut und schnell geworden, da wollte ich einfach etwas Schönes und Langsames den Kindern und auch Erwachsenen anbieten", berichtet sie. "Als es dann soweit eingerichtet war und losging, dachte ich, es kommen sowieso nicht so viele Gäste." Doch es meldete sich eine Gruppe nach der anderen an und die Märchenerzählerin hatte alle Hände voll zu tun.

Elke Menner führt darüber hinaus auch Gruppen durch die Hüfinger Altstadt sowie durchs Römerbad und veranstaltet verschiedene Workshops für Kinder, wie zum Beispiel auch am Töpfermarkt Keramik Kunterbunt und macht beim Ferienprogramm mit. Und wie bewältigt sie dies alles? "Ich benötige nicht viel Schlaf und bin sehr belastbar" sagt Elke Menner, die schon vor dem Morgengrauen aufsteht und an ihren kreativen Ideen arbeitet.

Wer zu ihr ins Märchenhaus kommt, bekommt kein Märchen vorgelesen, sondern erzählt. Ein großer Unterschied, denn bei Elke Menner leben die Zuhörer die Geschichte mit. Das liegt auch an dem passenden Ambiente. Menner weiß, was Kinderherzen und jene der jung gebliebenen Erwachsenen glücklich macht: traumhafte Tücher und bunte Kissen zum Hineinkuscheln, ein Sammelsurium am bunten Steinen, Knöpfen, figürlichen Dingen aus der Natur- und Pflanzenwelt, Tannenzapfen, fantastische bunte Bilder und Spiegel sowie Klangspiele, Elfen, Zauberer, Drachen, mehrere Dutzend Körbchen mit glitzernden Edelsteinen oder anderen schönen Dingen sowie unzählige menschliche und tierische Figuren aus der Märchenwelt. Alles ist von der kreativen Märchenerzählerin selbst gesammelt, genäht, gestrickt, gehäkelt oder geformt und darf bei ihr nicht nur angeschaut sondern auch in die Hand genommen werden. Mit diesen Dingen können die Kinder dann ihre eigene Märchenwelt gestalten.

Diese herrliche Atmosphäre lässt alle Gäste den hektischen Alltag mit Schule oder Büro vergessen. Welche Geschichte sie den Gästen erzählt, verrät Menner vorher nicht, es sind Märchen und Geschichten aus aller Welt. Bei ihr fühlen sich alle Gäste wohl, ob Kindergartenkinder und Schüler aller Nationen oder Erwachsene. "Bei mir feiern viele ihren Geburtstag, das ist dann schon etwas Besonderes. Auch eine reine Männergruppe war schon bei mir und es hat ihnen gut gefallen", sagt sie.

Seit einiger Zeit bietet Elke Menner auch Märchenwanderungen im Hüfinger Wald an. Dazu präpariert sie vorher das Gebiet mit den entsprechenden Märchenfiguren, die sie natürlich in Handarbeit hergestellt hat. Die Kinder sind stets ganz entzückt, wenn sie solch eine versteckte Figur entdecken. Viele der Gäste kommen mit dem Zug an und werden sogar von Elke Menner am Bahnhof empfangen. An der Baarblickhütte wird dann gevespert. Ganz neu sind Kindergeburtstagsfeiern im Römerbad, die ebenfalls von Elke Menner veranstaltet werden.