Matthias Litterst und Dieter Kropp hatten gestern Tagdienst auf der Rettungswache in Hornberg. Foto: Gräff

Sommerserie: 7 bis 8 Uhr: Hornberger Rettungsdienstler zeigen, wie der Dienst auf der Wache beginnt

Morgens um kurz vor 7 Uhr ist die Welt noch in Ordnung auf der Rettungswache des Deutschen Roten Kreuzes in Hornberg. Zumindest am gestrigen Dienstag. Der Kaffee duftet verführerisch durch den kleinen Aufenthaltsraum.

Die beiden Rettungsdienstmitarbeiter aus dem Nachtdienst berichten den Kollegen von der Tagschicht kurz über ihre Einsätze. Übergabe nennt man das. Zweimal mussten sie raus. Das Material im Rettungswagen ist wieder aufgefüllt, alle Formulare geschrieben.

Matthias Litterst und Dieter Kropp nehmen die Funkmeldeempfänger – auch Piepser genannt – in Empfang. Die Nachtdienstler verabschieden sich. Jetzt beginnt die Arbeit für den Tagdienst.

Dieter Kropp wird das Einsatzfahrzeug heute fahren. Der Rettungsassistent setzt sich ans Steuer, rückt den Sitz in die für ihn passende Position. Funkgerät und Blaulichter funktionieren, der Tank ist voll. Auch ein Blick rund um das Fahrzeug – der Sichtcheck – bestätigt: Der Rettungswagen ist einsatzbereit.

Zeitaufwändiger Check

Die Überprüfung der medizinischen Ausrüstung nimmt dagegen schon bedeutend mehr Zeit in Anspruch. Notfallsanitäter Matthias Litterst nimmt sich zuerst die Defibrillator/EKG-Einheit vor.

Sie muss auf ihre Funktionalität überprüft werden, dies ist im Medizinproduktegesetz (MPG) so vorgeschrieben, erklärt er dazu. Dann packt er den Fingerclip für das Pulsoximeter aus.

"Damit kann ich die Sauerstoffsättigung messen, das Gerät zeigt mir auch gleichzeitig die Pulsfrequenz beim Patienten an", erläutert er.

Die medizinische Einrichtung des Fahrzeugs genau zu überprüfen, da geht locker eine gute Stunde ins Land. Dieter Kropp beschäftigt sich derweil mit dem Notfallkoffer. Hier sind alle Notfallmedikamente zu finden.

Verbandszeug, Blutzuckermessgerät, Fiebermesser und anderes Hilfsmaterial liegen einsatzbereit und übersichtlich angeordnet im Koffer. Eigentlich kein Hexenwerk für den Fachmann.

Trotzdem muss Kropp genau hinschauen: "Wir achten auf das Verfallsdatum der Materialien", sagt er. Die Medikamente müssen sogar täglich überprüft werden. Das gleiche Prozedere beginnt kurze Zeit später mit dem Baby-Notfallkoffer, dann folgt die Sauerstofftasche.

Test erfolgt täglich

"Wir müssen täglich testen, denn es wäre fatal, wenn ein medizinisches Gerät im Einsatz nicht funktionieren würde", erklärt er dazu. Matthias Litterst schaut sich derweil die Schubladen im Rettungswagen genauer an, dort sind – wie im Koffer – Medikamente und Hilfsmaterialien gelagert.

Und wenn bei einem Einsatz etwas verbraucht wird? "Da können wir uns aus dem Lager der Rettungswache bedienen", sagt Littert und schließt die Schränke auf. Dann fällt ihm ein: "Das bestellte Material kommt übrigens heute, das müssen wir noch einräumen", sagt er zu seinem Kollegen. Alles immer unter der Voraussetzung, dass der Alarmpiepser schweigt.

Großer Einsatzradius

Der Einsatzbereich des Hornberger Rettungswagens ist genau definiert: "Gutach-Hausach in der einen, ungefähr bis Niederwasser in der anderen Richtung.

"Wenn die Kollegen aus Elzach im Einsatz sind, müssen wir durchaus auch dorthin", erklärt Matthias Litterst. Genauso verläuft es mit Triberg, Hausach oder Schramberg. Gebietsabdeckung nennt man das. Die Einsätze nehmen übrigens seit Jahren ständig zu: "Gut 80 Prozent sind internistisch, dazu kommen auch Hilfseinsätze von Hausnotrufteilnehmern", sagt Litterst.

Lange Einsatzzeiten

Und die Anfahrtswege sind lang: Fachkliniken sind – je nach Diagnose – in Lahr, Offenburg oder Villingen-Schwenningen. "Und entsprechend lang sind dann auch die Zeiten, in denen wir unterwegs sind", fügt Dieter Kropp hinzu. Er ist Rettungsassistent, dem seit 1989 ersten staatlich anerkannten Beruf im Rettungsdienst. Das Berufsbild wurde 2014 durch den Notfallsanitäter abgelöst.

"Bis 2020 müssen wir uns weitergebildet und die Prüfung zum Notfallsanitäter abgelegt haben", sagt Kopp. Sein Kollege hat das schon hinter sich: "Es war eine hervorragende Ausbildung an der DRK-Landesschule, allerdings für mich auch ein extremer Prüfungsstress, weil es hier ja um meine berufliche Existenz geht", erzählt Matthias Litterst.

Beide lieben ihren Beruf und sind schon jahrelang dabei. Weniger glücklich sind sie über die langen Arbeitstage. Sie arbeiten zwölf Stunden pro Tag in einer 48-Stunden-Woche. "Aber das ist ein anderes Thema", sagt Litterst. Der Wagen ist nun überprüft, alles wird noch dokumentiert.

Beginnt nun das Warten auf den Einsatz? "Nein, wir haben genug zu tun", sagen beide und lachen. Jetzt ist nämlich ist die tägliche Fahrzeugreinigung angesagt. Routine bei den beiden Rettungsdienstlern. Aber das kann sich schon in der nächsten Sekunde ändern, dann nämlich, wenn die Leitstelle Offenburg den Hornberger Rettungswagen zu einem Notfalleinsatz alarmiert.                     Eckhard Gräff