Bei einer Tasse Kaffee unterhält sich Gabi Lendle mit Heidi Mayer-Löhr (Mitte, mit Enkelin Sina) und Kurt Löhr, alias Hebamme Adelheid und Nachtwächter Konrad, über die erfolgreichen Erlebnis-Stadtführungen durch Hüfingen. Foto: Sofie Evren Foto: Schwarzwälder-Bote

Hintergrund: Auf einen Kaffee mit Kurt und Heidi Mayer-Löhr / Historische Stadtführungen in Hüfingen

Hüfingen. Seit Jahren sind beide in ihren Rollen unterwegs: als Nachtwächter Konrad und Hebamme Adelheid. Bei einer Tasse Kaffee berichtet das Ehepaar über die Entwicklung ihrer Idee – und deren aktuelle Umsetzung.  

Frau Mayer-Löhr, wie wurde diese Idee der abendlichen Rundgänge durch Hüfingen geboren?

Susanne Bucher vom Tourismus-Amt und ich haben uns damals über Stadtführungen unterhalten. Dabei habe ich ihr vorgeschlagen, eine etwas andere Stadtführung als gewohnt anzubieten. Eine, die also nicht nur geschichtliche Daten an die Gäste weitergibt, sondern den Rundgang mit Anekdoten, Unterhaltung und auch humoristischen Einlagen ausschmückt. Am 6. Mai 2012 startete dann unsere erste erfolgreiche Nachtwächterführung.  

Wie kamen Sie gerade auf Nachtwächter und Hebamme?

Kurt Löhr: Diese zusätzliche und neue Stadtführung sollte am Abend stattfinden, da wir ja auch berufstätig sind. So sind wir schließlich auf den Nachtwächter gekommen, den es in Hüfingen früher ja auch gab.

Antwort Heidi Meyer-Löhr: Es wirkt interessanter, wenn zwei Personen im Dialog die Gruppen durchs Städtle führen. Früher durften Frauen nicht in der Dunkelheit herumlaufen. Es war üblich, dass sie zu Hause blieben. Außer der Hebamme, die abends oder nachts zur Geburtshilfe gerufen wurde. So kamen wir auf Nachtwächter Konrad und Hebamme Adelheid.  

Und wie sind die Namen entstanden?

Antwort Kurt Löhr: Als Vorlage dienten unsere da eigenen Vornamen: Kurt und Heidi. Sie stammen von der langen Namensform Konrad und Adelheid ab, die im Mittelalter so üblich und gebräuchlich waren. Diese Namen schienen uns natürlich geeigneter für diese Art von Stadtführung.

Frage: Haben Sie beide das Konzept für diesen abendlichen Erlebnis-Rundgang selbst zusammengestellt?

Antwort Heidi Mayer-Löhr: Das Grundgerüst über die Hüfinger Geschichte lieferte uns die Stadt, und wir haben uns eingehend mit der Chronik beschäftigt. Ich habe dann mit Kurt über den geschichtlichen Tellerrand hinaus einige Begebenheiten, Anekdoten, Sitten und Gebräuche herausgefischt und damit unsere Dialoge ausgeschmückt. Dabei sind wir auf viele Dinge gestoßen – und im Laufe der Jahre wurde dieses Wissen durch persönliche Gespräche mit Bürgern, die sich erinnern können, immer unfangreicher.  

Wie viele verschiedene Führungen bieten Sie inzwischen an?

Antwort Heidi Mayer-Löhr: Weil unser Wissensschatz für mehr reichte und wir die Führungen attraktiv halten wollten, haben wir uns überlegt, das Angebot zu erweitern. Wir wollen unseren Gästen immer etwas Neues bieten. Zu der Nachtwächter-Tour kamen dann die Themen "Sitten, Bräuche, Aberglaube" und später die "Redewendungen" hinzu. Zusätzlich bieten wir noch spezielle Führungen für Kinder und auch jahreszeitenbezogene Führungen wie etwa anlässlich Weihnachten und Ostern an. 

Wie ist der Tour-Verlauf?

Antwort Kurt Löhr: Treffpunkt und Ende ist vor dem Rathaus. Von dort laufen wird über den Süßen Winkel zur Kirche, durch die Hinterstadt zum Mühlebach und über die Insel, Leonhardskapelle, Schloss und Sumser-Turm zurück zum Rathaus. Hüfingen bietet mit seiner gut erhaltenen und schön hergerichteten Altstadt viele markante Anlaufstellen – und die Gäste sind durchweg begeistert von unserem schönen Städtle.   

Wie lange dauert denn so eine Nachtwächterführung?

Antwort Kurt Löhr: Wir starten mit Einbruch der Dunkelheit mit einer Laterne. Die Führung dauert zwei Stunden. Eingeschlossen ist dabei eine Pause in einer urigen Scheune auf dem Sennhof. Dort serviert uns unsere treue Seele Adelgunde alias Helga Schafbuch einen kleinen Imbiss. Das kommt bei den Gästen gut an, zumal wir in der Scheune interessante Anekdoten erzählen.  

Wie wird die Tour so richtig stimmungsvoll?

Antwort Heidi Mayer-Löhr: Um das richtige Ambiente zu verbreiten, stellen wir zuvor an allen Stationen Laternen auf. Zudem tragen wir entsprechende Gewänder, wie sie eben Nachtwächter und Hebamme früher trugen. Eine Laterne und eine Hellebarde dürfen bei Konrad natürlich nicht fehlen.   

Wie viele Touren bieten sie jährlich an, und muss man sich dazu anmelden?

Antwort Kurt Löhr: Die Anzahl der Führungen hat sich Jahr für Jahr gesteigert. Wir machen ja öffentliche Führungen und werden auch von ganz unterschiedlichen Gruppen gebucht. Im vergangenen Jahr haben wir 37 Führungen begleitet, davon fünf für Kinder. Die Gäste kommen aus Hüfingen und aus der gesamten Umgebung. Darunter sind auch Vereine oder auch Firmen. Eine Anmeldung für die öffentlichen Führungen ist nicht nötig, eine Mindestteilnehmerzahl braucht es auch nicht. Wir gehen bei jedem Wetter, so wie einst der Nachtwächter eben auch.

Die Akteure der Nachtwächterführungen sind:

Kurt Löhr ist 50 Jahre alt und stammt aus Grüningen. Er ist Software-Entwickler und viel unterwegs. In seiner Freizeit spielt Löhr gerne Theater und wirkt beim TuS-Theater sowie beim Hüfinger Sommertheater mit.

Heidi-Mayer-Löhr ist 49 Jahre alt und Immobilienkauffrau. Sie stammt aus Hubertshofen, wo sie seit 1990 im Weihnachtstheater dabei ist. Sie unterhält mit ihrem Vater Bienenstöcke und stellt Honig her. Seit 2003 wirkt sie beim Hüfinger Sommertheater mit. Zusätzlich zum Theaterspielen und Imkern schwimmt sie leidenschaftlich gern.

Für ihre Führungen bereiten sich die beiden jedes Mal textlich genau vor und studieren ihre jeweiligen Dialoge ein. Dennoch bleibt viel Raum für Spontanes.