Hüfinger Holzbildhauerei prägt bereits in zweiter Generation das Stadtbild / Heute lebt es sich schwerer vom Beruf

Von Madlen Falke

Hüfingen. Wenn bald wieder die Bärcheappeli, die Hüfinger Hansel oder die Berghexen durch die Hüfinger Hauptstraße ziehen, haben zwei einen ganz gewaltigen Beitrag dazu geleistet. Otmar und Michael Mayer berichten über ihre Holzbildhauerei und den Generationenwechsel.

Obwohl Vater und Sohn unter einem Dach den gleichen Beruf ausüben, nämlich den des Holzbildhauers, ist die Sichtweise auf ihren Beruf eine ganz und gar unterschiedliche. Der Senior steht selbst im hohen Alter noch täglich in seiner Werkstatt, weil er ohne die Arbeit nicht kann. Dem Sohn ist anzumerken, dass neben der Freude an der Arbeit auch eine Portion Pflichterfüllung mit am Werke ist. Wenn Otmar Mayer Ur-Vater des Hüfinger Bärcheappeli und anderer Fasnetsfiguren, mit seinen heute 83 Jahren noch jeden Tag in seiner Werkstatt vor sich hin werkelt, dudelt im Hintergrund das Radio. Hexenmasken liegen auf dem Tisch vor ihm, die er heute bemalen soll. Hektik ist ihm während seiner Arbeit nicht anzumerken. Mit genauem Auge und immer noch ruhiger Hand schwingt er den Pinsel über das Holz. Die Werkstatt Mayers könnte auch aus einem Bilderbuch stammen. Zahlreiche Kunstwerke des Künstlers zieren die Wände. Die Werkbank direkt vor dem großen Fenster ist ordentlich. Mayer erzählt gerne, wie er überhaupt Holzbildhauer geworden ist. Die Empfehlung eines Lehrers habe ihn erst darauf gebracht. Nach seiner Lehr- und Gesellenzeit bei der bekannten Holzbildhauerei Rieber in Furtwangen macht sich Mayer selbstständig. "Es war 1952 und es war eine strenge Zeit bis die Leute wussten, dass ich hier als Schnitzer arbeite", blickt er zurück. Doch dank der Fasnet konnte sich Mayer schnell etablieren und gestaltete diese auch maßgeblich mit. "Die Zeit vor der Fasnet war immer viel los, da habe ich nachts kaum geschlafen", erzählt er. Der Einsatz für die Hästräger lohnte sich, denn ohne die Masken hätte Mayer anfangs nicht überleben können. Die Kreativität, seine Fantasie Wirklichkeit werden zu lassen, begeistert den Holzbildhauer bis heute an seinem Beruf. Denn nicht nur Fasnets-Larven wurden in den Händen Mayers aus einem Holzklotz zum Leben erweckt, sondern auch viele Madonnen und andere religiöse oder zeitgenössische Kunstwerke. "Mit Holz zu arbeiten, ist einfach etwas wunderbares. Der Beruf war mir noch nie Leid", sagt Otmar Mayer lächelnd. Er freut sich, dass er Sohn Michael noch helfen könne, auch darüber, dass er als einziger der sechs Söhne als Holzbildhauer sein Geld verdiene. Der Vater träumte nach seiner Lehrzeit davon der Arbeit im Oberammergau zu arbeiten, Sohn Michael erlebte diesen. Nach drei Jahren dort kehrte er in den Betrieb des Vaters zurück. "Es war ein gutes Sprungbrett und eine sichere Grundlage, die mein Vater hier aufgebaut hat", erzählt Michael Mayer. Im Gespräch mit dem 54-Jährigen wird deutlich, dass er seinen Beruf eher als Arbeit verstehe. Worte wie Zeit- und Kostendruck fallen. Die Nachtarbeit haben die beiden dann doch gemein. Auch in diesen Tagen brennt beim Sohn in der Werkstatt direkt nebenan nachts noch oft das Licht. Es ist Hochsaison – Fasnet eben. Am Boden liegen der Reihe nach die Hexenmasken-Rohlinge. Überall verteilen sich die Späne, auf der Werkbank, am Boden, zwischen den fertigen Arbeiten. Anders als im Idyll des Vaters, geht es bei Michael Mayer noch um Masse, denn auch heute füllen besonders die Fasnetsmasken die Kasse des 54-Jährigen. Auch wenn er seinen Beruf liebe, sei es heute schwer allein von der Holzbildhauerei zu leben. Er fährt deshalb auch nebenbei noch Stapler und bewirtschaftet ein kleines Feld. "Von seinen 25 Mitschülern arbeiten heute nur noch zwei als Holzbildhauer", berichtet Mayer. Anders als der Vater arbeitet Sohn Michael nicht nur mit Holz, sondern auch mit Metall. Der Baptistle hinter dem Rathaus, der Eurobrunnen vor der Volksbank oder die Figuren vor dem Altenheim stammen aus den Händen des 54-jährigen Künstlers. Mit Blick in die Zukunft sieht sich Michael Mayer noch lange in seiner Werkstatt arbeiten. "Bis 70 werde ich schon hier stehen müssen." Es bleibt abzuwarten, ob auch er, ähnlich wie sein Vater, dann auch noch im Rentner-Dasein die Finger nicht vom Holz lassen kann.