Traumblick aus dem Bürofenster: Fritz Wöhrle genießt die Aussicht auf Hornberg und den Schloßfelsen. "Hier kann ich meine Gedanken schweifen lassen und Ideen entwickeln, für meine Arbeit als Architekt aber auch als Stadtrat." Foto: Gräff

Fritz Wöhrle ist seit 25 Jahren für die Freien Wähler Hornberger Stadtrat. Amtsmüdigkeit ist kein Thema.

Hornberg - Ob der Bau des Tunnels, die Neugestaltung der Innenstadt oder der Umbau des Rathauses: Fritz Wöhrle aus Hornberg hat die Projekte miterlebt. Als Stadtrat gehört er seit nunmehr 25 Jahren dem Gremium an.

"Ich möchte etwas in Hornberg bewegen" – das ist schon immer die Devise von Fritz Wöhrle. Darum sagt er auch zu, als ihn Heinz Baumann 1989 fragt, ob er für die Freien Wähler als Stadtrat – damals war Thomas Schwertel noch Bürgermeister – kandidieren wolle. "Damals war ich 27 Jahre alt und hatte eigentlich ganz andere berufliche Pläne", sagt der studierte Architekt. Schließlich gibt er Baumann sein Okay.

Im Gespräch mit dem SchwaBo erinnert sich Wöhrle: "Ich wurde mit einem übrigens für mich sehr guten Ergebnis gewählt und saß zusammen mit Bärbel Ketterer, Charly Endres, Heinz Baumann, Hans Hopp und Hans-Joachim Herr für die Freien Wähler im Rat." Übrigens der damals stärksten Fraktion: "Wir hatten in Hornberg in dieser Zeit 11 506 Stimmen mehr als die CDU", schmunzelt Wöhrle.

Nun kann der junge Kommunalpolitiker mitgestalten und seinen Wunsch umsetzen, etwas in Hornberg zu bewegen. Und das tut er auch: "Unser erster Erfolg war die Verkürzung der Sperrstunde um zwei Stunden am Wochenende und um eine an den Werktagen bei den Gaststätten", sagt Wöhrle.

"Kräftig diskutiert" wird dann um 1996 – inzwischen heißt der Bürgermeister Siegfried Scheffold – der Umbau des Hornberger Rathauses: "Da ging es um eine Größenordung von sechs Millionen D-Mark".

Dann kommt für Hornberg das Jahrhundertprojekt: Im Jahr 2000 werden die Gelder für den Bau des Umfahrungstunnels bewilligt. "Dadurch sind für Hornberg die Voraussetzungen für eine bessere Lebensqualität gebildet worden", sagt Wöhrle. Spannend ist nun, am städtebaulichen Rahmenplan mitzugestalten. "Da haben wir gemeinschaftlich etwas erreicht, auf was wir schon stolz sein können", zieht Wöhrle Bilanz.

Aber es gibt auch viele nette Randgeschichten neben der Kommunalpolitik. Peter Reeb spielt dabei beispielsweise eine Rolle. "Der kam nämlich einmal im Vierteljahr mit kleinen braunen Lohntüten und hat das Sitzungsgeld verteilt, da haben wir uns immer drauf gefreut", schmunzelt Wöhrle.

Dann muss er lachen: "Als das dann abgeschafft wurde und das Geld auf dem Konto des jeweiligen Rats landete, haben viele Ehefrauen erst erfahren, dass ihre Männer Sitzungsgeld bekommen." Rauchen im Rathaus ist damals noch normal, überall stehen die Aschenbecher parat.

Bei den Sitzungen rauchen regelmäßig die Ratsköpfe

Auch im Sitzungszimmer: "Da rauchten bei den Sitzungen die Ratsköpfe im wahrsten Sinne des Wortes", so Wöhrle. Auch der Umgang miteinander ist salopper: Wenn eine Sitzung wieder mal zu lang dauerte, wurde Charly Endres ungeduldig. " ›Ich hab jetzt genug‹, sagte er dann immer", so Wöhrle.

Inzwischen hat sich viel geändert. Trotzdem macht es Fritz Wöhrle nach wie vor großen Spaß, gemeinschaftlich etwas zu gestalten: "Allerdings ist es nicht leichter geworden."

1989 musste der Gemeinderat noch über ein Haushaltsvolumen von etwa sieben Millionen D-Mark beschließen, heute sind es etwa 13 Millionen Euro. Problematisch sieht Wöhrle die vielen ›Baustellen‹ in Hornberg: "Das Beste wäre, wir würden uns eine Fünf-Jahres-Liste machen mit wichtigen Vorhaben, die dann aber auch in der Legislaturperiode durchgezogen werden."

Fritz Wöhrle hat natürlich auch seine persönlichen Wünsche für die Zukunft seiner Heimatstadt. "Wir müssen Hornberg einfach noch mehr und noch besser vermarkten und Tempo machen beim Schloßbergumbau und der Greifvogelwarte", ist er sich sicher.

Schließlich sollte auch das Miteinander – das Wir-Gefühl im Städtle – gestärkt werden. "Und noch familienfreundlicher muss es werden, denn es bringt uns nichts, wenn die Jugend später aus Hornberg verschwindet und keine Familien mehr hierherziehen wollen", betont Wöhrle.

Amtsmüdigkeit kommt bei dem 53-Jährigen auch nach 25 Jahren als Stadtrat nicht auf: "Es gibt noch so viele Ideen, die ich mittragen will, das macht mir Spaß."