Christof Baum lebt in Äthiopien / Als Salesianer Bruder im Kolleg / Ingenieur gibt Wissen um Solarstrom weiter

Von Gabi Lendle

Hüfingen. Schon als Schüler war der aus Behla stammende Christof Baum von der Solartechnik begeistert und tüftelte an einer eigenen Anlage zur Wassererwärmung. Die Leidenschaft für die Technik hat er bis heute nicht verloren.

Der Diplom-Ingenieur für das Nachrichtenwesen ist bestrebt, seine erworbenen Kenntnisse an andere weiterzugeben und im Besonderen an jene Menschen, die darüber sehr froh sind, weil sie damit ihren Lebensstandard verbessern können.

Seit vergangenem Herbst lebt der 49-jährige Bruder des Salesianer Ordens Don Bosco in Adwa/Äthiopien, etwa 1000 Kilometer nördlich der Hauptstadt Addis Abeba. Die Ordens-Gemeinschaft, in der er als Wirtschaftsleiter für das Kolleg und Jugendzentrum sowie als technischer Direktor und Prodekan tätig ist, liegt auf 2000 Metern Höhe, von hohen Bergen umgeben. Das Klima ist mit 25 Grad am Tag und 16 Grad nachts angenehm. "Hier herrscht der Glaube, dass ein Deutscher alles zum Besseren verändern kann", schreibt er in seinen Berichten in die Heimat. Baum, der schon sechs Jahre lang eine Schule für Techniker und Handwerker in Ghana mit aufbaute, kommt dank dieser Erfahrung mit den afrikanischen Gegebenheiten gut klar, die hier so ganz anders sind als im geordneten Deutschland. Die Menschen sind äußerst freundlich und hilfsbereit, das macht unter anderem den Zauber dieses Kontinents aus, zu dem sich Baum hingezogen fühlt.

Drei Jahre lang wird er voraussichtlich in Äthiopien bleiben und versuchen, den Ansprüchen an einen Deutschen gerecht zu werden. "Die Menschen hier sagen, dass die Sonne 13 Monate lang scheint", beschreibt Baum das Wetter in Adwa. Beste Voraussetzungen, die Sonnenstrahlen in Energie umzuwandeln. An der Solartechnik ist man stark interessiert, um die Bewohner im ländlichen Raum mit Strom zu versorgen, der immer wieder ausfällt. Baum ist dabei, die Elektrolehrer in Solartechnik auszubilden, die dann in der Landessprache Tigrinja diese Kenntnisse an die Schüler weitergeben.

Ein Lehrer hat bereits mit der Solarausbildung im ersten Ausbildungsjahr begonnen. Von den Ausbildern und Schülern werden die Bauarbeiten für eine neue Solarwerkstatt selbst vorgenommen. Auch am Wochenende.

"Mein Plan ist es, die Solarwerkstatt bis Ende Juli fertig zu stellen, so dass eine geordnete Ausbildung im neuen Schuljahr möglich ist", schreibt Baum, der seine Pläne und Visionen umsetzen möchte. Die Jugendlichen helfen tatkräftig mit und man kommt gut voran.

Im Schulbetrieb werden drei Berufsgruppen ausgebildet. Dazu gehören Maurer, eine Metallausbildung mit Drehen, Fräsen und Schweißen sowie ein Industrieberuf, um in Fabriken die Maschinen installieren und reparieren zu können. Es gibt eine Tagesgruppe von 8 bis 17 Uhr sowie eine Abendgruppe von 18 bis 21 Uhr, die auch am Wochenende die Schule besucht. Jede Gruppe hat etwas 220 Auszubildende. Nach dem Unterricht gehen die Schüler nach Hause. 150 Kinder erledigen im Jugendzentrum ihre Hausaufgaben.

Der Ansturm auf die Schule ist groß, die Plätze könnten doppelt vergeben werden. Das Schulgeld beträgt etwa zehn Euro pro Monat.

Fußball spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Bei einem Turnier im Jugendzentrum traten 60 Mannschaften an. Ausflüge und Wanderungen in die schöne Berglandschaft finden ebenfalls statt. Christof Baum unterrichtet außerdem 23 junge Aspiranten, welche alle Salesianer werden wollen.

Äthiopien befindet sich im Umbruch und möchte sich von einem Agrarland zu einem Industriestaat entwickeln. Die Solarenergie kann gut genutzt werden. Christof Baum soll helfen, alle Salesianer Einrichtungen im Land mit Solarstrom auszustatten. Seit etwa zehn Jahren gibt es in Äthiopien einen eigenen Kalender und eine eigene Uhrzeit. Die größte Herausforderung ist die Sprache Tigrinja mit ganz eigenen Schriftzeichen. Die Flüchtlingsproblematik ist groß, viele tausend Menschen verlassen das Land in Richtung Europa.