Der Schellenmarkt auf dem Fohrenbühl hat an Pfingsten wieder viele Besucher angezogen. Mit Schellen sind unter anderem Kuh- und Ziegenglocken gemeint, die unter anderem an den Ständen angeboten wurde. Foto: Bea

100 Stände locken Besucher nach Hornberg / Dieter und Irene Moosmann sind seit 18 Jahren mit Stand vertreten

Der Schellenmarkt hat an Pfingsten viele Besucher angezogen. Der Regen in der Nacht auf Sonntag hinterließ auf der Schwannenwiese seine Spuren – davon ließen sich die Marktgäste aber nicht abhalten.

Hornberg-Fohrenbühl. Der Markt hat eine lange Tradition, denn es gibt ihn schon seit mindestens 1548 (siehe Infokasten). Mit dem Feierabend-Schoppen am Freitag wurde der Schellenmarkt auf dem Fohrenbühl eröffnet. Dirndl und Lederhosen waren gefragt, als am Samstagabend die Party-Band "Rockspitz" auftrat und für gute Stimmung sorgten.

Am Pfingstsonntag haben Händler mit knapp 100 Ständen und Buden ihre Plätze eingenommen. Das Schwarzwald-Quintett sorgte für gute Laune im rund 1600 Besucher fassenden Festzelt. Gegen Nachmittag spielte dann in gewohnter Weise die Trachtenkapelle aus Langenschiltach unter musikalischer Leitung von Sascha Jäger.

Matthias Bühler hat den Schellenverkauf vor 18 Jahren wiederbelebt

Schellen verkauften unter anderem Dieter und Irene Moosmann mit ihrem Team aus Tennenbronn. Bereits zum 18. Mal sind sie seit 2000 auf dem Fohrenbühler Schellenmarkt mit einem Stand präsent. In der damaligen Zeit, so berichtete Irene Moosmann dem SchwaBo, als es keine Weidezäune gab, und das Vieh von den Hirten betreut werden musste, trug jedes Tier eine Glocke, die sogenannte Schelle. So wussten die Hirten, wo sich ihr Vieh herumtrieb. Auf dem Schellenmarkt wurde getauscht, damit das Geläut stimmig war. Auch neue Glocken wurden gekauft und so manche Bauern zeigten sich dabei spendabel.

Vater Matthias Bühler, auch "Glockenpapst" genannt, aus Schiltach, hatte 2000 auf dem Fohrenbühl mit einem Glockenstand den Schellenverkauf wiederbelebt. Und diese Tradition wird von Dieter und Irene Moosmann weiter geführt. Für sie ist der Markt auch eine gelebte Leidenschaft.

Das Schellen-Sortiment reichte von kleinen Ziegenglocken bis hin zu großen Abtriebsschellen, das Hauptgeschäft für den Alltag im Weidebetrieb. Die Lederriemen dazu stellen die Moosmanns selber her. Die schwerste Glocke, die aber selten verwendet wird, hat ein Gewicht von bis dreieinhalb Kilogramm.

Die Schellen werden bei der Anzahl der Ziegen und Schafe im Zuge der Landschaftsoffenhaltung verstärkt eingesetzt, um das "Ausbüxen" des Viehs zu verhindern. Dadurch ergibt sich auch eine verstärkte Nachfrage in Zukunft nach Ziegen- und Schafschellen. Zudem werden auch heute Viehschellen und Weideglocken von den Landwirten käuflich erworben.

Kundschaft kommt auch aus dem Freiburger Raum und dem Elztal

Dieter und Irene Moosmann hatten an dem Pfingstsonntag alle Hände mit dem Verkauf und der Kundenberatung voll zu tun. Immer wieder wurde ihr Stand von Interessierten besucht. Über Kundschaft brauchen sie sich nicht zu beklagen.

Diese kommt sogar aus dem Freiburger Raum, Elztal und dem Hochschwarzwald. Neben dem Schellenstand hatten auch einzelne Händler Gebrauchsartikel für die Landwirtschaft angeboten. Das Markttreiben beobachtete auf dem Fohrenbühl in luftiger Höhe ein seltener "Rotmilan", von dem besonders der Schmied vom Fohrenbühl begeistert war.

INFO

Die Geschichte des Schellemarkts

Dass Pfingsten seit jeher zu den wichtigsten Festen der Christenheit gehört, zeigt sich an der Vielfalt des im Schwarzwald entwickelten Brauchtums. Einer dieser Bräuche, die vielerorts mittlerweise in Vergessenheit gerieten, sind die Schellenmärkte. Letztmals gab es 2015 einen Schellenmarkt auf der Biereck bei Haslach. Heute gibt es nur noch einen auf dem Fohrenbühl bei Hornberg. Der weit über die Kreisgrenzen bekannte Schellenmarkt ist ein Markenzeichen der Region. Er hat eine lange Geschichte. Urkundlich nachgewiesen ist er bis ins Jahr 1548, lange bevor die Passhöhe Fohrenbühl besiedelt wurde. Dort oben trafen sich Hirtenjunge, Mägde und Knechte an ihrem höchsten Feiertag im Jahr, nämlich Pfingsten, auf der Grünen Wiese zum Tausch von Schellen, also den Kuhglocken. Jeder Hirte war stets bestrebt, mit einem harmonischen Geläut seiner Herde zu bestechen. Gleichzeitig bot sich die Möglichkeit, geschnitzte Flöten, kleinere Werkzeuge und Handarbeiten, die das Hütevolk neben der Bewachung der Herde werkelte, feil zu bieten. Nur unterbrochen von den Kriegsjahren findet bis heute der Schellenmarkt statt.