Die Hippies lassen die 70er Jahre wieder auferstehen. Foto: Schwarzwälder-Bote

Theater: Kult-Krimi feiert Freiluftpremiere in Hornberg

Das Theaterstück "Jerry Cotton jagt den New-York-Ripper" hat seine Premiere gefeiert. Regisseur Gebhard Kienzler war zufrieden mit der Aufführung des Werks.

Hornberg. Kurz vor Premierenbeginn: Gelassen und ohne jegliches Lampenfieber freut sich Regisseur Gebhard Kienzler auf die erste Aufführung von "Jerry Cotton jagt den New-York-Ripper" auf der Freilichtbühne in Hornberg.

"Die Proben sind alle reibungslos verlaufen und das Wetter ist perfekt. Was soll da schon schief gehen?", so Kienzler. Und er behält Recht. Schon vor Beginn der Aufführung beeindrucken die von der Lahrer Malerin Egle Brandstätter bemalten Kulissen. Ganz im Stil der 60er und 70er-Jahre gehalten, zeigen sie Werbeschilder aus jener Zeit. Es gibt ein Hippiecamp und einen passenden VW-Bus seitlich der Bühne.

Und dann geht es vor den voll besetzten Rängen los: Nebelschwaden steigen auf, unheimliche Musik von Emerson, Lake and Palmer ertönt. Die Spannung steigt, eine Gänsehautatmosphäre wird erzeugt. Hippies tanzen auf der Bühne. Ihre Kostüme geprägt von Blümchenkleidern, Schlaghosen, Bändern im Haar und Ketten mit Peace-Anhängern lassen die 68ger wieder auferstehen. Drei Prostituierte, gespielt von Petra Schwarzwälder, Julia Presti und Eva Laumann, beziehen das Publikum mit ein.

Ein New Yorker Polizist geht Streife. Dazu erklingt Janis Joplin: "Oh Lord, won´t you buy me a Mercedes-Benz". Eine Stimme aus dem Hintergrund warnt die Zuschauer vor den Gefahren, die auf sie warten. Dieser Erzähler gibt immer wieder Kommentare ab und stellt Verbindungen zwischen den Szenen her.

Gebhard Kienzler kommentiert, aus dem Blick des Zuhälters der drei Prostituierten, das Geschehen. Und dann geschieht der erste Mord: Eine Frau wird von einer Hand hinter die Bühne gezogen. Anscheinend wird ihr die Kehle durchgeschnitten – mehr erkennt der Zuschauer nicht. Jerry Cotton und sein Partner Phil Decker, gespielt von Jürgen Wöhrle und Roland Schwarzwälder, nehmen am Tatort erste Hinweise auf.

Die sachliche Gerichtsmedizinerin (Simone Matt) erklärt den grausigen und blutigen Tathergang nur im Ansatz. Die einzige Zeugin, Margie, ist eine ehemalige Gangsterbraut, die sicherlich bessere Zeiten gesehen hat. Extrem witzig in dieser Rolle ist Annette Spitz. Sie schiebt als Obdachlose ihren mit "Schätzen" aus dem Müll gefüllten Einkaufswagen durch die Gegend.

Margie gibt den Ermittlern Hinweise auf einen "großen Mann mit Mantel" als Täter. Aber Jerry Cotton und Phil Decker kennen dieses "Original mit Vollmeise" schon und nehmen sie nicht ernst. Das Opfer wird identifiziert und es gibt einen ersten Verdächtigen, den eifersüchtigen Ehemann. Hat er ein Alibi? Im Verlaufe des Stücks gibt es weitere Morde, das Ermittlerteam gerät unter Erfolgsdruck, denn es scheint sich um einen Serientäter zu handeln. Immer sind es Frauen, die ermordet werden. Und immer wieder ist Margie Zeugin.

Jerry Cotton entdeckt Parallelen zur Mordserie von "Jack the Ripper". Es gibt immer wieder neue Verdächtige. Könnte ein Matrose auf Landgang der Täter sein? Oder der gut informierte Hellseher? Die Ermittler und die Zuschauer tappen lange Zeit im Dunkeln.

Gebhard Kienzler und den Schauspielern der Hornberger Freilichtbühne gelingt es, die Spannung während des gesamten Stücks immer beizubehalten. Brutale Einzelheiten gibt es nicht zu sehen, sie werden nur angedeutet und der Fantasie des Zuschauers überlassen. Das geht jedoch nicht auf Kosten der Spannung, sondern steigert sie noch. Hinzu kommen viele komische Elemente, vor allem durch die ausgeprägten Charaktere der Nebenrollen. Diese geben den Schauspielern die Möglichkeit, sich voll zu entfalten.

Der Hornberger Freilichtbühne ist wieder eine hervorragende Inszenierung gelungen. Die Spielfreude ist immer zu spüren. Darstellung, Dramaturgie, Bühnenbild, Musik und Beleuchtung passen perfekt zusammen. Das gute Wetter war das Tüpfelchen auf dem "I". Es war ein absolut spannender und lustiger Krimiabend in wunderbarer Atmosphäre.

Weitere Informationen: Die kommenden Aufführungen: Freitag 5. August 20 Uhr; Samstag, 6. August 20 Uhr; Freitag, 12. August 20 Uhr; Samstag, 13.August 20 Uhr; Freitag, 26. August 20 Uhr

Hornberg  ·  Gutach

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