Evelyn Lauble an ihrem Schreibtisch im ehemaligen Reichenbacher Rathaus, den sie eigentlich nie genutzt hat: "Ich habe Gespräche immer am runden Tisch im Büro bevorzugt." Foto: Gräff Foto: Schwarzwälder-Bote

Ortsvorsteherin Evelyn Lauble sagt "Ade"

Am Mittwoch, 1. August 1998, hat der Hornberger Gemeinderat die damals 45-jährige Evelyn Lauble zur neuen Ortsvorsteherin von Reichenbach gewählt. Am Mittwoch, 21. Mai 2014, nahm die Kommunalpoltikerin das letzte Mal als Gremiumsmitglied dort an einer Sitzung teil.

Jetzt kann ich mich zurücklehnen und sagen: ›Das war’s‹", sagt Lauble im Gespräch mit dem SchwaBo. Und es fällt ihr überhaupt nicht schwer. Sagt sie zumindest. Und begründet das auch: "Bevor ich in die Lage gekommen wäre, dass mir die vielen Termine zu viel werden und ich Amtsmüdigkeit gespürt hätte, da höre ich lieber jetzt auf, wo es noch Spaß macht." Dabei hat sich Evelyn Lauble für die die Kommunalpolitik früher nie interessiert: "Ich war Hausfrau, Lehrerin und Mutter", erzählt sie und lacht.

Als ihr Mann Lothar, der damalige Reichenbacher Ortsvorsteher, dann aber schwer erkrankte, begleitete ihn Evelyn Lauble bei vielen Anlässen. Und als nach dem Tod ihres Mannes der damalige Reichenbacher Ortschaftsrat Johannes Schondelmaier im Namen des Gremiums sie fragte, ob sie Ortsvorsteherin werden wollte, war Lauble sehr überrascht.

"Zuerst brauchte ich etwas Bedenkzeit, dann habe ich den Wunsch des Ortschaftsrats aber als großes Kompliment an meinen verstorbenen Mann empfunden und als Chance, die Arbeit meines Mannes Lothar in seinem Sinne weiterzuführen", erinnert sie sich. So war es der neuen Ortsvorsteherin damals auch ein wichtiges Anliegen, dass sich Reichenbach mit Hornberg verbunden fühlt und sich das Verhältnis zueinander bessert. Das wurde ihr nach nur einem Jahr schon honoriert: Da holte Lauble, die für die Freien Wähler angetreten war, mit 654 die mit großen Abstand meisten Stimmen für sich.

Und wie ist das nun nach 15 Jahren? Sie kann sich da beruhigt zurücklehnen: "Die Zusammenarbeit ist gut und vertrauensvoll, denn was Reichenbach betrifft, betrifft auch Hornberg." Natürlich waren sie und ihr Ortschaftsrat nicht mit allen Entscheidungen zufrieden: "Aber das ist eben auch Demokratie, manchmal mit Kompromissen zu leben."

Für den Fremden ist Reichenbach anfangs etwas schwierig zu begreifen: Es gibt keine richtige Ortsmitte mit Treffpunkt für Veranstaltungen. Auch eine Kirche sucht der Besucher vergebens. Trotzdem, davon ist Evelyn Lauble überzeugt, ist Reichenbach ein aktives Dorf. "Die Bürger bringen sich ein, und immer mehr junge Familien haben Vertrauen in die Zukunft des Ortes, kaufen Höfe oder bauen sie um und werden dort sesshaft."

Das alles allein macht aber noch kein Dorfleben aus, daher spannt Lauble den Bogen weiter: "Ohne Vereinsleben geht nichts hier. Und da bin ich stolz auf unseren Musik- und Trachenverein und unsere Landfrauen." Und nicht zuletzt, so Lauble, zeige die Kandidatenliste für die Kommunalwahl, wie viele Reichenbacher gerne für ihr Dorf mitentscheiden möchten.

Dass sie damals als erste Frau an der Spitze der Ortsverwaltung stand, stört Lauble nicht. "Ich denke, da gibt es keinen Frauenbonus." Wichtig sei, dass die Arbeit richtig gemacht wird: "Wenn eine Frau Unsinn redet, ist das genauso schlimm, wie wenn es ein Mann tut." Kompetent sein, Vertrauen aufbauen, Zuhören können, das sind wichtige Eigenschaften, die einen guten Kommunalpolitiker ausmachen. Lauble hat sich streng daran gehalten: "Ich habe meine Gesprächspartner immer ernst genommen."

Die Arbeit im Ortschaftsrat hat ihr Spaß gemacht: "Ich hatte ein gutes Team und Glück mit meinen zwei Stellvertretern." Und wo sie sich nicht auskannte, da hat sie kurzerhand gefragt. Zum Beispiel bei landwirtschaftlichen Dingen: "Ich komme nicht aus diesem Metier, aber ich konnte mich dank meines Ortschaftsrats sehr gut darin einarbeiten." Und an die erste Ortschaftsratssitzung denkt sie ganz besonders gerne zurück. Denn sie hatte damals das Gefühl, alles sei gut gelaufen. Dann aber herrschte erwartungsvolle Stille, die Ortschaftsrat Johannes Schondelmaier schließlich unterbrach: "Du musst jetzt sagen: Die Sitzung ist beendet".

Am 2. Juli wird Evelyn Lauble im Ortschaftsrat verabschiedet, am 9. Juli in der Gemeinderatssitzung. "Und dann freue ich mich auf mein Leben danach", sagte Lauble und strahlt. Natürlich freut sie sich auch weiterhin auf viele Gespräche mit den Menschen: "Aber dann nicht mehr über Politik."

Hat Sie einen Tipp für ihren Nachfolger? "Nein, er muss seinen eigenen Weg finden", sagt Lauble. Dann sagt sie doch noch etwas: "Immer eine optimistische Grundeinstellung haben, denn Pessimismus lähmt." Eckhard Gräff