Die Bundesstraße 27 wird ausgebaut. Foto: Maier

Große Begeisterung über Millionen für neue Straßen. Weniger Unfälle werden erwartet.

Donaueschingen/Hüfingen - Von kaum einer positiven Nachricht scheinen die Bewohner der Baar so lange zu zehren, wie von der des Ausbaus der Bundesstraße 27 zwischen Donaueschingen und Hüfingen sowie der Mitteilung, dass auch die Ortsumfahrung Behla gebaut werden soll.

Eine Frage beschäftigt aber den Großteil der Einwohner nach den ersten Freudensprüngen brennend: Wann geht es denn nur los mit dem Ausbau? So kann sich das Leid "Baustelle" ganz schnell in ein Projekt entwickeln, das man kaum erwarten kann und förmlich herbei sehnt.

Uwe Schnekenburger: Der Ortsvorsteher von Behla bekam die "positive Nachricht" vom Ausbau der Bundesstraße und der Ortsumfahrung Behlas am ersten Tag nach seinem Urlaub zum Frühstück serviert. "Das war natürlich mehr als erfreulich. Wenn man schon so lange daraufhin arbeitet und überhaupt nicht damit rechnet, dass sich etwas tut, dann ist das schon eine Überraschung." Natürlich habe er immer Hoffnung gehabt, dass es eine Lösung geben wird. Der Zeitpunkt sei aber mehr als unerwartet gewesen. "Wir haben jetzt die Aussicht, dass in Zukunft keine 12. 000 Fahrzeuge mehr durch Behla fahren."

Die Stimmung bei Schnekenburger, aber auch den anderen Mitgliedern des Ortschaftsrates Behla sei prächtig. "Wir haben schon miteinander telefoniert, und die Überraschung ist nicht nur bei mir so groß."

Wolfgang Karrer, SPD-Fraktionssprecher: "Nachdem noch der Vorvorgänger von Alexander Dobrindt versprochen hatte, dass die Bundesstraße 27 ausgebaut wird und nach seinen Zeitangaben sogar schon längst ausgebaut sein müsste, ist die Nachricht nun sehr erfreulich." Es werde durch die Umgestaltung des Zubringers Allmendshofen ein Unfallschwerpunkt beseitigt, "an dem gefühlt jede Woche ein Unglück geschieht". Der Ausbau werde nicht nur Leid ersparen, sondern auch Vorteile für die Innenstädte von Hüfingen und Donaueschingen bringen. "Die bislang so viel befahrenen Strecken werden entlastet und die Strecke wird sicherer und leistungsfähiger."

Auch das Verkehrskonzept, das Donaueschingen im Herbst vorstellen möchte, wird diese Entscheidung aus Berlin beeinflussen, ist sich Wolfgang Karrer sicher. "Um wie viel Prozent sich der Verkehr im Residenzbereich reduzieren wird, müssen wir mal abwarten." Aber zehn oder 15 Prozent seien ja schon eine Hausnummer bei dem dortigen Verkehrsaufkommen.

"Es ist ein teures Projekt"

Lydia Martin, Landgasthof Kranz in Behla: Die Begeisterung über die Nachricht aus Berlin ist bei Lydia Martin, die mit ihrem Mann Egon den Landgasthof Kranz in Behla betreibt, groß. "Mit der Ortsumfahrung donnern zukünftig nicht mehr tausende Lastwagen am Haus vorbei", sagt Lydia Martin. Diese seien sowohl für sie, als natürlich auch für die Gäste ein Störfaktor. "Wir können bei dieser Hitze ja nicht mal richtig die Fenster aufmachen." Sorgen, dass der fehlende Durchgangsverkehr Auswirkungen auf die Gastronomie oder auch den Metzgereibetrieb haben könnte, hat Martin nicht. "Ach, wer uns finden möchte, der findet uns." Die Frequenz an Gästen, die nicht gezielt im Hotel Kranz übernachten, oder dort Essen gehen, ist nach Angaben von Lydia Kranz nicht so ausschlaggebend.

Adolf Baumann, Stadtrat Hüfingen (FW/FDP/UWV): "Gut Ding hat Weil, aber ein gutes Ende", ist der Stadtrat am Tag nach der Verkündigung durchaus zu Scherzen aufgelegt. Denn auch bei ihm ist die Freude spürbar. Wenn gleich er der Erste ist, der annähernd auf die Euphoriebremse drückt. "Wir dürfen jetzt nicht glauben, dass die Straßen nächstes Jahr umgebaut sind.

Jetzt müssen die Ausschreibungen raus und vor allem Firmen gefunden werden." Da sieht Baumann eine Herausforderung. Schließlich sei der Straßenbau nicht so unausgelastet, dass endlos Kapazitäten zur Verfügung stehen. Aber selbstverständlich sei auch seine Freude darüber groß. "Ich hätte nicht gedacht, dass bezüglich der Bundesstraße bei Hüfingen so schnell eine Entscheidung fallen könnte." Er persönlich rechne damit, dass das Projekt in den kommenden drei bis vier Jahren abgeschlossen sein könnte. "Jetzt freue ich mich erst einmal darüber, dass in ein so lebensnotwendiges Bauvorhaben investiert wird."

Kerstin Skodell, SPD-Fraktionschefin in Hüfingen: "Nicht alle in der Fraktion sind für den vierspurigen Ausbau, aber ich. Die Zustände in der Hüfinger Hauptstraße sind heute schon nicht mehr tragbar. Ich sehe bei weiter zunehmendem Verkehr keine andere Lösung, die eine Entlastung der Innenstadt bringen könnte."

Christian Kaiser, Die Grünen: Zwiespältig sieht der Grünen-Stadtrat von Donaueschingen die Ausschüttung von 32 Millionen Euro. "Natürlich ist es gut, dass etwas getan wird und vor allem der Zubringer entschärft wird." Auch wenn er betont, dass bis es soweit ist, noch sehr viel Arbeit anstehe. "Und während des Baustellenbetriebs wird es auch noch eine harte Zeit geben."

Das sei aber auch normal. Dass die kommende Lösung aber keinesfalls seiner gewünschten Lösung entspricht, kann Christian Kaiser nicht leugnen. "Ich würde heute noch immer die Lösung mit einem leistungsfähigen Kreisverkehr am Allmendshofener Zubringer befürworten, ohne die Bundesstraße vierspurig auszubauen." Diese Lösung hätte wohl nur ein Zehntel von dem gekostet, was jetzt investiert werden soll und wäre auch in der Folge nicht so teuer. "Es ist ein teures Projekt, das durch die vier Spuren mehr Verkehr anziehen und zu einer höheren Umweltbelastung führen wird", gibt Kaiser zu bedenken.