Das Team des Hornberger Stephanus-Hauses blickt positiv in die Zukunft (von links): Regine Epting (Teamleitung Hauswirtschaft), Petra Moser (Teamleitung Pflege), Heimleiter Torsten Dalichow, Andrea Furtwangler-Joos (Teamleitung Betreuung) und Daniela Meier (Verwaltung). Foto: Gräff Foto: Schwarzwälder-Bote

Der neue Leiter des Hornberger Stephanus-Hauses ist seit rund 100 Tagen im Amt / Belegungszahlen steigen wieder an

Hornberg. Seit 1. Januar hat das Hornberger Pflegeheim Stephanus-Haus mit dem Evangelischen Stift Freiburg einen neuen Träger. Torsten Dalichow wurde zum Leiter der in der Vergangenheit oft in die Schlagzeilen geratenen Hornberger Einrichtung bestellt. Im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten erzählt er, was sich seitdem im Haus geändert hat.

Herr Dalichow, seit etwas mehr als 100 Tagen tragen Sie die Gesamtverantwortung für das Stephanushaus. Wie geht es Ihnen heute?

Sehr gut.

Wie waren Ihre ersten Arbeitstage in Hornberg?

Anfangs bestand ja meine Aufgabe darin, erst einmal eine Bestandsaufnahme zu machen. Zum anderen wollte ich so schnell wie möglich de Druck von den Mitarbeitern nehmen, die richtig belastend auf allen lag, und das verlorengegangene Vertrauen wieder zurückgewinnen

Und ist Ihnen das gelungen?

Das kann ich nur mit "Ja" beantworten. Mir war sehr schnell klar, dass hier nur ein Neuanfang noch helfen kann. Und zwar gemeinsam. Wir haben hier schon einiges geändert, und die Betonung liegt auf "Wir", denn nur im Team ist es möglich, Probleme der Vergangenheit aufzuarbeiten und gemeinsam neue Wege zu gehen.

Was ist anders?

Ein Beispiel: Mein Wunsch war von Anfang an, aus dem Stephanus-Haus ein offenes Haus zu machen. Denn wir wollen ja schließlich auch am gesellschaftlichen Leben teilnehmen und uns nicht abschotten. Bei uns braucht sich übrigens niemand anzumelden, man kann einfach reinkommen und das Pflegeheim mit all seinen Facetten erleben.

Mit neuem Personal?

Nein, wir haben den Wechsel geschafft ohne einen Wechsel des Personals, und da bin ich und unser Team ganz besonders stolz drauf.

Was haben Sie geändert?

Sie hören ja, dass ich immer den Teamgedanken betone. Ich hatte den Eindruck, dass das Potenzial der Mitarbeiter des Hauses noch viel mehr gefördert werden kann, alles lag ja bislang in einer Hand. Das geht aber auf Dauer nicht gut, wie man ja erlebt hat. Führen heißt in meinen Augen, Vertrauen in die Mitarbeiter zu setzen und ihre individuellen Stärken zu fördern. Heute haben wir eine Teamleitung für die Pflege, für die Betreuung und für die Hauswirtschaft. Zudem ist uns die Gesundheit unserer Mitarbeiter sehr wichtig. Wir planen daher noch in diesem Jahr ein Konzept zur Burnout-Prophylaxe für Mitarbeiter.

Wie haben die Mitarbeiter auf den neuen Geist im Haus reagiert?

In dem sie bereit waren, zu zeigen, was sie können. Anfangs war das alles etwas schwierig, es gab viele Überstunden, bis alles so lief, wie es soll. Aber die Einsatzbereitschaft des Teams war und ist wirklich phänomenal.

Aber ohne Autorität geht es doch nicht.

Die Autorität, ich nenne es Gesamtverantwortung, habe ich natürlich schon, insofern, da ich ja die Vorgaben unseres Trägers umsetzen muss. Aber ich kann nicht alles alleine machen. Und wir können auch nicht alles realisieren, was aus dem Team an Ideen kommt. Aber jedes Pflegeheim unseres Trägers hat seine Schwerpunkte, auch wir können solche setzen.

