Ellen Rieger betreibt den wahrscheinlich kleinsten Friseursalon Deutschlands. Sie bekam für 50 Jahre Berufstätigkeit vom Land eine Ehrenurkunde. Foto: Palik Foto: Schwarzwälder-Bote

Ellen Rieger aus Mundelfingen für 50 Berufsjahre geehrt / Heute führt sie "kleinsten Salon Deutschlands"

Von Denise Palik

Hüfingen-Mundelfingen. Ellen Rieger hat für 50-jähriges Friseurhandwerk vom Land Baden-Württemberg eine Urkunde erhalten. Darauf ist sie sehr stolz. Heute betreibt sie einen kleinen Salon in Mundelfingen."Das wollte ich noch schaffen", erzählt sie. "›Bitte lieber Gott‹, habe ich immer gebetet, ›bitte, lass mich die 50 Jahre noch erreichen‹".

Geboren ist Ellen Rieger am 3. August 1940 bei Düsseldorf, dort ging sie 1955 in die Lehre. Mit 20 Jahren zog sie von Zuhause aus und fand den Weg nach Donaueschingen. In dem Salon von Willy Rieger, ihrem späteren Ehemann, bekam sie einen Job, zunächst als Model, später als Friseurin. 1961 heiratete das Paar und bekam im Laufe der Jahre zwei Töchter, Heike und Yvonne.

Im Jahr 1964 legte Ellen Rieger ihre Meisterprüfung ab. "Es waren tolle Jahre", schwärmt sie. "Wir waren auf vielen internationalen Wettbewerben, sind viel herum gekommen und haben tolle Menschen kennengelernt."

Doch dann der Schock: Willy Rieger verstarb 1968 infolge einer Kopfoperation an einer Lungenembolie. Seine Frau stand nun alleine da. Mit zwei kleinen Kindern und einem gut besuchten Friseursalon. Doch davon ließ sie sich nicht unterkriegen: "Ich biss die Zähne zusammen und arbeitete weiter." Fünf Jahre führte sie den Salon ihres Mannes noch, dann gab sie ihn ab.

Ihr Handwerk aufgeben wollte Ellen Rieger dennoch nicht und gründete deshalb 1973 einen kleinen Friseursalon in der Karlstraße in Donaueschingen. "Diesen leitete ich 20 Jahre, dann ging es wegen meinen starken Rückenschmerzen nicht mehr", erzählt Rieger. Ihre Tochter Heike führte den Salon weiter. "Sie ist ebenfalls Friseurmeisterin, musste das Handwerk allerdings aufgeben, da sie eine Allergie entwickelt hat."

In Bad Dürrheim hatte Ellen Rieger ab 1992 zwei kleine Salons, einen in der Seniorenresidenz und einen in der Tannhofklinik. Dort frisierte sie jeweils zwei mal in der Woche die Bewohner. Doch auch hier standen ihr ihre Schmerzen im Weg. So musste sie nach zehn Jahren auch diese zwei Frisierstellen aufgeben.

Im Jahr 2002 zog sie nach Mundelfingen und richtete dort eine kleine Frisierstelle ein. Ein Stuhl vor einem Spiegel, einige Utensilien in einem Regal. "Das ist wohl der kleinste Friseursalon Deutschlands", meint Rieger lachend. Doch über die Jahre haben dennoch etliche Kunden den Weg zu ihr ins Geschäft gefunden.

Vor drei Jahren wurde bei ihr Krebs diagnostiziert, diesen hat sie erfolgreich bekämpft. "Für mich ist jeder Tag ein Geschenk", erklärt die Friseurmeisterin. "Ich bin Gott sehr dankbar, dass ich so viele wundervolle Jahre erleben durfte. Ich habe viele Menschen ausgebildet und viele Meisterschaften mitgemacht. Ich hoffe, Gott lässt mich noch eine ganze Weile weiter frisieren. Das ist das, was mich glücklich macht."