Das ist er, der Kommunikationskasten der Zukunft zwischen Rathausmitarbeitern und Bürgern. Foto: Gräff

Hornberger Bürgermeister Siegfried Scheffold lässt sich von Service per Video überzeugen

Von Eckhard Gräff

Hornberg. Aus für den Hornberger Bürgermeister Siegfried Scheffold: Auch in diesem Jahr haben es die Narren geschafft, ihm den Rathausschlüssel abzunehmen. Nicht nur die Glaskugel der Narrenzunft wurde ihm zum Verhängnis. Es kam noch schlimmer: Gutachs Schultes greift nach Hornberg: Per Video.

Der Hornberger Bahnhof macht es vor: Wozu braucht man noch Mitarbeiter vor Ort, wenn es auch über Videokamera geht? Das musste sich Bürgermeister Scheffold wohl auch gedacht haben, als er laut närrischer Glaskugel der Ansicht war: "Man wird sich gewöhnen an Beratung per Bildschirm und Mikrofon – an technisch soziale Interaktion". Das sahen die Rathausstürmer hingegen ganz anders. Und die Glaskugel im Übrigen auch.

Diese hatte nämlich orakelt, dass der ehrwürdige Hornberger Bahnhof abgebaut wurde und in Gutach steht: "Der Vogtsbauernhof, der sammelt ja gern, und plagt uns die Sehnsucht, ist Gutach nicht fern." Dann kam es aber noch dicker: Die Arkade am Hornberger Rathaus wurde verändert, dort sind jetzt vier Schalter zu sehen "mit Mikro und Bildschirm zum Schlange stehen." Die Lage war klar: Ganz wie beim Bahnhof sollen künftig auch die Mitarbeiter den Kunden via Bildschirm abfertigen. Doch die Narren versuchten es bei Scheffold mit Milde: "Schultis, auch zu Dir wollen wir gnädig sein, aber nur wenn Du zu mir sagst, der Schlüssel sei Dein." Sie hatten allerdings nicht mit der Schlitzohrigkeit des Rathauschefs gerechnet.

Denn auch der altehrwürdige Rathausschlüssel war dem Digitalzeitalter zum Opfer gefallen. "Ihr kommt nur noch mit Chipkarte ins Rathaus rein, aus ist es mit dem Rathausschlüsselein", freute sich Scheffold. Aber auch die närrischen Eroberer hatten ihre Hausaufgaben gemacht und präsentierten daraufhin diverse Videoclips.

Dort wurde an Beispielen gezeigt, wie der Dialog zwischen Bürger und Verwaltung künftig ablaufen soll. Freundschaftlich versuchte Zunftmeister Uwe Faller, dem Bürgermeister das "homeoffice feel in" schmackhaft zu machen: "Du bleibst in Teilzeit in Wolfach daheim".

Nachdem Schultes Scheffold immer noch nicht umgestimmt war, fuhren die Narren schließlich schweres Geschütz auf. "Sie sind jetzt in Gutach angemeldet", hieß plötzlich die Meldung auf dem Bildschirm.

Als dann auf einem Videoclip noch Gutachs Bürgermeister Siegfried Eckert zu sehen war, der die Zuschauer mit den Worten "Sie befinden sich hier auf der interaktiven Informationsplattform und aktuell in der Zentrale des Gutachtals", kamen dem Hornberger Schultes dann doch Bedenken.

Und Eckert legte nach: "In unserer Außenstelle Hornberg stehen Ihnen während der närrischen Tag folgende Allroundgenies zur Verfügung...". Das war wohl der zündende Funke, der Schultis Scheffold erkennen ließ, dass er Hornbergs Selbständigkeit nur retten konnte, wenn er mit den Narren die Arbeitsteilung einging. Und die geht ja nur bis Mittwoch, dann ist alles wieder, wie es war.

NA SO WAS

Pfui Glaskugel

Von Eckhard Gräff

Da hat die Glaskugel der Narrenzunft aber völlig versagt. Sonst wäre das gestern nicht passiert. Dabei fing der Rathaussturm so herrlich nostalgisch an. Stilecht als Hippie verkleidet, ließen Uwe Faller und Michael Rottler sich auf einem Oldtimer-Motorrad im Schritttempo von der Volksbank zum Rathaus chauffieren. Ganz im Stil der 70-er Jahre: Lederjacke, langes blondes Haar mit einem schmalen Tuch gebunden. Aber etwas fehlte. Das merkten auch die anwesenden Polizeibeamten, die das Gefährt sofort stoppten. Blondes Haar hin, schmales Tuch her: Ohne Sturzhelm geht hier garnichts. Kein Fasnetsscherz, sondern bitterer Ernst. Auch wenn viele Anwesende den Kopf schüttelten: Die Ordnungshüter haben nur getan, was sie von Gesetz her tun mussten. Und Uwe Faller zieht sicher seine Lehren, tritt seine Glaskugel in die Tonne, dreht an der Fasnet 2016 das Zeitrad um einige hundert Jahre zurück und erscheint in voller Ritterausrüstung. Darin passiert ihm garantiert nichts. Narro!