Großes Bild: Viele Ehrengäste gaben sich im frisch renovierten Saal der Pilzehrschau ein Stelldichein: Ruth Bänzinger vom Pilzverein des Kantons Thurgau (Schweiz), Ernst Dittrich vom Verein der Pilzfreunde Stuttgart (dritter von links),Peter Keth, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Mykologie ( dritter von rechts). Ein Dankeschön sagte Hornbergs Bürgermeister Siegfried Scheffold an Achim Bollmann (Bild oben rechts) und Beate Broghammer, die die Lehrschau organisiert (unten rechts). Fotos: Gräff Foto: Schwarzwälder-Bote

Hochkarätige Gäste aus der Mykologie kommen zum 50. Geburtstag der Pilzlehrschau

Von Eckhard Gräff

Hornberg. Eine Institution in neuem Gewand hat Geburtstag: Gestern Abend ist der 50. Geburtstag der Hornberger Pilzlehrschau gebührend gefeiert worden. Gleichzeitig wurden die neuen Räumlichkeiten in der Werderstraße feierlich eingeweiht.

"Seit Alters her ist das Gebäude nun Kultur- und Bildungseinrichtung", sagte Hornbergs Bürgermeister Siegfried Scheffold in seiner Begrüßung. Er sah die Renovierung der Räume der Pilzlehrschau als "Beitrag der Stadt dazu, das historische Gebäude zu erhalten".

Es sei nach dem Tod von Walter Pätzold, dem letzten Leiter der Einrichtung, eine schwierige Zeit gewesen. "Dank der Mithilfe von vielen Pilzfreunden können wir aber die Lehrgänge in bester Qualität erhalten", betonte Scheffold. In den Umbau der Räume seien bislang 125 000 Euro investiert worden, eine kleine Küche werde noch eingebaut. Beamer, eine Leinwand, Fensterverdunklung und Bodensteckdosen sind installiert. "Mit dem Engagement der Stadt wollen wir zeigen, dass wir die Pilzlehrschau ganz im Sinne von Walter Pätzold weiterführen werden", so Scheffold.

Wie wichtig die Hornberger Einrichtung ist, zeigten die Grußworte von Peter Keth, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Mykologie. Er sei 1986 das erste Mal in der Pilzlehrschau gewesen, seitdem seien Hornberg sowie Karin und Walter Pätzold zu einem festen Bestandteil in seinem Leben geworden. Nach dem Tod Walter Pätzolds habe man sich große Sorgen um die Zukunft der Hornberger Einrichtung gemacht. "Ich bedanke mich bei allen, die mitgeholfen haben, die Pilzlehrschau in eine erfolgreiche Zukunft zu führen, schloss Keth.

Ernst Dittrich vom Verein der Pilzfreunde Stuttgart bedankte sich bei seinem Vereinskollegen Achim Bollmann, der Hornberg 180 Ringordner mit insgesamt 420 verschiedenen Pilzarten vermacht hat: "Das Werk hat eine wirkungsvolle Bleibe gefunden." Als "altbacken, so im Stil der 50er Jahre" kannte Bernd Miggel vom mykologischen Arbeitskreis Mittlerer Schwarzwald die Räume in der Werderstraße.

"Heute sind sie lichtdurchflutet, hell und freundlich", freute er sich. Bislang sei kein neuer Leiter für die Einrichtung gefunden worden: "Vielleicht ist das die Zukunft der Schau", vermutete er und wünschte, dass "Hornberg ein Mekka für Pilzfreunde wird und bleibt".

Ruth Bänzinger vom Pilzverein des Kantons Thurgau zeigte sich erfreut, dass es die Einrichtung gibt: "Wir in der Schweiz haben da leider nur ein kleines Angebot.

"Ein herzliches Dankeschön aller ging an Karin Pätzold, die zusammen mit ihrem verstorbenen Mann die Pilzlehrschau über 30 Jahre lang aufgebaut hat. Pätzold selbst dankte den Vertretern der Stadt für die Renovierung: "Ich bin begeistert."

Der Festakt wurde musikalisch umrahmt von mehreren Schülern der Musikschule Hornberg.

Im Jahr 1962 hatte der damalige Schulrektor Max Hetzel in den Räumen der Volksschule eine "Pilzberatungsstelle Hornberg im Kreis Wolfach" gegründet. Als Ausstellungsstücke nahm Hetzel über 70 naturgetreue Nachbildungen gängiger Wildpilze. Die Ausstellung zog ein Jahr später in das alte Kinos und fand ab Juli 1964 mit über 100 Pilzmodellen eine neue Heimat in den Räumen des 1874 erbauten Real-Gymnasiums. Hetzel hatte einen enormen Zulauf: 1962 zählte er 200 Pilzberatungen mit 700 Schülern und 1400 Erwachsenen, 1963 waren es bereits 600. 1972 wurde Hetzel aus Altersgründen von seiner Tätigkeit verabschiedet, und Rose Marie Dähncke übernahm die Leitung der Einrichtung, die sie zu einer Lehranstalt ausbaute. Damit wurde der Schwerpunkt der Aus- und Weiterbildung von Pilzberatern nach Hornberg verlegt. Zudem veröffentlichte sie viele Bücher. 1981 übernahm Walter Pätzold die Leitung der Pilzlehrschau. Er baute sie in 30 Jahren zu einem international anerkannten Pilzinstitut aus. Walter Pätzold starb 2011.

u Die Festschrift "450 Jahre Hornberger Pilzlehrschau" von Karin Pätzold ist in der "Tourist-Info" erhältlich.