CDU-Bundestagsabgeordneter Thorsten Frei ist seit mehr als einem Jahr auch für das obere Kinzigtal zuständig

Von Eckhard Gräff

Mittleres Kinzigtal/Berlin. Sie trennt das Parteibuch, sie eint die Koalition und sie verbindet der Umstand, zum ersten Mal in den Bundestag gewählt worden zu sein. In einer Serie widmet sich der SchwaBo den Neuen in Berlin. Nach Johannes Fechner (SPD) und Kordula Kovac (CDU) geht es heute um Thorsten Frei (CDU).

"Es war eine ziemlich turbulente Zeit vor meinem ersten Tag in Berlin", erinnert sich Frei. Bis dato, genauer gesagt, bis Ende 2013, ist er noch amtierender Oberbürgermeister von Donaueschingen. Aber dann wird Frei mit 56,7 Prozent der Erststimmen in den Bundestag gewählt. "Das hieß für mich, mein Amt als Oberbürgermeister aufzugeben", so Frei. Die Wahl seines Nachfolgers, die Amtsübergabe und die Verabschiedungen beschäftigen den Politiker bis zum letzten Tag in "seinem" Donaueschinger Rathaus.

Dann kommt der erste Tag in Berlin. Frei nimmt an der konstituierenden Sitzung teil. Er wird fast überschüttet mit Infos, lernt viele neue Leute kennen. "Es war der Wahnsinn, beim Rückflug abends nach Hause schwirrte mir noch der Kopf", schildert Frei seine Erlebnisse. Allerdings hat er auch große Unterstützung bekommen: "Da gibt es viele Mitarbeiter in der Bundestagsverwaltung, die sehr hilfsbereit waren." Zudem hat sich Frei sehr auf seine neuen Mitarbeiter verlassen können: "Das sind Topkräfte, beide Bundestagserfahren, da wurde es für mich viel einfacher."

Dann kommt der Tag der ersten Rede im Plenarsaal. Eigentlich kein Problem für Frei: "Ich liebe die freie Rede, und als OB konnte ich zudem so lange sprechen, wie ich wollte", schmunzelt Frei. Aber im Bundestag ticken die Uhren – im sprichwörtlichen Sinn – anders.

Das war auch für den Bundestagsabgeordneten eine neue Erfahrung: "Da läuft in der Tat eine Uhr, und ich musste sehen, dass ich in der kurzen Zeit alles gesagt hatte, was ich sagen wollte. Da hatte ich morgens schon etwas Bauchgrummeln." Und wenn man doch mal überzieht? "Dann weisen Bundestagspräsident Norbert Lammert oder einer seiner Stellvertreter hinter mir sehr deutlich darauf hin, dass meine Redezeit abgelaufen ist", lacht Frei. Inzwischen – nach acht Reden im Bundestag – kommt langsam die Routine. Die Arbeit in Berlin macht Thorsten Frei großen Spaß. Er gehört dem Auswärtigen Ausschuss sowie dem Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union an. Zudem ist er Obmann im Unterausschuss Zivile Krisenprävention, Konfliktbearbeitung und vernetztes Handeln. Arbeitsfelder, die Thorsten Frei sich gewünscht hatte. Ein Jahr ist er nun in Berlin. Vermisst er seine Arbeit in Donaueschingen? "Eigentlich nicht, und das überrascht mich selbst, denn ich war leidenschaftlicher Oberbürgermeister." Obwohl Frei sich an neue Regeln gewöhnen musste. "Als OB konnte ich exekutiv handeln und sehen, wie sich das entwickelt. In meiner neuen Funktion muss ich reden, überzeugen und versuchen, dass das Anliegen dann auch umgesetzt wird." Aber er bereut den Wechsel nach Berlin nicht: "Ich genieße meine neue Aufgabe."

Privat bleibt Frei weiter in Donaueschingen, dort lebt seine Familie, die Kinder besuchen dort die Schule. In Berlin hat er eine kleine Wohnung angemietet, falls es mal wieder sehr lange dauert, bis im Bundestag oder der Parteizentrale das Licht ausgeht.