Optisch und akustisch eine tolle Erscheinung: die Hornberger "Schnurrantenmusik". Fotos: Gebauer Foto: Schwarzwälder-Bote

Neustart für Hornberger Schnurranten nach vorübergehender Auszeit / Fünf Gruppen als Garantie für Lachsalven

Von Fritz Gebauer

Hornberg. Glücklich über den gelungenen Neustart zeigten sich die Hornberger Schnurranten, die am Sonntagabend durch fünf Lokale zogen und auch ihr Publikum im "Krokodil" mit den neuesten gesellschaftlichen Informationen versorgten.

Total ausgebuchte Wirtschaften bestätigten, dass Schnurren ein unverzichtbarer Bestandteil der Hornberger Fasnet ist, den man vorübergehend doch stark vermisste. Zu allererst zeigte sich Initiator Thomas Weißer zufrieden über die gelungene Wiederbelebung.

Nach vorübergehender Vakanz hatten sich auf seine Initiative hin fünf Gruppen gebildet, die den Neuanfang wagten. Für sie waren die Voraussetzungen dann auch recht günstig, denn – im Gegensatz zu früher – fehlte es nicht an "Stoff", der sich für eine Wiedergabe auf der Schnurrantenbühne eignete.

Repräsentanten der "alten" Schnurrantengilde waren in den neuen Teams nur noch ganz wenige vertreten, aber die Neulinge machten ihre Sache sehr gut und das Fazit, das Schnurranten-Obmann Thomas Weißer am Ende zog, verheißt einen Fortbestand des Schnurrens auch in künftigen Jahren.

Thomas Weißer und Annette Kern stellten sich als "De Alt un selle vom Wald" vor. Während "De Alt" als Schnurrant früherer Jahre bekannt ist (einst mit seiner Mutter Renate Weißer) war "selle vom Wald" eine Novizin in diesem Metier, aber durchaus talentiert und sympathisch zudem.

In einer von ihren Stories berichtete sie von Renate Weißer, die ihren Garten altershalber abgegeben und nicht mehr gepachtet hatte, die aber darüber erbost war, dass dann jemand "ihre" Rhabarberstöcke aberntete. Sie erzählten von der Turnerin Anni, die sich auf dem späten Heimweg mit Spray vor unangenehmen Begegnungen schützt und bei der Demonstration versehentlich einen Tränen auslösenden Wirkstoff-Ausstoß auslöste. Eine Kundin wollte sich im "Struwwelpeter" frisieren lassen und war erbost über den nicht notierten Termin, doch den hatte sie mit dem Salon "Art of Hair" ausgemacht, feixten die Schnurranten.

Simone Brohammer und Thomas Bossert, letzterer durch Sohn Niklas (13) mit Gitarre verstärkt, waren als "Radio Kommunale" neu im Schnurranten-Revier. "Wie kommt das Pistolenmagazin in den Koffer des weitgereisten Alfredo" fragten sie sich, "ist er etwa ein Schwarzwald-Taliban?"

Auch dass sich ein desertierter Wellensittich, den die Enkel vermissen würden, nicht durch zwei Neue ersetzen lässt, hatten sie von einer Familie aus der Reichenbacher Straße erfahren. Peinlich, wenn der Flüchtling auch noch auf einem nahen Baum sitzt und zwitschert. Dass die Brauerei Ketterer an ihrem neuen Brunnen einen Hahn für Freibier installieren werde, entlarvten sie als bloße Spekulation.

Als "Gassenfeger" sind Eva Laumann und Fritz Wöhrle ein Gespann, das viele Schnurrantenauftritte hinter sich hat. Ihre Reime und Lieder sind stets "top-gestylt", ihre Neuigkeiten immer von hohem Unterhaltungswert. Diesmal ging es um einen neuen Gockel, dem Wieland erst beibringen musste, wofür er engagiert wurde. Fernfahrer Jürgen habe sich vom Schreiner ein maßgefertigtes Vesperbrett anfertigen lassen, das akkurat in das Armaturenbrett passt. Fröhlich lästerten sie über prüde Hornberger, denen die Fotos barbusiger Damen in den ehemaligen Schlecker-Schaufenstern nicht passten. Von "Maui" hatten sie gehört, dass er auf dem Abfluss der Dusche sitzend eingenickt sei und eine Überschwemmung provoziert habe. Mitreißend ist auch immer der "Städtle-Blues", den die "Gassenfeger" als Erkennungsmelodie pflegen.

Als Debütanten bei den Schnurranten stellten sich "Die dreisten Drei" vor. Bettina und Carlos Rico mit Martin Gramer als Drittem im Bunde stellten sich die Gewissensfrage, ob es denn "recht" sei, wenn man andere Leute "ausmacht". Aber sie kamen zur Überzeugung, dass es rechtens sei und sangen "Na, was ist schon dabei".

Dem Reichenbacher Kronenwirt und den Buureknelle versicherten sie, dass die Hornberger Schnurranten längst nicht an ihrem prophezeiten Ende seien. Sie berichteten, Freizeitgärtnerin Simone habe die Schnecken in ihrem Garten mit "Hausnummern" versehen, um deren Wanderungen zu verfolgen. Dass es "kein Bier" auf Hawaii gebe, wisse man ja, dass das aber auch in einer Hornberger Wirtschaft passieren könne, war für sie eine Sensation.

Schön kostümiert auch in diesem Jahr zeigte sich die "Schnurrantenmusik". Mit acht Personen machte die Band echt gute Musik und präsentierte als neue Einstudierung "Ein Fastnachtstraum". Nun, neu und mottogerecht war jedenfalls der Text, den sie zu einer bekannten Polkamelodie sangen. Am Ende ihres flotten Konzerts kündigte Hans-Peter Hippler an: "Wir spielen jetzt den Ausmarsch, aber wir bleiben hier" und nach dem Klassiker "Die Karawane zieht weiter" legten die Musiker ihre Instrumente beiseite und feierten im "Krokodil", wo sie sich gerade befanden, gemütlich den Ausklang des Schnurrens.