Wie sieht es mit der Belegung im Haus aus, hat sich da etwas geändert?

Sehr viel sogar. Anfangs meiner Tätigkeit hatten wir 39 Bewohner, jetzt sind es knapp über 50, das ist doch wirklich eine schöne Sache. Zudem hatte ich mir als Ziel gesetzt, im Lauf des Jahres den Bereich im Erdgeschoss wieder öffnen können. Das dies bereits jetzt wieder – übrigens sind die Zimmer frisch in grün oder sandfarben gestrichen – geöffnet ist, macht mich richtig stolz.

Was hat sich bei den anderen Institutionen im Haus wie dem Fürsprecherkreis?

Auch da hat sich im Team nichts geändert. Wir treffen uns regelmäßig, haben ein herzliches und vertrauensvolles Verhältnis. Bei wichtigen Entscheidungen werden die Bewohner übrigens immer mit dazu geholt. Und zum betreuten Wohnen haben wir jetzt auch einen sehr guten Kontakt.

Intern haben Sie das Vertrauen also wieder hergestellt, wie wollen Sie das bei den Hornbergern schaffen?

Ich bin überrascht und froh, dass ich schon einen recht großen Vertrauensvorschuss erfahren habe, und dafür möchte ich "Danke" sagen. Wir wollen ein Frühlingsfest gestalten, zu dem die Hornberger eingeladen sind. Und um zu zeigen, dass wir uns öffnen, habe ich Vereinen angeboten, falls sie Räumlichkeiten für Tagungen benötigen, sie gerne auf den Stephanussaal bei uns im Haus zurückgreifen können.

Was tun Sie persönlich, um sich bekannt zu machen?

Ich habe den Vereinsstammtisch besucht und mich dort vorgestellt. Mit der Stadtverwaltung und den beiden Kirchen bin ich in gutem und vertrauensvollem Kontakt.

Mit Erfolg?

Ja absolut. Pfarrer Koppelstätter kam jüngst zum Gottesdienst ins Haus und hatte ganz spontan die Kommunionskinder mitgebracht. Dann kamen Leute einfach mal so vorbei, um mich persönlich kennenzulernen.

Das beste Pflegeheim kann nur funktionieren, wenn es genügend Fachkräfte gibt. Und der Beruf des Altenpflegers ist ja nicht besonders beliebt.

Leider. Viele haben ein völlig falsches Bild von dem Beruf. Allerdings liegt es meiner Ansicht nach auch viel am Arbeitsklima in einem Haus, ob Bewerbungen kommen oder nicht. Unabhängig davon will ich beispielsweise in die Wilhelm-Hausenstein-Schule gehen und den Beruf vorstellen. Im Herbst kommen drei Altenpflegeschüler, und künftig wird eine Mentorin für diese zur Verfügung stehen.

Was liegt Ihnen noch besonders am Herzen?

Die Begleitung Sterbender ist für mich ein Herzensthema in unserem Haus. Sie wohnen bei uns, werden von uns betreut und gepflegt und sollen auch in den Stunden des Abschieds nicht alleine sein. Das übernehmen entweder Pflegekräfte oder die Angehörigen, die dann rund um die Uhr bei uns sein können und natürlich dann auch unterstützt und verpflegt werden.

Ihre Tage sind momentan sehr lang. Wie steht Ihre Familie dazu?

Klar, ohne den familiären Rückhalt könnte ich das so nicht machen. Vor meiner Bewerbung als Leiter des Stephanushauses haben wir darüber gesprochen, und ich bin froh, dass ich da Verständnis und Unterstützung habe.

Wie schalten Sie ab von Ihrem Berufsalltag?

Erstens durch meine Familie. Dann habe ich schöne Hobbys wie Gartenarbeit, Wandern, Schachspielen, über die Religionen der Welt lesen und verstehen und die Fotografie.

Werden Sie Ihren Wohnsitz nach Hornberg verlegen?

Im Moment wohnen wir noch in Seewald, und das wird noch eine Weile so bleiben, bis die Kinder eigenständig sind. Dann kann ich mir einen Umzug nach Hornberg sicher vorstellen.

Die Fragen stellte Eckhard Gräff