Fulminante Premiere: Julia Presti diskutiert in der Rolle der Pippi Langstrumpf mit einer Marktverkäuferin über Sommersprossen. Foto: Gräff

Premiere auf der Hornberger Freilichtbühne am Samstag ausverkauft

Hornberg - Es ist schön, wenn man schon bei der Begrüßung sagen kann: "Die Premiere findet vor ausverkauftem Haus statt". Margot Lang, eine der beiden Märchen-Regisseurinnen, freute sich am Samstag bei der Erstaufführung von "Pippi Langstrumpf" in der Freilichtbühne Hornberg über genau diese Tatsache. Und noch etwas passte perfekt: Die Sonne strahlte vom Himmel. Wer die Bücher "Pippi Langstrumpf" der schwedischen Schriftstellerin Astrid Lindgren gelesen hat, fühlte sich am Samstag auf der Freilichtbühne wieder zurückversetzt in die Welt von "Pipplotta Rollgardina Pfeffermina Efraimstochter Langstrumpf", die lebt, wie es ihr gefällt, niemals groß werden will und sich nicht viel macht aus Etiketten und Vorschriften.

Entsprechend war Pippi Langstrumpf-Darstellerin Julia Presti – sie war Hauptdarstellerin und hatte die mit Abstand meisten Sprechrollen – auch mit dem nötigen Temperament ihres Original-Vorbilds ausstaffiert. Dies musste als erste Frau Prysselius (Maria Presti) erfahren, die die vermeintlich elternlose Pippi in ihr Heim holen wollte. Ihre nächsten Opfer waren die beiden Polizisten Klang und Karlson sowie der "Starke August" und neben den Marktfrauen vor allem auch die Kaffetanten, die übrigens mit ihrer Gesangseinlage und ihrem betulichen Benehmen die Zuschauer begeisterten.

Nur zu ihren beiden Freunden Annika und Thomas pflegte Pippi eine enge, vertrauensvolle Freundschaft, während sie den Erwachsenen mit großer Freude den letzten Nerv rauben konnte. Der kleine Affe "Herr Nilson", köstlich gespielt von Cora Schemel, hielt fest zu seiner Pippi und half beispielsweise, ihr die beiden Polizisten vom Leib zu halten, indem der diese mit Wasserbomben bewarf.

Die Aufführung lehnte sich eng an die Originalgeschichten von Astrid Lindgen an. Sogar die Kleidung der Pippi wurde originalgetreu wiedergegeben. 61 Darsteller – der Jüngste war fünf und der älteste 74 Jahre alt – versetzten die Zuschauer in die Fantasiewelt der Astrid Lindgren in den 1950er-Jahren. Nicht so die Musik: Das bekannte Pippi-Lied war peppig aufgefrischt worden, und fehlen durften auch nicht die diversen Tanzeinlagen.

Und noch etwas wich auf der Hornberger Bühne vom Drehbuch ab: Frau Prysselius verliebte sich hier in den Kapitän Efraim Langstrumpf und dieser nahm sie mit zu sich an Bord anstelle von Pippi, die sich schließlich entschloss, bei ihren Freunden zu bleiben und nicht mit ihrem Vater ins Takatuka-Land zu segeln.

Wieder spielten die Darsteller nicht nur auf der Bühne, sondern tauchten zwischen den Zuschauern oder den oberen Rängen auf und waren eigentlich überall präsent. Schade nur, dass die Abschiedszenen auf und vor dem Schiff "Hoppetosse" erheblich weit weg von der eigentlichen Bühne gespielt wurden, viele schöne optische Details gingen somit für die Zuschauer verloren.

Trotzdem gab es am Schluss der gut zweistündigen Vorstellung herzlichen Applaus für die Darsteller und die beiden Regisseurinnen Angelika Rapp und Margot Lang, die mit "Pippi Langstrumpf" – sie führen zum zwölften Mal Regie bei den Hornberger Märchenspielen – zwar ein im Gegensatz zum vergangenen Jahr von der Aufmachung her weniger aufwändiges, aber doch fröhliches Stück in Szene gesetzt haben, welches auch bei den Erwachsenen wieder Kindheitserinnerungen weckte.

Ohne Zweifel haben auch in diesem Jahr die beiden Kostümnäherinnen Elisabeth Duntz und Beate Wolber wieder alle Hände voll zu tun gehabt. "Sie würden sich sehr freuen, künftig Unterstützung zu bekommen", warb Angelika Rapp am Schluss der Vorstellung um Mitarbeit bei den Näharbeiten.