Die Vorstandschaft des Gewerkschaftsverbandes Kinzigtal-Gutachtal (von links): Peter Reeb, der neue Vorsitzende Eric Küffer, Jan Wieczorek, Bernhard Harter, der scheidende Vorsitzende Dieter Müller sowie Jürgen Höfflin. Foto: Störr

Dieter Müller ledgt sein Amt als Vorsitzender nach 22 Jahren in jüngere Hände

Alle vier Jahre treffen sich die Mitglieder des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) im Ortsverband Gutachtal-Kinzigtal zur Versammlung. Für Vorsitzenden Dieter Müller war es die letzte in leitender Funktion, er hat nach 22 Jahren sein Amt in jüngere Hände gelegt.

Hornberg (stö). Zum neuen Vorsitzenden des DGB-Ortsverbandes wurde der bisherige Stellvertreter, Eric Küffer, gewählt. Sein neuer Stellvertreter ist Bernhard Harter, Schriftführer bleibt Peter Reeb.

In seinem letzten Rechenschaftsbericht blickte Dieter Müller auf die vergangenen vier Jahre Gewerkschaftsarbeit. "Von Betriebsschließungen und größeren Entlassungen waren wir verschont", schickte er voraus. Regelmäßige Ortsverbands-Versammlungen seien durchgeführt worden, die Gewerkschaften vor Ort und die Betriebsräte hätten teilgenommen.

Schwerpunkte Berichte aus Gewerkschften

Die Schwerpunkte hätten in Berichten aus den Gewerkschaften und Betrieben gelegen, die Tarifauseinandersetzungen der einzelnen Gewerkschaften hätten beschäftigt.

Im Oktober 2015 habe man sich an der Demonstration gegen das Freihandelsabkommen TTIP in Berlin beteiligt und 2014 und 2017 seien Pendleraktionen durchgeführt worden.

"Neu sind unsere Treffen des Betriebsräte-Netzwerkes, in dem Gewerkschaftssekretär Jan Wieczorek federführend tätig ist", erklärte Müller. An Veranstaltungen der Haslacher KAB (Katholische Arbeitnehmerbewegung) habe er regelmäßig teilgenommen, auf Kreisebene sei der Ortsverband Gutachtal-Kinzigtal durch Eric Küffer vertreten gewesen.

Schwierige Suche nach Gewerkschaftsarbeiter

Der Tradition der Maikundgebungen, die in Hornberg seit 1946 für die Raumschaft stattfinden, fühle sich der Ortsverband verpflichtet und versuche, diese auch weiterhin durchzuführen.

Dass es immer schwieriger werde, Beschäftigte für die Gewerkschaftsarbeit zu finden, wurde dann in den Berichten aus den Betrieben der Region deutlich. Es gebe Vollbeschäftigung und neben dem Facharbeitermangel sei es überhaupt schwierig, willige Beschäftigte zu finden.

Die aktuelle Forderung der IG-Metall nach sechs Prozent mehr Lohn und weniger Arbeitszeit (für bestimmte Lebenssituationen und auf zwei Jahre befristet) habe bei Arbeitgebern und Arbeitnehmern für Aufruhr gesorgt, weil unvollständige Informationen transportiert worden seien.

Gewerkschaftssekretär Jan Wiezcorek berichtete aus dem Betriebsräte-Netzwerk, das seit etwa eineinhalb Jahren ein Betriebsübergreifendes Netzwerk der acht im DGB vereinten Einzelgewerkschaften bilde.

Im Ortenaukreis gebe es mittlerweile fünf dieser Netzwerke. Auf Kreisebene seien die Organisationswahlen abgeschlossen, bis Ende des Jahres werde es eine Strategiesitzung mit Terminplanung für den Ortenaukreis geben.

Anfang des kommenden Jahres soll während eines Neujahrempfangs in Offenburg eine Austauschplattform geboten werden, vor den kommenden Betriebsratswahlen werde es eine deutschlandweite Kampagne geben.

"Am internationalen Frauentag werden wir die Stellung der Frau in der Gesellschaft und in der betrieblichen Arbeitswelt in den Mittelpunkt stellen und auch eine Aktion zum 1. Mai wird es geben", blickte Wiezcorek voraus. DGB-Geschäftsführer Jürgen Höfflin sah derzeit eine Situation bei Arbeitnehmern, "in der sich viele auf den Errungenschaften der Gewerkschaft ausruhen."

Fachkräftemangel wegen tariffreier Verträge

In vielen Bereichen führe eine Nicht-Organisation der Arbeitnehmer zu tariffreien Verträgen, was wiederum den Fachkräftemangel begünstige. Wer nicht wisse, was er an Lohn zu erwarten habe, bewerbe sich erst gar nicht um eine Ausbildung.

Die Gewerkschaft habe laut Höfflin zwar nach Jahren den Mindestlohn durchsetzen können, doch das Thema Arbeitszeit werde weiter gehen.

"Das ist hochspannend und prekär", befand Höfflin. Auch die sogenannte Digitalisierung 4.0 werde noch recht viele Diskussionen bringen.

INFO

Verabschiedung

"Wenn einer 22 Jahre etwas für die Allgemeinheit tut, ist das aller Ehren wert", lobte Eric Küffer den scheidenden Vorsitzenden Dieter Müller. Gewerkschaftssekretär Jan Wiezcorek sagte einen "herzlichen Dank für die sehr spannende, ehrliche und offene Zusammenarbeit. Wir haben sehr viel gemeinsam gemacht, Du hast das Herz am linken Fleck. Wir bräuchten viel mehr Gewerkschafter, die ihre Arbeit so aus Überzeugung machen." Geschäftsführer Jürgen Höfflin bescheinigte Dieter Müller ein Arbeiten "mit einem lichten Augenzwinkern, manchmal einem leichten schubsen – aber immer fair und am Ende immer mit gutem Ergebnis." Anhand von Anekdoten blickte er auf die gemeinsame Zeit in der Gewerkschaft zurück.