Entspannte Atmosphäre im Hippielager, in dem auch schon mal ein "Joint" geraucht oder ein "Haschischkeks" verspeist wird. Foto: Kluckert

"Jerry Cotton jagt den New York Ripper" feiert Premiere auf der Hornberger Freilichtbühne.

Hornberg - Am Freitag feiert das Kriminalstück "Jerry Cotton jagt den New York Ripper" auf der Freilichtbühne Hornberg Premiere. Das Publikum erwartet an insgesamt sechs Terminen eine spannende Geschichte aus der Stadt, die niemals schläft.

Auf dem Gelände der Hornberger Freilichtbühne herrscht bei meinem Besuch wenige Tage vor der Premiere des Krimis rege Betriebsamkeit. Heute steht für das erfahrene Ensemble ein Durchlauf des zweiten Teils auf dem Probenplan. Einige tragen ihr Bühnenoutfit, andere angesichts des schwülwarmen Wetters lockere Sommerkleidung.

Von Hektik keine Spur, jeder weiß, was er zu tun hat. Für den einzigen Aufreger sorgt der unerwartete Auftritt eines schwarzen Katers, der von links majestätisch an der Kulisse vorbei stolziert – im Maul eine gerade gefangene Maus.

Ob das Schmusetier mit dem natürlichen Jagdinstinkt ahnt, dass es hier gleich um die fieberhafte Suche nach einem mehrfachen Frauenmörder geht, der seine Taten nach dem Muster von Jack the Ripper plant und ausführt?

Apropos Kulisse: Die wird von Werbeplakaten und -schildern, sowie einem Hippie-Camp mit handgefertigtem VW Bulli, Peace-Symbol und herumliegenden leeren Weinflaschen dominiert.

"Das Stück spielt in den 70er-Jahren in einem verlassenen New Yorker Industrieviertel inklusive Hippies und Prostituierten", erklärt Spielleiter Gebhard Kienzler, der die Krimiserie der Hornberger Freilichtbühne seit mehr als einem Jahrzehnt leitet.

"Die vorherigen Krimis spielten in London, mit ›Jerry Cotton jagt den New York Ripper‹ haben wir den Sprung über den Teich gewagt." Auf den in der Endlosreihe (über 2500 Folgen) der Jerry-Cotton-Romane des Bastei Lübbe-Verlages erschienenen Krimis von Frank Tannhäuser aufmerksam geworden ist der 53-Jährige, als er sich im Internet über den Spielplan des "Imperial Theaters" in Hamburg St. Pauli informierte. "Das mache ich regelmäßig, da dieses Theater eines der wenigen in Deutschland ist, das ausschließlich Kriminalstücke aufführt", so Kienzler.

"An dem Cotton-Krimi, der dort 2014 erfolgreich Premiere feierte, hat mich beim Studium des Rollenbuchs die wunderbare Mischung aus Spannung und Humor fasziniert. Das Publikum darf sich auf einen ständigen Wechsel von Spannung und Entspannung sowie auf einige schrille, schräge Typen freuen."

Der Sport- und Saunafreund ("Beim Laufen und Schwitzen kommen mir die besten Gedanken und Ideen") betont nicht ohne einen gewissen Stolz, dass das Stück in Hornberg erstmals Open air aufgeführt werde. "Aufgrund der Gegebenheiten vor Ort konnten wir das Rollenbuch nicht 1:1 umsetzen. Dementsprechend habe ich es teilweise umgeschrieben und zudem auch die Zahl der Rollen durch das Einbinden eines Hippie-Lagers von acht auf 20 erhöht."

Der Spielleiter selbst schlüpft während der zweistündigen reinen Spielzeit in die Rolle eines Zuhälters, der von außen das Geschehen kommentiert und erklärt.

Auch wenn im Verlaufe des Stückes mehrere Morde geschehen: brutale Szenen müssen die Zuschauer nicht befürchten.

"Auf die demonstrative Darstellung von Gewalt verzichten wir vollständig. Natürlich wird es aber Szenen geben, die beim Publikum kurzfristig Schrecken oder Herzklopfen auslösen. Aber das gehört ja schließlich bei einem solchen Stück dazu", so der Kienzler.

Für eine echte Krimi-Atmosphäre sorgen eine entsprechende Beleuchtung, Nebelschwaden aus den Gullys und nicht zuletzt auch die Musik. Und für letztere hat der 53-Jährige erfolgreich im Repertoire der 70er-Jahre gekramt und Passagen aus dem 1972 veröffentlichten Album "Triologie" von der Progressiv-Rock-Band Emerson, Lake und Palmer sowie "Mercedes Benz" von Janis Joplin ausgewählt. Die 1970 verstorbene US-Rocksängerin gilt als eine der Symbolfiguren der Hippie-Bewegung. Ihr Vater war beim amerikanischen Ölkonzern Texaco angestellt, dessen Firmenschriftzug sich auf der Freilichtbühne über fast die gesamte Bühnenbreite erstreckt.

Und die Durchlaufprobe? Bis auf einige kleine Details klappt alles wie am Schnürchen. Morgen steht die Generalprobe an und am Freitag heißt es dann um 20 Uhr bei der Premiere "Vorhang auf" für Jerry Cottons Jagd nach dem New Yorker Ripper. Die Zuschauer erwartet ein gleichermaßen spannendes wie unterhaltsames Krimispektakel mit einem tollen Bühnenbild, interessanter Musik, passender Beleuchtung und einem Ensemble, bei dem man die Spielfreude und Identifikation mit dem Stück schon während der Probe deutlich spürt.

Premiere ist am Freitag, 29. Juli, 20 Uhr. Infos und Karten: www.hornberg.de, www.freilichtbuehne-hornberg.de