Michael Rehm (links) und Lisa Kopas beobachten und sichern Volontär Florian vom Fuße des Felsen. Beide klettern bereits seit vielen Jahren, vornehmlich zusammen. Foto: Gräff

Steiler Weg nach oben: Florian Forth steigt neue Hornberger Platte hoch. Klettertrip für Volontär tolle Erfahrung.

Hornberg - Die Wand ist steil. Und hoch. Viel höher, als ich erwartet hatte. Der Respekt ist groß – ganz im Gegensatz zu Können und Technik. Trotzdem will ich dort hoch, auf die Hornberger Platte. Am besten aus eigener Kraft und ohne abzurutschen. Gesichert werde ich dabei von Lisa Kopas und ihrem Freund Michael Rehm.

Die beiden klettern seit vielen Jahren und haben auch an dieser neuen Wand bereits einige Touren durchstiegen. Nachdem wir den kurzen, von Geröll gesäumten Zugang gemeistert haben, wird es langsam ernst. Während ich noch mit Sicherungsgurten und Helm kämpfe, ist Lisa Kopas schon startklar. "Jetzt muss erst mal ein Seil hoch", sagt sie und macht sich auf den Weg nach oben.

Von unten sieht die leicht nach innen gewölbte Wand extrem glatt aus. Einzig ein paar kleine Vorsprünge bieten Kletterern halt. Als Unbedarfter erkenne ich kaum eine Route entlang des rund 60 Meter hohen Felsens. Nur kleine Metallösen geben einen Hinweis darauf, wo Könner sich den Weg gen Himmel bahnen. "Irgendwann hat man ein Auge dafür", sagt Kopas.

Auf der rechten Seite gibt es jedoch eine Tour, die sogar ich als Anfänger meistern könnte. "Unterfordern schaffen wir sowieso nicht", höre ich Michael grinsend sagen. Für einen Anfänger werde es ohnehin "eher ungewöhnlich sein." Das dämpft ein wenig meine Erwartungen, spornt mich aber umso mehr an, es nicht nur zu probieren, sondern auch zu schaffen. Auf eine besonders gute Figur muss es dabei ja nicht ankommen. Nicht beim ersten Mal.

Lisa klettert als erste den Felsen hinauf und sichert sich mit Karabinerhaken an den bereits gesteckten Ösen in der Wand. In Windeseile überbrückt sie rund 15 Meter und befestigt oben das Fallseil an dem ich später befestigt werde.

Als sie wieder unten ist, werde ich eingehängt und mache mich auf den Weg. Für den Hinweis, viel aus den Beinen zu arbeiten, bin ich schon nach wenigen Griffen dankbar. Obwohl man immer davon ausgeht, dass Kletterer sich überall mit den Armen entlanghangeln, macht das hier wenig Sinn. Am Felsen sammle ich die von Kopas eingehängten Karabiner gleich wieder ein. Sollte ich abrutschen, bin ich ja über das Seil am obersten Haken gesichert. Trotzdem muss man jeden Tritt und jeden Griff planen, was mir nicht immer gelingt. Dann wird es umständlich, die Beine zu sortieren um sich ein Stück weiter den Berg hinaufzuschieben.

Nach einigen Minuten bin ich ein wenig stolz mein mir gesteckts Ziel erreicht zu haben. Jetzt heißt es: Zurücklehnen und rückwärts an der Wand herunterlaufen. Das ist noch ungewohnter als das Hinaufklettern zuvor, gehört aber mit zum Abenteuer.

Wie die Hornberger Platte entstanden ist

"Die Platte ist vom Felsen her anders", sagt Thomas Bossert, der die Idee zum Kletterfelsen in Hornberg hatte. Darauf gekommen ist er im Halbschlaf: "Ich lag vor drei Jahren im Freibad und habe mich gefragt: ›Warum klettert da keiner?‹", sagt der Hornberger. So recht beantworten konnte ihm diese Frage niemand. Also fing Bossert an zu planen. "Jemand, der sich in der Szene auskennt, hätte vermutlich gewusst, was das für eine Arbeit ist." Bossert ging das Projekt hingegen nahezu unbedarft an – und hatte Glück.

"Es ist unglaublich, wieviele Leute dabei geholfen haben", sagt er heute, einige Jahre nachdem die Idee geboren war. Vom Arbeitskreis Naturschutz über das Forstamt und die Gemeinde Hornberg bis hin zu den Jugendkletterern der umliegenden Alpenvereine haben alle mit angepackt.

Zudem sei die Struktur der Platte ein "Riesenvorteil", wie Bossert erklärt: "Es gibt dort keine Nischen, wo Tiere Unterschlupf finden und Vögel nisten könnten. Das ist ein echter Glücksfall." Trotzdem war auch der Nabu vor Ort, um sich zu versichern, dass keine Tiere beeinträchtigt werden. Im September 2013 kam dann die Genehmigung der unteren Naturschutzbehörde des Landratsamts – für Bossert der Startschuss für viele hundert Stunden der Arbeit und vor allem der Organisation. Bäume mussten beschnitten und Flächen gesichert werden. Tagelang hing er mit seinen mitstreitern im Fels, bearbeitete die Oberfläche mit Spitzhacken. "Wenn etwas nicht hält, wird es herausgehebelt", sagt Bossert, "mittlerweile sieht der Fels aus wie eine Milka-Kuh", die bearbeiteten Flächen heben sich heller von dem dunklen Gestein ab. Die Instandhaltung des Felsens wird nicht so viel Aufwand machen, denn mit jedem Kletterer werde der Fels sauberer, sagt Bossert.

Mein erster Klettertrip war eine tolle Erfahrung. Er war kurz und anstrengend, gleichzeitig aber herausfordernd und spannend. Es wird ganz sicher nicht der letzte gewesen sein.

Seite 2: Info

Die Hornberger Platte wird am Samstag, 13. Juni, um 11 Uhr mit einer Ansprache des Hausherrn Bürgermeister Siegfried Scheffold offiziell eröffnet. Die Kletterwand befindet sich in der Frombachstraße in Hornberg, gegenüber des Freibads. Zu erreichen ist der Felsen vom Parkplatz aus in einem kurzen Fußmarsch. Neben dem Windeck-Felsen auf der anderen Talseite ist die Hornberger Platte der zweite Kletter-Spot in der Region und bietet derzeit 19 Routen. Die Erschließung erstreckte sich über mehrere Jahre: Die Genehmigung des Landratsamts kam im September 2013. Seit dem stecken laut Thomas Bossert rund 800 Stunden Felsarbeit in der Platte. Am Eröffnungstag wird neben ein wenig Verpflegung auch Schnupperklettern angeboten, bei dem sich Neulinge am Fels versuchen können.