Auch wenn es manchmal stressig ist: Nina Schäuble kommt bei den Hausbewohnern sehr gut an. Foto: Forth

Nina Schäuble betreut in Hornberg rund 130 Asylbewerber. Zum Dank gibt es ländertypische Spezialitäten.

Hornberg - Hallo Nina" ruft Marko und begrüßt die Sozialarbeiterin mit Handschlag, noch bevor diese das Haus überhaupt betreten hat. Seit drei Jahren kümmert Nina Schäuble sich bereits um die Asylbewerber in Hornberg.

Bei ihrem wöchentlichen Besuch wird sie bereits erwartet, und hilft den Bewohnern mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen bei der Lösung ganz unterschiedlicher Probleme. Nach dem Studium der Sozialen Arbeit übernahm sie die Stelle im Sozialdienst des Landratsamtes Offenburg. "Es macht viel Spaß, man bekommt eine Menge zurück und lernt andere Kulturen kennen", sagt die 28-Jährige Sozialarbeiterin über ihre Tätigkeit. Insgesamt ist sie für 280 Menschen in Hornberg, Gutach und Wolfach zuständig. Und obwohl es eigentlich mehr zu tun gibt, als in der kurzen Zeit zu schaffen ist, hat sie immer ein offenes Ohr für die Probleme der Bewohner.

"Ich gehe immer durchs ganze Haus", sagt Schäuble bevor sie die erste Wohnung betritt. Dort leben unter anderem Anita und Marko, zwei Roma aus Serbien. Marko versteht kaum Deutsch, deshalb hilft Anita dabei, sein Problem mit den vom Arzt verschriebenen Tabletten zu erklären. Da in den Häusern Menschen aus Syrien, Israel, der Türkei oder Indien wohnen, ist die Verständigung nicht immer einfach: "Dann geht es aber auch mit Händen und Füßen", sagt Schäuble und lacht. Marko schickt sie erneut zum Arzt und bittet ihn darum, sie anzurufen, sobald er dort ist: "Ich kläre das dann mit dem Doktor."

Manchmal vermittelt sie auch auf Englisch und sagt, sie schäme sich dann ein wenig, weil sie die Sprache nicht so gut könne. Dabei ist ihr Englisch weit besser, als sie glaubt.

In einer weiteren Wohnung hilft sie einer jungen Familie aus Mazedonien beim Schreiben eines Lebenslaufs für die Bewerbung. Häufig fehlen den Bewohnern die dafür wichtigen Unterlagen wie Pässe oder die Bescheinigung über einen Schulabschluss. Dennoch ist die Arbeitssuche ein Schlüsselpunkt für die Asylsuchenden: Nur mit Arbeit können sie sich eine eigene Wohnung leisten und die karg eingerichteten Übergangswohnungen verlassen. Für die Familie aus Mazedonien wären das tolle Aussichten. Viele der Bewohner möchten in einen anderen Ort ziehen, etwa nach Offenburg, wo sie hoffen, schneller Arbeit zu finden. Doch die Chancen stehen im Moment schlecht: "Jeden Monat kommen 80 neue Menschen, für die Plätze geschaffen werden müssen", sagt Schäuble. Dass drei Personen in einem kleinen Zimmer leben ist keine Seltenheit. Mit so wenig Platz, dass der Eimer mit den Kartoffeln nur noch unter dem Kinderbett Platz findet.

Neben den Eindrücken der unterschiedlichen Kulturen im Haus nimmt sie auch einen Stapel Unterlagen mit, die sie später im Büro abarbeitet. Das sei das anstrengendste an dem Beruf, sagt Schäuble. Gedankt wird es ihr mit kleinen Aufmerksamkeiten wie Kaffee und ländertypischen Spezialitäten, aber vor allem dem Dank der Bewohner. "Nina gibt sich wirklich Mühe, es uns so einfach wie möglich zu machen. Das ist sicher oft nicht leicht", lobt eine Bewohnerin aus Israel.

Für eine sechsköpfige Familie aus Syrien hat Nina Schäuble heute gute Neuigkeiten: Die Eltern und alle vier Kinder haben Plätze in Integrationskursen bekommen und sind somit anerkannte Asylbewerber. Sie erhalten Unterstützung vom Jobcenter, können sich eine eigene Wohnung suchen und bekommen Sprachkurse bezahlt. Der Antrag für eine eigene Gesundheitsversicherung wird, selbstverständlich auf arabisch, von rechts nach links unterschrieben. "Ab hier bin ich eigentlich schon nicht mehr zuständig", sagt Schäuble, die sich jedes Mal über die Fortschritte ihrer Schützlinge freut. "Ich schaue natürlich trotzdem noch vorbei, wenn ich hier bin." Florian Forth