Beim Vereinsstammtisch wird Tacheles geredet / Neue Gemeinderatskandidaten präsentieren sich Publikum

Von Fritz Gebauer

Hornberg. Ein "volles Haus" hatte der Vereinsstammtisch am Montagabend im "Adler". Neben den Repräsentanten der Vereine waren auch kommunalpolitisch Interessierte gekommen, denn hier sollten sich ja die engagierten Kommunalpolitiker und die neuen Kandidaten präsentieren.

Und denen "auf den Zahn zu fühlen", schien manchem die Gelegenheit günstig. Wie Initiator Rolf Hess ausführte, sei es wichtig, dass die Kommunalpolitiker erfahren, wo die Mitbürger der Schuh drückt und welche Wünsche sie haben.

Hess legte den Einwohnern ans Herz, die Gemeinde- und Ortschaftsratssitzungen zu besuchen und dort – beispielsweise in der Fragestunde – Interesse am Kommunalgeschehen zu bekunden.

Carlos Rico, von Hess mit der Moderation beauftragt, forderte als erstes die Kandidaten der Kommunalwahl-Listen auf, sich den Anwesenden vorzustellen und gab dazu auch gleich Themen vor.

Indem er sie beispielsweise befragte, was die Motivation für ihre Kandidatur sei und welche Prioritäten sie bei der Bewältigung der hinlänglich bekannten Projekte setzen würden.

An erster Stelle wurde von allen die Schwimmbad- und Stadthallen-Sanierung genannt sowie die Erweiterung der Sporthalle und der Ausbau der Infrastruktur, nicht zuletzt auch, um der Abwanderung von Einwohnern vorzubeugen.

Die aktuell in den Gremien tätigen Gemeinde- und Ortschaftsräte bekundeten, dass Kommunalpolitik durchaus Freude bereiten könne, weil es möglich sei, "etwas zu bewegen" und dass sie deshalb erneut kandidierten. Die Neukandidaten hingegen wollen sich vielfach einbringen, um langjährigen und sich zögerlich entwickelnden Projekten endlich zu einer Realisierung zu verhelfen.

"In Hornberg wird zu lange geplant", bemängelte beispielsweise Hans Hildbrand, dem die Landwirtschaft und die Erhaltung der Landschaft ein Anliegen ist und Rolf Hess, dem ein guter Konsens im Gemeinderat wichtig ist, zitierte ein Bonmot, das früher mal die Runde machte: "In Hornberg gibt es zu viele Bedenkenträger".

Nach fünf Jahren im Gemeinderat sehe er heute manches kritischer, stellte Markus Baumann fest, während Dieter Müller, dem Arbeitnehmerfragen besonders am Herzen liegen, davon sprach, dass er Kommunalpolitik in den Genen habe, nämlich ererbt.

Prioritätenliste als Konfliktpotential

Mia Segers will sich für Kinder, Jugendliche und für Menschen einsetzen, die sich nicht selbst artikulieren können. Bernd Laages, der gern im Gemeinderat tätig ist, sah in einer Prioritätenliste großes Konfliktpotential, weil man sich finanziell "nach der Decke strecken" müsse. Ihr Vater habe nichts mit ihrer Kandidatur zu tun, betonte Katharina Hurst und hob auf ihr vielfältiges Engagement unter anderem beim DRK ab.

"Die Schwimmbad-Sache" war für Achim Schemel ein Grund zum Einstieg, während Gottfried Bühler unterstrich, man müsse Hornberg und die Ortsteile attraktiv machen, um der Landflucht entgegen zu wirken.

Die Beibehaltung der Ortschaftsräte war Hans-Dieter Epting ein Anliegen. Michael Tischer, der Hornberg "auf gutem Weg" sieht, betonte, man müsse versuchen, die jungen Leute am Ort zu halten.

Knappe Finanzen müssten effizient eingesetzt werden. Joachim Läufer, der fünf Jahre im Gemeinderat hinter sich hat, war der Überzeugung, dass Erfahrung in diesem Gremium sehr nützlich sei. Ihm lag das Handwerk am Herzen. Obwohl erst seit einer Reihe von Jahren hier ansässig, identifizierte sich Peter Gramkau sehr stark mit Hornberg und bezeichnete sich als politisch und kommunalpolitisch äußerst interessiert.

Erich Fuhrer hat in 15 Jahren Gemeinderatstätigkeit große Übereinstimmung bei den Fraktionen festgestellt. Er verwahrte sich gegen abfällige Äußerungen, die vom Gemeinderat als von "Ja-Sagern" und "Abnickern" reden. Das entspreche keineswegs den Tatsachen.

"Schlechtreden hat die Stadt nicht verdient"

Fritz Wöhrle, seit 25 Jahren im Gemeinderat, forderte die Bürger auf, sich stärker für die Kommunalpolitik zu interessieren und zum Zweck einer besseren Information auch die Veranstaltungen der Parteien und Fraktionen zu besuchen. Er warnte davor, "Hornberg schlecht zu reden", das habe die Stadt nicht verdient.

Auch in der Diskussion wurde Tacheles geredet. "Wenn das Geld knapp ist, dann muss man die Projekte vorziehen, für die es Zuschüsse gibt", meinte Carlos Rico und Rolf Hess sprach davon, die Politiker, die zur Zeit wieder das Land bereisen, "scharf zu machen".

Markus Baumann fand harsche Worte für jene Mitbürger, welche die Ansiedlung eines Einkaufsmarktes auszubremsen versuchen. Otto Effinger wünschte sich bei der Straßerhofmühle einen Spielplatz, eine Toilette und vielleicht eine Wassertretanlage, Hermann Nick sah den Mühlenweg in Gefahr, weil es dort kaum noch funktionierende Mühlen gibt.

Alle Sprecher betonten auch die Bedeutung der interkommunalen Zusammenarbeit. Bedauert wurde, dass die Bahn die Intercity-Verbindung kippen will und dass es in vielen Bereichen der Gemarkung keinen Handy-Empfang gibt und man bei der DSL-Versorgung quasi auf das Wohlwollen der Telekom angewiesen sei.

Diskussionsstoff gab es also in Hülle und Fülle, ebenso auch Wünsche an die Entscheidungsträger. Für die Kommunalwahlen wünschte sich Rolf Hess "eine Beteiligung wie bei der Bürgerinitiative Schwimmbad".